Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
wurden. Sie sollen Sie nach Eldridge zurückbringen, damit ich Sie identifizieren kann. Das wird sie überzeugen. Wir sagen ihnen dann, daß Sie eine Freundin von Annabelle aus London sind.«
    »Und wir werden Sie in Sicherheit bringen, bevor Sir Fletcher auftaucht, um seine Aufwartung zu machen«, fügte Lady Annabelle hinzu.
    Sir Marcus hatte uns Hector und Absalom zur Begleitung angeboten, aber Murtagh meinte, dann würde unsere Verbindung zu Eldridge herauskommen, falls wir auf englische Soldaten stießen. Wir waren also nur zu dritt, als wir, warm eingemummt gegen die Kälte, die Straße nach Dingwall entlangritten. Ich trug eine dicke Geldbörse und ein Schreiben des Herrn von Eldridge bei mir, die uns die Überfahrt über den Kanal sichern sollten. Es war schwer, im Schnee vorwärtszukommen; zwar war er nicht tief, aber er verdeckte Felsen, Löcher und andere Hindernisse, so daß die Pferde nur mühsam Halt fanden. Bei jedem Schritt flogen Schnee und Morast hoch und bespritzten die Tiere, deren Atem in der eisigen Luft dampfte.
    Murtagh bahnte uns den Weg. Ich ritt neben Jamie, um ihm zu helfen, falls er das Bewußtsein verlieren würde; er hatte darauf bestanden, ans Pferd gebunden zu werden. Nur seine linke Hand war frei, und die lag auf der Pistole, die, unter seinem Umhang verborgen, am Sattel in einer Schlinge steckte.

    Wir kamen an ein paar verstreuten Hütten vorbei. Rauch stieg über den strohgedeckten Dächern auf, aber die Bewohner und ihre Tiere befanden sich alle im Inneren, wo sie vor der Kälte geschützt waren. Hier und da sah man einen Mann, der mit Eimern oder einem Armvoll Heu von der Hütte zum Schuppen unterwegs war, aber die Straße war so gut wie menschenleer.
    Zwei Meilen von Eldridge entfernt passierten wir die Wentworth-Festung, die düster in der hügeligen Landschaft aufragte. Hier war der Schnee auf der Straße festgetreten; selbst beim schlimmsten Wetter herrschte hier ein ständiges Kommen und Gehen.
    Wir hatten es so eingerichtet, daß wir in der Mittagszeit vorbeikamen, und rechneten damit, daß die Wachen mit ihrer Brotzeit beschäftigt wären. Wir überquerten die Straße, die zum Tor führte - nichts weiter als eine Gruppe von Reisenden, die das Pech hatte, bei so miserablem Wetter unterwegs zu sein.
    Als wir das Gefängnis hinter uns hatten, machten wir in einem kleinen Kieferngehölz eine kurze Pause. Murtagh beugte sich nach vorne, um unter den Schlapphut zu schauen, der Jamies verräterisches Haar bedeckte.
    »Alles in Ordnung, Junge? Du bist so still!«
    Jamie hob den Kopf. Sein Gesicht war bleich, und trotz des eiskalten Windes rann ihm der Schweiß den Hals hinunter. Es gelang ihm, ein halbherziges Grinsen hervorzubringen.
    »Geht schon.«
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich besorgt. Er saß zusammengesunken im Sattel. Ich bekam die andere Hälfte des Grinsens ab.
    »Ich habe mich gefragt, was mir am meisten weh tut - die Rippen, die Hand oder der Hintern. Die Entscheidung fällt mir schwer, und das hält mich davon ab, mir über meinen Rücken Gedanken zu machen.« Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, die Sir Marcus uns freundlicherweise mitgegeben hatte, schüttelte sich und reichte sie an mich weiter. Das Zeug war weit besser als der Fusel, den ich auf der Straße nach Leoch getrunken hatte, aber genauso stark. Wir ritten weiter, und ein kleines lustiges Feuer brannte in meinem Magen.
    Die Pferde kämpften sich gerade einen kleinen Abhang hinauf, als ich sah, wie Murtaghs Kopf ruckartig hochfuhr. Ich folgte seinem Blick und entdeckte die Rotröcke, vier an der Zahl, die oben
auf dem Hügel auf ihren Pferden saßen und zu uns herunterschauten.
    Es gab kein Entrinnen; sie hatten uns gesehen und riefen uns an. Flucht war unmöglich. Wir mußten also bluffen. Ohne einen Blick zurück ritt Murtagh ihnen entgegen. Der Korporal war ein Berufssoldat mittleren Alters, der in seinem schweren Wintermantel aufrecht im Sattel saß. Er verbeugte sich höflich vor mir und wandte sich dann an Jamie.
    »Entschuldigung, Sir, Madam. Wir haben den Befehl, alle Reisenden auf dieser Straße anzuhalten und sie zu fragen, ob sie etwas über die Gefangenen wissen, die vor kurzem aus dem Wentworth-Gefängnis ausgebrochen sind.«
    Gefangene. Es war mir gestern also tatsächlich gelungen, nicht nur Jamie zu befreien. Darüber war ich aus verschiedenen Gründen froh; zum einen mußten sich die Verfolger mehr zerstreuen. Vier gegen drei - das war besser, als wir erwartet

Weitere Kostenlose Bücher