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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Leintücher des Hochzeitsbettes zeigst!«
    »Wäre nicht schlecht, meinst du nicht? Jedenfalls wäre er dann still«, sagte Ian, dem daran gelegen war, die Wogen zu glätten. »Komm jetzt, mi dhu, du solltest dich nicht so aufregen, es ist schlecht für das Baby. Und für Klein Jamie ist das Geschrei auch nichts.« Er streckte die Arme nach seinem Sohn aus, der den Tränen nah war. Ian schaute mich an und machte mit dem Kopf ein aufforderndes Zeichen in Richtung Jamie.
    Ich begriff und führte Jamie zu einem Lehnstuhl in einer neutralen Ecke. Ian sorgte dafür, daß Jenny neben ihm auf dem Sofa Platz nahm, und legte ihr den Arm fest um die Schultern.
    Trotz seiner bescheidenen Art hatte Ian Murray keine Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Ich hatte die Hand auf Jamies Schulter gelegt und fühlte, wie die Spannung in ihm ein wenig nachließ. Das Zimmer ähnelte einem Boxring - die Gegner saßen mit ihrem Trainer in gegenüberliegenden Ecken und warteten ungeduldig auf den Gong zur nächsten Runde.
    Ian nickte seinem Schwager zu und lächelte. »Jamie. Gut, dich zu sehen, Mann. Wir freuen uns, daß du wieder zu Hause bist, und mit dir deine Frau. Nicht wahr, mi dhu ?« wandte er sich mit deutlicher Absicht an Jenny und faßte sie fester an der Schulter.
    Aber sie war nicht der Typ, der sich zu irgend etwas zwingen ließ. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepreßt und öffneten sich nur einen winzigen Spalt. »Kommt darauf an.«
    Jamie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und schaute auf, als wäre er zur nächsten Runde bereit.
    »Ich sah dich mit Randall ins Haus gehen«, sagte er stur. »Hinterher hat er mir erzählt, daß du ein Muttermal auf der Brust hast. Kannst du mir vielleicht erklären, woher er das wissen soll, he?«
    Sie schnaubte heftig. »Kannst du dich an alles erinnern, was an jenem Tag geschah, oder hat dir der Hauptmann mit seinem Säbel die Erinnerung aus dem Gehirn geschlagen?«
    »Natürlich erinnere ich mich! Ich werde es wohl kaum vergessen!«
    »Dann wirst du dich vielleicht auch erinnern, daß ich dem Hauptmann einen Stoß mit dem Knie gegeben habe, der gesessen hat.«
    Jamie zuckte die Schultern und ließ ein knappes »Ja« hören.

    »Nun, Jamie«, fuhr Jenny überlegen fort, »wenn deine Frau - ihren Namen könntest du mir ja schon sagen, du hast überhaupt keine Manieren -, wenn deine Frau dich in dieser Art behandeln würde - und du hättest es wirklich verdient -, wärst du dann wohl in der Lage, kurz darauf deinen ehelichen Pflichten nachzukommen?«
    Jamie, der etwas hatte einwenden wollen, schloß plötzlich den Mund. Er schaute seine Schwester durchdringend an, und dann begann ein Mundwinkel zu zucken.
    »Kommt darauf an.« Er lehnte sich im Stuhl zurück und betrachtete seine Schwester mit dem skeptischen Ausdruck des jüngeren Bruders, der zwar weiß, daß er für Märchen eigentlich zu alt ist, sie aber dennoch halb glaubt.
    »Wirklich?« fragte er.
    Jenny wandte sich an Ian. »Geh und hol die Leintücher!« befahl sie.
    Jamie hob beide Hände zum Zeichen seiner Unterwerfung. »Nein, nein, ich glaube dir. Es war nur sein Verhalten hinterher …«
    Jenny war gnädig. Entspannt lehnte sie sich an Ian und zog ihren Sohn an sich.
    »Nach alldem, was er vorher von sich gegeben hatte, konnte er vor seinen Männern wohl schlecht zugeben, daß er nicht dazu in der Lage war, oder? Er mußte doch den Anschein erwecken, daß er seine Drohung wahrgemacht hatte. Und ich muß schon sagen, der Kerl war ziemlich ekelhaft. Er zerriß mir das Kleid und schlug mich halb ohnmächtig. Als ich wieder zu mir gekommen war und mich einigermaßen angezogen hatte, waren die Engländer weg, und du mit ihnen.«
    Jamie seufzte tief und schloß kurz die Augen. Seine breiten Hände lagen auf den Knien, und ich hatte meine obendrauf gelegt. Er nahm sie und lächelte mir leise zu, bevor er sich wieder an seine Schwester wandte.
    »Gut«, sagte er. »Aber eines möchte ich noch wissen, Jenny: Hast du gewußt, daß er dir nichts würde antun können, als du mit ihm gegangen bist?«
    Sie war einen Augenblick still und schaute ihrem Bruder fest in die Augen. Schließlich schüttelte sie mit einem feinen Lächeln den Kopf.
    Sie streckte die Hand vor, um Jamie Einhalt zu gebieten, und zog
fragend die Augenbrauen hoch. »Wenn dein Leben ein geeignetes Tauschpfand für meine Ehre ist, dann erkläre mir doch bitte, warum meine Ehre kein geeignetes Tauschpfand für dein Leben ist? Oder willst du mir

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