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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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kamen. »Deine Frau wird nichts dagegen haben, wenn ein bißchen Geld reinkommt, was, Ronald? Hier ist dein Maulesel - ein schönes Tier!« Das räudige Vieh hatte ebenfalls die Gastfreundschaft des Gutes genossen und kaute noch an einem Stohhalm, der ihm aus dem Maul hing.
    Jamie half MacNab, der diesen Beistand allem Anschein nach dringend benötigte, in den Sattel. MacNab reagierte weder mit einem Winken noch mit einem Gruß auf Jamies leutselige Abschiedsworte, sondern nickte nur benommen und ritt langsam aus dem Gutshof hinaus.
    Jamie lehnte sich an den Zaun und tauschte mit diesem und jenem Pächter, der sich auf den Heimweg machte, noch ein paar Freundlichkeiten aus, bis die verlotterte Gestalt von MacNab hinter dem Hügel verschwunden war. Er richtete sich auf und pfiff durch die Finger. Ein Junge mit sauberem Hemd und verdrecktem Kilt kroch unter dem Heuwagen hervor.
    »Nun, Rabbie«, sagte Jamie, »sieht so aus, als hätte dein Vater doch noch erlaubt, daß du hier Stallbursche wirst. Du wirst bestimmt hart arbeiten und ihm alle Ehre machen, was?« Runde, blutunterlaufene Augen starrten ihn aus dem schmutzigen Gesicht an. Der Junge brachte kein Wort hervor, bis Jamie ihn sanft an der Schulter nahm und zum Pferdetrog führte.

    »In der Küche ist noch was zu essen für dich, Junge. Aber wasch dich erst ein bißchen. Mrs. Crook ist da eigen, weißt du.« Er beugte sich herunter und flüsterte: »Und laß die Ohren nicht aus, oder sie wird sich drum kümmern. Heute früh hat sie schon meine gebürstet.« Der Junge entwischte mit einem scheuen Lächeln zum Trog.
    »Ich bin froh, daß du es geschafft hast«, sagte ich und hängte mich bei Jamie ein, »ich meine, mit dem kleinen Rabbie MacNab. Wie hast du das gemacht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bin mit Ronald zum Brauhaus gegangen und habe ihm mit der Faust in die Weichteile geschlagen. Habe ihn gefragt, ob er sich lieber von seinem Sohn oder seiner Leber trennen möchte.« Stirnrunzelnd schaute er mich an.
    »Es war nicht richtig, aber was hätte ich sonst tun können? Ich wollte nicht, daß der Junge mit seinem Vater zurückgeht. Nicht nur, weil ich es seiner Großmutter versprochen habe. Jenny hat mir erzählt, wie sein Rücken aussieht.« Er zögerte. »Ich will dir was sagen, Sassenach. Mein Vater hat mich so oft verprügelt, wie er es für nötig hielt, aber ich habe mich nicht geduckt, wenn er etwas zu mir sagte. Und ich glaube nicht, daß Rabbie eines Tages mit seiner Frau im Bett liegen und darüber lachen wird.«
    Er zog die Schultern auf eine merkwürdig schräge Weise hoch.
    »Er hat recht; der Junge ist sein Sohn, und er kann mit ihm tun, was er will. Und ich bin nicht Gott, nur der Gutsherr, und das ist ein ganzes Stück weiter unten. Dennoch…« Er schaute mit einem schiefen Lächeln zu mir herunter.
    »Die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Brutalität ist verdammt schmal, Sassenach. Ich hoffe nur, daß ich auf der richtigen Seite geblieben bin.«
    Ich legte ihm den Arm um die Taille.
    »Es war richtig, Jamie.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    Eng umschlungen schlenderten wir zurück zum Haus. Die weißgekalkten Gebäude leuchteten im Abendlicht. Anstatt hineinzugehen, führte Jamie mich auf die kleine Erhöhung hinter dem Gutshaus. Von hier oben überblickten wir das ganze Anwesen.
    Ich lehnte den Kopf an Jamies Schulter und seufzte. Er drückte mich zur Antwort leicht an sich.
    »Dafür bist du geboren, nicht wahr, Jamie?«

    »Vielleicht, Sassenach.« Er schaute über das Gut, die Felder, die Katen und die Wege.
    »Und du, Sassenach? Wofür bist du geboren? Um Gutsherrin zu sein oder um wie eine Zigeunerin am Straßenrand zu schlafen? Um die Frau eines Dozenten oder die Frau eines Geächteten zu sein?«
    »Ich wurde für dich geboren«, sagte ich schlicht und streckte ihm die Arme entgegen.
    »Weißt du«, sagte er, als er mich schließlich losließ, »das hast du noch nie gesagt.«
    »Du auch nicht.«
    »Doch. Am Tag nach unserer Ankunft. Ich habe dir gesagt, daß ich dich mehr begehre als alles andere in meinem Leben.«
    »Und ich habe geantwortet, daß lieben und begehren nicht unbedingt dasselbe ist.«
    Er lachte. »Vielleicht hast du recht, Sassenach.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht und küßte mich auf die Stirn. »Ich habe dich gewollt, seit ich dich zum erstenmal gesehen habe - aber geliebt habe ich dich, als du weinend in meinen Armen gelegen hast und dich von mir hast trösten lassen, damals in Leoch.«
    Die Sonne versank

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