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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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liegen. Ich lehnte mich an ihn, zog seine Hände nach vorne, und stellte mir vor, sie würden sich über die zarte Schwellung eines ungeborenen Kindes breiten.
    Als ich den Kopf drehte, um ihn zu küssen, bemerkte ich die kleine Gestalt, die zusammengerollt im Sessel lag.
    »Schau, sie haben Klein Jamie vergessen.« Der Kleine schlief normalerweise im Zimmer seiner Eltern. Heute war er neben dem Kamin eingeschlafen, während wir uns bei Wein unterhalten hatten. Keiner hatte daran gedacht, ihn in sein Bettchen zu tragen.
    »Jenny vergißt nie etwas«, sagte Jamie. »Ich vermute, daß sie und Ian jetzt keinen großen Wert auf seine Gesellschaft legen.« Er
machte sich an dem Verschluß meines Rockes zu schaffen. »Er kann ruhig bleiben, wo er ist.«
    »Aber wenn er aufwacht?«
    Er öffnete mein Mieder und warf seinem schlafenden Neffen einen wohlwollenden Blick zu.
    »Irgendwann muß er es sowieso lernen, meinst du nicht? Du willst doch nicht, daß er so ahnungslos bleibt, wie es sein Onkel war?« Er warf ein paar Kissen vor den Kamin und ließ sich mit mir darauf nieder.
    Im Licht des Feuers glänzten die Narben auf seinem Rücken silbrig. Ich fuhr die Striemen mit dem Finger nach, und bei der Berührung liefen ihm Schauer über den Rücken.
    »Glaubst du, daß Jenny recht hat?« fragte ich später. »Wollen Männer wirklich wieder nach innen zurück? Wollt ihr deswegen bei uns liegen?« Jamie lachte mir leise ins Ohr.
    »Es ist nicht gerade das erste, woran ich denke, wenn ich mit dir ins Bett gehe, Sassenach. Wirklich nicht. Aber dann…« Seine Hände streichelten sanft über meine Brüste, und seine Zunge umkreiste meine Brustwarze. »Ich würde auch nicht sagen, daß sie ganz falsch liegt. Manchmal… ja, manchmal wäre es gut, wieder da drinnen zu sein, sicher und… eins. Vielleicht wollen wir deswegen Nachkommen zeugen - weil wir wissen, daß wir selber nicht zurück können. Da geben wir dieses kostbare Geschenk an unsere Kinder weiter, wenigstens für ein Weilchen…« Er schüttelte sich plötzlich wie ein nasser Hund.
    »Nimm’s nicht ernst, Sassenach«, murmelte er. »Der Holunderwein ist mir in den Kopf gestiegen.«

31
    Quartalstag
    Nach einem leisen Klopfen öffnete Jenny die Tür und trat ein. Sie trug ein zusammengefaltetes blaues Kleidungsstück über dem Arm und in der anderen Hand einen Hut. Nach einem kritischen Blick auf ihren Bruder nickte sie.
    »Das Hemd ist in Ordnung. Und ich habe an deinem besten Mantel den Saum herausgelassen; deine Schultern sind wohl ein bißchen breiter geworden, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe.« Sie legte den Kopf schief und musterte ihren Bruder. »Siehst heute endlich mal anständig aus, jedenfalls bis zum Hals. Komm, setz dich, und ich kämme dir die Haare.« Sie deutete auf den Hocker am Fenster.
    »Meine Haare? Ist was mit meinen Haaren?« fragte Jamie und fuhr mit der Hand prüfend darüber. Sie waren inzwischen fast schulterlang, und er hatte sie wie gewöhnlich mit einem Lederband zurückgebunden, damit sie ihm nicht ins Gesicht fielen.
    Ohne sich mit einer Antwort aufzuhalten, drückte ihn seine Schwester auf den Hocker, zog das Band auf und begann, seine Haare mit einer Bürste zu bearbeiten.
    »Was mit deinen Haaren ist? Zum einen hängen Kletten darin.« Vorsichtig zog sie die kleinen Stachelbällchen heraus und ließ sie auf die Kommode fallen. »Und Eichenblätter und… sag mal, wo warst du denn gestern - hast du wie ein Schwein unter den Bäumen Trüffel gesucht? Da sind ja mehr Knoten drin als in einem frischgewaschenen Wollstrang!«
    »Au!«
    »Sitz still, Roy.« Sie kämmte Strähne für Strähne aus, bis sein Kopf von einer kastanienbraunen, kupfer-, zimt- und goldfarbenen Haarflut umgeben war, die im Licht der Morgensonne leuchtete. Jenny breitete die Locken mit den Händen aus und schüttelte den Kopf.

    »Ich verstehe nicht, warum der Herr eine solche Haarpracht auf einen Mann verschwendet hat«, bemerkte sie.
    »Ist es nicht wunderbar?« stimmte ich zu. »Schau dir nur diese blonden Strähnen an, die die Sonne ausgebleicht hat.« Das Objekt unserer Bewunderung begann sich zu wehren.
    »Wenn ihr nicht aufhört, rasiere ich mir den Kopf.« Drohend griff er nach dem Messer. Seine Schwester schlug ihm mit der Rückseite der Bürste aufs Handgelenk. Er schrie auf und schrie noch einmal, als sie seine Haare nach hinten zerrte.
    »Halt still«, befahl sie. Sie teilte die Haare in drei dicke Strähnen. »Ich mach’ dir einen anständigen

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