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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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könnest einem Blutsverwandten so etwas antun. Im übrigen weißt du auch, daß sich deine Männer augenblicklich gegen dich wenden würden, wenn das herauskäme. Sie nehmen eine ganze Menge hin, aber nicht Verrat am eigenen Blut.« Während ich sprach, fiel mir etwas ein.
    »Warst du es, der Jamie letztes Jahr an der Grenze überfallen hat?«
    Die schweren Augenbrauen hoben sich erstaunt.
    »Ich? Nein! Ich habe den Jungen halbtot gefunden und ihn gerettet! Hätte ich das getan, wenn ich ihm übelgewollt hätte?«
    Unter meinem Umhang tastete ich mit der Hand nach unten und empfand es als tröstlich, den Griff meines Dolches zu spüren.

    »Wenn du es nicht warst, wer war es dann?«
    »Das weiß ich nicht.« Sein Blick war wachsam, schien aber nichts zu verbergen. »Es war einer von den drei Männern ohne Clanbindung, die damals mit Jamie auf der Jagd waren. Einer hat den anderen beschuldigt, es war unmöglich, die Wahrheit herauszufinden.« Er zuckte mit den Achseln, und sein Reisemantel rutschte über eine Schulter.
    »Es spielt keine Rolle mehr; zwei der Männer sind tot, und der dritte sitzt im Gefängnis - aus einem anderen Grund, aber was macht das schon.«
    Es war eine gewisse Erleichterung, daß er immerhin kein Mörder war. Er hatte keinen Grund, mich jetzt anzulügen, soweit er wußte, war ich vollständig hilflos. Er könnte mich zwingen, zu tun, was immer er wollte. Jedenfalls bildete er sich das wahrscheinlich ein. Ich legte die Hand um den Griff meines Dolches.
    Es war nur wenig Licht in der Höhle, aber ich beobachtete ihn genau und sah, daß ein unsicherer Ausdruck über sein Gesicht huschte, während er den nächsten Zug plante. Er machte einen Schritt auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen, blieb aber stehen, als er mich zurückweichen sah.
    »Claire. Meine süße Claire.« Seine Stimme war sanft, und schmeichelnd strich er mir mit der Hand über den Arm. Er wollte mich also lieber verführen als zwingen.
    »Ich weiß, warum du so kalt mit mir sprichst und warum du schlecht von mir denkst. Du weißt, daß ich für dich brenne, Claire. Und es ist wahr - ich will dich seit der Nacht der Versammlung, seit ich deine süßen Lippen geküßt habe.« Zwei Finger ruhten leicht auf meiner Schulter und glitten jetzt zu meinem Hals. »Wäre ich ein freier Mann gewesen, als Randall dich bedrohte, dann hätte ich dich auf der Stelle geheiratet und den Kerl zum Teufel geschickt.« Stückchen für Stückchen kam er näher und drängte mich an die Felswand der Höhle. Seine Fingerspitzen fuhren am Verschluß meines Mantels entlang und berührten meine Kehle.
    Mein Gesichtsausdruck hinderte ihn daran, seine Annäherung fortzusetzen. Er ließ jedoch die Hand an meinem Hals, so daß er den wilden Pulsschlag spürte.
    »Und dennoch, obwohl ich so fühle - und ich will es nicht länger vor dir verbergen -, wirst du doch wohl nicht glauben, daß ich Jamie im Stich lassen würde, wenn die geringsten Aussichten bestünden?
Schließlich ist Jamie Fraser für mich derjenige, der einem Sohn am nächsten kommt!«
    »Wenn man von deinem eigenen Sohn absieht«, entgegnete ich. »Oder sind es inzwischen zwei?« Die Finger an meiner Kehle verstärkten ihren Druck und fielen dann nach unten.
    »Was soll das heißen?« Inzwischen war jede Heuchelei, jede Verstellung überflüssig. Sein Blick war scharf, und der Mund eine grimmige Linie im roten Bart. Er war sehr groß und sehr nah, aber ich hatte mich schon zu weit vorgewagt.
    »Das heißt, daß ich weiß, wer Hamishs Vater ist«, sagte ich. Er hatte es wohl halbwegs erwartet und hatte sein Gesicht gut unter Kontrolle, aber meine vierwöchige Erfahrung als Hellseherin kam mir jetzt zugute. Ich sah ein winziges erschrockenes Flackern in seinen Augen, und seine Mundwinkel zuckten in kurzer Panik.
    Trotz der Gefahr fühlte ich einen momentanen Triumph. Ich hatte also recht gehabt, und dieses Wissen könnte vielleicht genau die Waffe sein, die ich brauchte.
    »Du weißt es also«, sagte er leise.
    »Ja. Und ich vermute, daß es auch Colum weiß.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und ich fragte mich, ob er bewaffnet war.
    »Eine Weile hat er wohl geglaubt, es wäre Jamie gewesen«, fuhr ich fort und starrte ihm direkt in die Augen. »Wegen der Gerüchte. Du hast sie wahrscheinlich in die Welt gesetzt, mit Hilfe von Geillis Duncan. Warum? Weil Colum Verdacht gegen Jamie geschöpft und Letitia zur Rede gestellt hat? Sie konnte ihm sicher nicht sehr lange standhalten. Oder

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