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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zitterten.
    »Ein Alptraum«, erklärte der Mönch, als er mich in der Tür stehen sah. Er überließ mir Jamie und ging zum Tisch, um ein Tuch und einen Wasserkrug zu holen.
    Jamie zitterte immer noch, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Seine Augen waren geschlossen, und er atmete schwer und keuchend. Der Mönch setzte sich neben mich und wischte ihm sanft das Gesicht ab und strich ihm die nassen Haarsträhnen aus der Stirn.
    »Sie sind sicherlich seine Frau«, sagte er zu mir. »Ich glaube, daß es ihm gleich bessergehen wird.«
    Das Zittern ließ nach, und Jamie öffnete mit einem Seufzer die Augen.
    »Es geht schon, Claire«, sagte er. »Aber um Himmels willen, sorgt dafür, daß dieser Gestank aufhört!«
    Erst da bemerkte ich den Duft im Zimmer - ein frischer, blumiger Geruch, den ich so gut kannte, daß er mir gar nicht aufgefallen war: Lavendel. Mit seinem Duft parfümierte man Seifen und Eau de Toilette. Zuletzt hatte ich ihn im Kerker von Wentworth gerochen, und zwar an Hauptmann Jonathan Randall.
    Jetzt quoll er aus einem kleinen Metallgefäß mit Duftöl, das von einem eisernen, mit Rosen verzierten Gestell über einer Kerze hing.
    Es hatte den Patienten beruhigen sollen, aber diese Wirkung war offenbar ausgeblieben. Jamie atmete jetzt leichter; er setzte sich aus eigener Kraft auf und nahm den Wasserbecher, den der Mönch ihm gereicht hatte. Aber sein Gesicht war noch immer weiß, und ein Mundwinkel zuckte.
    Ich nickte dem Franziskaner zu, Jamies Aufforderung nachzukommen, und er legte sogleich ein zusammengefaltetes Handtuch über die Metallschale und trug sie hinaus.
    Jamie seufzte erleichtert auf, dann stöhnte er vor Schmerzen und legte die Hand an die Rippen.

    »Die Wunden an deinem Rücken sind wieder aufgegangen«, sagte ich und drehte ihn so zu mir, daß ich an den Verband kam. »Ist aber nicht schlimm.«
    »Ich weiß. Wahrscheinlich habe ich mich im Schlaf auf den Rücken gedreht.«
    Die dicke Deckenrolle, die ihn in der Seitenlage halten sollte, war auf den Boden gefallen. Ich hob sie auf und legte sie neben ihn aufs Bett.
    »Ich glaube, deswegen habe ich geträumt, daß ich ausgepeitscht werde.« Er schauderte, nahm einen Schluck Wasser und reichte mir den Becher. »Ich brauche was Stärkeres, falls etwas da ist.«
    Wie gerufen trat der hilfreiche Mönch durch die Tür, in einer Hand einen Krug Wein, in der anderen ein Fläschchen Mohnsirup.
    »Alkohol oder Opium?« fragte er Jamie lächelnd und hielt ihm beides hin. »Wählen Sie, welche Art der Bewußtlosigkeit Ihnen lieber ist.«
    »Ich nehme den Wein, bitte. Für diese Nacht habe ich genug geträumt.« Er trank den Wein schluckweise, während mir der Franziskaner dabei half, den Verband zu wechseln und die Wunden mit Ringelblumensalbe zu bestreichen. Als wir Jamie den Rücken gestützt und die Decke über die Schultern gezogen hatten, segnete ihn der Mönch und wünschte ihm »Ruhe wohl«.
    »Danke, Vater«, murmelte Jamie, der schon fast eingeschlafen war. Da er mich offensichtlich bis zum Morgen nicht mehr brauchen würde, berührte ich ihn zum Abschied leicht an der Schulter und ging hinter dem Mönch hinaus auf den Flur.
    »Danke«, sagte auch ich. »Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar.«
    Der Mönch winkte ab.
    »Es freut mich, daß ich Ihnen einen Dienst erweisen konnte«, sagte er, und ich bemerkte, daß er ausgezeichnet englisch sprach, wenn auch mit einem leichten französischen Akzent. »Ich war gerade auf dem Weg zur Kapelle des heiligen Giles, als ich ihn hörte.«
    Mein Herz verkrampfte sich bei der Erinnerung an die fürchterlichen Schreie, und ich hoffe, daß ich sie nie wieder hören würde. Ich schaute zum Fenster am Ende des Ganges, konnte aber kein Zeichen von Morgendämmerung erkennen.
    »Zur Kapelle?« fragte ich überrascht. »Aber ich dachte, die
Mette würde in der Hauptkirche abgehalten. Und dafür ist es doch sicherlich zu früh.«
    Der Franziskaner lächelte. Er war recht jung, vielleicht Anfang dreißig, aber sein seidiges braunes Haar war mit Silberfäden durchzogen. Es war kurz und tonsuriert, und er trug einen gepflegten braunen Bart, der gerade bis zum Kragen seiner Kutte reichte.
    »In der Tat zu früh für die Mette. Ich war auf dem Weg zur Kapelle, weil dies meine Stunde der Ewigen Anbetung des Allerheiligsten ist.« Er blickte in Jamies Zimmer zurück, wo eine Kerze unter der Standuhr erkennen ließ, daß es halb drei war.
    »Ich komme zu spät«, sagte er. »Bruder Bartholomäus möchte

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