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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wenn es eine Schande ist, daß seine eigene Mutter so was sagen muß.«
    Sie hob mahnend den Zeigefinger. »Nicht daß Ronalds Vater nicht auch mal einen über den Durst getrunken hätte. Aber Hand an mich legen oder an die Kinder, das hat er nie getan - das heißt, nur ein einziges Mal, und dann nie wieder«, fügte sie nachdenklich hinzu. Sie zwinkerte mir zu, ihre kleinen runden Backen röteten sich, und ich dachte, daß sie einmal ein sehr lebendiges und hübsches Mädchen gewesen sein mußte.
    »Einmal hat er mich geschlagen, aber ich habe die Pfanne genommen und sie ihm um die Ohren gehauen. Dachte schon, ich hätt’ ihn umgebracht. Und ich war schon am Jammern, weil ich nicht wußte, wie ich als Witwe zwei Kinder durchbringen sollte. Aber er hat’s überlebt«, fügte sie ungerührt hinzu, »und hat weder mir noch den Kindern jemals wieder etwas getan. Dreizehn hab’ ich geboren«, sagte sie stolz, »und zehn großgezogen.«
    »Respekt, Respekt!« sagte ich und meinte es auch.
    »Himbeerblätter, Mädel.« Sie legte mir die Hand vertraulich auf das Knie. »Auf Himbeerblätter kann man sich immer verlassen.
Und wenn nicht, dann kommen Sie zu mir, und ich mach’ Ihnen einen Trunk aus Rudbeckie und Kürbissamen und einem rohen Ei. Das bringt den Samen von Ihrem Mann direkt ans Ziel, und Sie werden bis Ostern wie ein Kürbis aufgehen.«
    Ich hüstelte und wurde ein wenig rot im Gesicht. »Mmmpf. Und Sie wollen, daß Jamie, der Herr, meine ich, Ihren Enkel als Stallburschen ins Haus nimmt, damit er von seinem Vater wegkommt?«
    »Aye, genau das. Und er ist ein guter Arbeiter, der kleine Rabbie, und der Herr wird -«
    Das Gesicht der alten Frau erstarrte mitten im Satz. Ich drehte mich um und erstarrte ebenfalls. Rotröcke. Dragoner, sechs an der Zahl, die den Weg zur Mühle heruntergeritten kamen.
    Mit bewundernswerter Geistesgegenwart erhob sich Mrs. MacNab und setzte sich auf Jamies Kleider, so daß alles unter ihren Röcken verschwand.
    Hinter mir platschte es im Teich, als Jamie auftauchte und nach Luft schnappte. Ich fürchtete, ein Ruf oder eine Bewegung könnte die Aufmerksamkeit der Dragoner auf den Teich lenken, aber plötzlich war es totenstill hinter mir, und da wußte ich, daß Jamie sie gesehen hatte. Nur ein einziges Wort drang vom Wasser an mein Ohr, leise, aber aus vollem Herzen:
    »Scheiße!«
    Die Alte saß mit steinernem Gesicht da, ohne sich zu rühren, und beobachtete, wie die Soldaten den Hügel herunterkamen. Im letzten Augenblick zischte sie mir zu, daß ich den Mund nicht aufmachen dürfe - sie sollten auf keinen Fall hören, daß ich Engländerin war. Ich hatte kaum mehr Zeit zu nicken, als die mit Schmutz bespritzten Pferde vor uns anhielten.
    »Guten Morgen, meine Damen«, sagte der Anführer. Er war ein Korporal, aber Gott sei Dank nicht Korporal Hawkins. Ein schneller Blick zeigte mir, daß ich keinen der Männer von Fort Williams her kannte, und ich entspannte mich etwas.
    »Ich sah die Mühle von oben«, sagte der Dragoner, »und wollte einen Sack Mehl kaufen.« Er machte vor uns beiden eine leichte Verbeugung, offenbar unsicher, an wen er sich wenden sollte.
    Mrs. MacNab war frostig, aber höflich.
    »Guten Morgen«, sagte sie und neigte leicht den Kopf. »Wenn Sie wegen Mehl gekommen sind, muß ich Sie leider enttäuschen. Das Mühlrad funktioniert nicht. Vielleicht das nächste Mal.«

    »Oh, was fehlt denn?« Der Korporal, ein gedrungener junger Mann mit frischer Gesichtsfarbe, schien interessiert. Er ging an den Rand des Teiches, um einen Blick auf das Rad zu werfen. Der Müller, der gerade den Kopf aus dem Fenster steckte, um Jamie den neuesten Stand mitzuteilen, zog ihn sofort wieder ein.
    Der Korporal rief einen seiner Männer. Sie stiegen zur Mühle hinauf, der Soldat bückte sich folgsam und ließ den Korporal auf seinen Rücken klettern. Mit einem Klimmzug hievte er sich auf das Strohdach und bekam von dort den oberen Rand des Mühlrades zu fassen. Er rüttelte es hin und her und schrie dem Müller im Haus zu, er solle versuchen, den Mühlstein mit der Hand zu drehen.
    Ich zwang mich, nicht auf den Grund des Gerinnes zu schauen. Ich kannte mich zwar mit Wasserrädern nicht aus, aber ich fürchtete, daß alles, was in der Nähe der Unterwassermechanik war, zermalmt werden könnte, wenn es plötzlich in Gang käme. Das war offensichtlich nicht aus der Luft gegriffen, denn Mrs. MacNab sprach in scharfem Ton zu einem Soldaten in der Nähe:
    »Sie sollten Ihren Herrn da

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