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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf dem Steinfußboden einer Kirche liegen müßtest, mit nichts am Leib als deinem Hemd«, erwiderte mein Patient.
    Die Männer lachten, und er fuhr fort: »Die Buße hat zwar nur zwei Stunden gedauert, aber ich habe danach noch eine gebraucht, um vom Boden hochzukommen; ich dachte, mein… äh, ich wäre an den Fliesen festgefroren, aber es hat sich herausgestellt, daß ich nur steif vor Kälte war.«
    Anscheinend ging es Jamie wirklich besser. Ich lächelte gegen meinen Willen, sprach aber trotzdem mit großer Entschiedenheit. »Seien Sie ruhig«, sagte ich, »sonst tue ich Ihnen noch weh.« Er berührte vorsichtig seinen Verband, und ich schlug ihm auf die Finger, bis er sie wegnahm.
    »Ach, eine Drohung war das?« fragte er dreist. »Und das, nachdem ich meinen Whisky mit dir geteilt habe!«
    Die Feldflasche machte die Runde. Als sie bei Dougal angekommen war, kniete er sich neben mich und hielt sie dem Patienten behutsam an die Lippen. Ich legte gebieterisch die Hand auf die Flasche.
    »Keinen Alkohol mehr«, sagte ich. »Er braucht Tee, allenfalls Wasser. Aber keinen Alkohol.«
    Dougal ignorierte mich, entriß mir die Flasche und goß einen großen Schluck Whisky in den Schlund meines Patienten, der daraufhin husten mußte. Dougal wartete nur so lange, bis Jamie sich wieder gefangen hatte, dann setzte er ihm erneut die Flasche an die Lippen.
    »Lassen Sie das!« Ich griff nach dem Whisky. »Wollen Sie ihn so betrunken machen, daß er nicht mehr stehen kann?«
    Ich wurde rüde mit dem Ellbogen beiseite gestoßen.
    »Ein vorlautes Luder, wie?« fragte mein Patient, und es klang amüsiert.
    »Mischen Sie sich nicht ein, Frau«, befahl Dougal. »Wir haben heute nacht noch eine gute Strecke zurückzulegen, und er braucht alle Kraft, die ihm der Trank geben kann.«
    Der Verband war kaum angelegt, da versuchte der Patient, sich
aufzurichten. Ich drückte ihn zu Boden und setzte ihm ein Knie auf die Brust, damit er blieb, wo er war. »Sie sollen sich doch nicht bewegen«, sagte ich erbost. Ich packte den Saum von Dougals Kilt und riß derb daran, damit er sich wieder neben mich kniete.
    »Sehen Sie sich das an«, befahl ich in meinem besten Krankenschwesternton. Ich drückte Dougal das blutdurchtränkte Hemd in die Finger. Er ließ es angewidert fallen.
    Ich nahm seine Hand und legte sie auf die Schulter des Patienten. »Und das auch. Irgendeine Stichwaffe ist geradewegs durch den Kappenmuskel gegangen.«
    »Ein Bajonett«, warf der Patient hilfreich ein.
    »Ein Bajonett!« rief ich. »Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
    Jamie wollte die Achseln zucken, ließ es jedoch mit einem leisen Schmerzenslaut bleiben. »Ich habe gespürt, wie es ins Fleisch ging, aber ich wußte nicht, ob es schlimm ist; es hat nicht sonderlich weh getan.«
    »Tut es jetzt weh?«
    »Ja«, sagte Jamie knapp.
    »Gut«, erwiderte ich, aufs äußerste gereizt. »Sie haben es wirklich nicht besser verdient. Vielleicht ist Ihnen das eine Lehre, daß Sie nicht mehr durch die Gegend sausen, Frauen entführen, Menschen umbringen und …« Ich war lächerlicherweise den Tränen nahe und rang um Selbstbeherrschung.
    Jetzt verlor Dougal die Geduld. »Kannst du deine Füße links und rechts von einem Pferd halten, Junge?«
    »Er kann nirgendwohin!« wandte ich entrüstet ein. »Im Grunde müßte er ins Krankenhaus. Und er kann mit Sicherheit nicht -«
    Mein Protest wurde wie immer ignoriert.
    »Kannst du reiten?« wiederholte Dougal.
    »Aye, wenn du das Mädel von meiner Brust nimmst und mir ein reines Hemd gibst.«

4
    Ankunft auf Burg Leoch
    Der Rest der Reise verlief ereignislos, wenn man es denn für ereignislos halten wollte, bei Nacht an die fünfundzwanzig Kilometer über Land zu reiten, oft nicht einmal auf Straßen, begleitet von Männern, die bis an die Zähne bewaffnet waren, und hinter sich im Sattel einen Verwundeten. Wenigstens wurden wir nicht von Strauchdieben überfallen, trafen wir auf keine wilden Tiere, und es regnete auch nicht. Für die Verhältnisse, an die ich mich zu gewöhnen begann, war es nachgerade langweilig.
    Dann dämmerte es über dem nebelverhangenen Moor, und vor uns ragte im grauen Licht eine gewaltige Masse dunklen Steins auf.
    Um uns herum war es nicht mehr still und verlassen. Ein paar primitiv gekleidete Menschen waren unterwegs zur Burg. Sie traten an den Rand der schmalen Straße, damit die Pferde vorbeitraben konnten, und begafften mein Gewand, das sie offenbar für äußerst fremdartig hielten.
    Es war sehr

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