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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Zustand über Land nie geschafft hätten, und in Eldridge wollte er nicht bleiben, um den MacRannochs nicht die Engländer auf den Hals zu hetzen.«
    »Statt dessen wird er sich also still und leise auf dem Meer umbringen«, entgegnete ich bitter.
    »Aye. Er meint, daß er sich auf diese Weise nur selbst umbringt und niemanden mitnimmt. Er ist eben selbstlos. Von still und leise kann allerdings keine Rede sein«, fügte Murtagh hinzu und betrat die Kajütentreppe, als von unten unmißverständliche Geräusche heraufdrangen.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich ein oder zwei Stunden später zu Jamie und wischte mir die schweißnassen Haare aus der Stirn. »Könnte sein, daß du in die Geschichte der Medizin eingehst als der erste Mensch, der an Seekrankheit stirbt.«
    »Dann ist es ja gut«, murmelte er in den durchwühlten Haufen von Kissen und Decken hinein. »Dann ist wenigstens nicht alles umsonst gewesen.« Er fuhr hoch und beugte sich zur Seite. »O Gott, schon wieder!« Murtagh und ich sprangen ihm zur Seite. Die Aufgabe, einen großen Mann daran zu hindern, daß er sich bewegt, während er von gnadenlosen Krämpfen geschüttelt wird, ist nichts für Schwache.
    Zum x-ten mal fühlte ich ihm den Puls und legte ihm die Hand kurz auf die feuchte Stirn. Murtagh las meine Gedanken und folgte mir wortlos hinauf an Deck. »Steht nicht sehr gut mit ihm, was?« sagte er ruhig.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich hilflos und schüttelte meine schweißnassen Haare im scharfen Wind. »Ich habe wirklich noch nie gehört, daß einer an Seekrankheit gestorben ist, aber er spuckt jetzt Blut.« Der kleine Mann umklammerte die Reling fester, so daß sich die Knöchel weiß unter der sommersprossigen Haut abzeichneten. »Ich weiß nicht, ob er sich mit den gebrochenen Rippen innerlich verletzt hat oder ob sein Magen vom Erbrechen wund geworden
ist. Jedenfalls ist es kein gutes Zeichen. Und sein Puls ist viel schwächer und unregelmäßig. Ich frage mich, ob sein Herz das mitmacht, verstehst du?«
    »Er hat das Herz eines Löwen.« Er sagte es so leise, daß ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. Vielleicht war es nur der salzige Wind, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Ruckartig drehte er sich zu mir. »Und einen Kopf wie ein Ochse. Hast du etwas von dem Laudanum übrig, das dir Lady Annabelle gegeben hat?«
    »Ja, noch alles. Er wollte nichts nehmen; er will nicht schlafen, hat er gesagt.«
    »Ja, ja. Meistens bekommt man nicht das, was man will; warum sollte er da eine Ausnahme machen? Komm mit.«
    Ich folgte ihm besorgt unter Deck. »Ich glaube nicht, daß er es bei sich behalten wird.«
    »Überlaß das mir. Hol die Flasche und hilf mir, ihn aufzurichten.«
    Jamie war nur noch halb bei Bewußtsein; er war schwer wie ein Mehlsack und sträubte sich dagegen, in der niedrigen Kajüte aufgerichtet zu werden. »Ich werde sterben«, sagte er schwach, aber deutlich, »und je eher, desto besser. Geht und laßt es mich in Frieden hinter mich bringen.«
    Murtagh packte ihn fest bei den Haaren und setzte ihm die Flasche an die Lippen. »Schluck das, mein Mäuschen, oder ich breche dir das Genick. Und wehe, du spuckst es wieder aus. Ich halte dir die Nase und den Mund zu, und wenn es dir wieder hochkommt, dann muß es zu den Ohren raus.«
    Mit vereinten Kräften schütteten wir den gesamten Inhalt der Flasche langsam, aber erbarmungslos in den Hals des jungen Herrn von Lallybroch. Hustend und würgend trank Jamie soviel er konnte und sank mit grünem Gesicht keuchend in die Kissen. Murtagh kam jedem drohendem Erbrechen zuvor, indem er ihm boshaft die Nase zuhielt, eine Methode, die zwar nicht immer erfolgreich war, aber immerhin dafür sorgte, daß das Opiat allmählich ins Blut des Patienten überging. Schließlich konnten wir ihn schlaff aufs Bett legen; sein flammendes Haar, die Augenbrauen und die Augenwimpern waren die einzige Farbe auf dem Kissen.
    Etwas später stellte sich Murtagh auf Deck neben mich. »Schau«, sagte ich und deutete auf die vereinzelten Sonnenstrahlen, die im Zwielicht der Abenddämmerung durch die dicken Wolken fielen
und die Felsen der französischen Küste vergoldeten. »Der Kapitän sagt, daß wir in drei oder vier Stunden ankommen werden.«
    »Und nicht zu früh«, sagte mein Begleiter und wischte sich die dünnen braunen Haare aus den Augen. Er sah mich mit einem Ausdruck an, der einem Lächeln näherkam als alles, was ich sonst je in seinem mürrischen Gesicht gesehen hatte.
    Und schließlich traten wir

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