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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ordnete sich allmählich, als sich die Burgbewohner freie Bahn schufen und die Neuankömmlinge zu ihren Plätzen am unteren Ende des Saales führten.
    Der heutige Abend war eindeutig etwas Besonderes; der junge Mann, der beim Gericht den Dudelsack gespielt hatte, hatte Verstärkung von zwei weiteren bekommen, darunter einem, dessen Auftreten ihn als Meister seines Instruments auswies. Er nickte den beiden anderen zu, und bald war der Saal vom wilden Gebrumm der Dudelsäcke erfüllt.
    Die Melodienpfeifen legten Triller über die Grundtöne, die einem in die Beine fuhren. Die Frauen in meiner Umgebung zuckten anerkennend, und es gab so manches bewundernde Gemurmel, als sie sich übers Geländer beugten und auf den einen oder anderen Mann zeigten, der, mit seinen schönsten Kleidern geschmückt, durch den Saal stolzierte. Ein Mädchen entdeckte Jamie und machte ihre Freundinnen auf ihn aufmerksam. Über sein Erscheinen wurde viel getuschelt und geraunt.
    Zum Teil bestaunten sie sein gutes Aussehen, aber mehr noch rätselten sie über seine Gegenwart beim Eid. Ich bemerkte, daß insbesondere Laoghaire glühte wie die Morgensonne, als sie Jamie beobachtete, und mir fiel ein, was der alte Alec in der Koppel gesagt hatte - Du weißt, ihr Vater wird sie nicht außerhalb des Clans heiraten lassen. Er war doch Colums Neffe, oder? Der junge Mann würde ein guter Fang sein. Abgesehen von der unbedeutenden Tatsache, daß er geächtet war.
    Die Musik strebte einem leidenschaftlichen Höhepunkt entgegen und verstummte dann jäh. In der Totenstille, die darauf folgte, trat Colum MacKenzie aus dem oberen Eingang und schritt zielbewußt zu einem kleinen Podium, das am Ende des Saales errichtet worden war. Zwar gab er sich keine Mühe, seine Behinderung zu verbergen, aber er stellte sie auch nicht zur Schau. Er war prächtig gekleidet, trug einen himmelblauen Rock mit schweren Goldlitzen, silbernen Knöpfen und seidenen, rosenrot gefütterten Aufschlägen, die fast bis zum Ellbogen reichten. Ein Kilt aus feinster Wolle bedeckte seine Knie und den größten Teil seiner Beine mit den karierten Strümpfen.
    Seine Mütze war blau, und in der Silberplakette steckte kein
Ilexzweig, sondern ein Federbusch. Der ganze Saal hielt den Atem an, als er das Podium betrat. An Colum MacKenzie war eindeutig ein Showstar verlorengegangen.
    Er wandte sich den versammelten Clanmitgliedern zu, hob die Arme und begrüßte alle mit dem schallenden Ruf:
    »Tulach Ard!«
    »Tulach Ard!« röhrten die Männer. Die Frau neben mir erschauerte.
    Dann folgte eine kurze gälische Rede. Sie wurde immer wieder von Beifallsbekundungen unterbrochen, und daran schloß sich der eigentliche Treueeid an.
    Dougal MacKenzie war der erste, der vor Colums Podium trat. Es verlieh Colum soviel Größe, daß sich die beiden Brüder Auge in Auge gegenüberstanden. Dougal war schön, aber schlicht in kastanienbraunen Samt ohne Goldtressen gekleidet, um die Aufmerksamkeit nicht von Colums Glanz abzulenken.
    Schwungvoll zückte Dougal den Dolch und beugte ein Knie, während er die Waffe an der Klinge empor hielt. Seine Stimme war nicht so kräftig wie die von Colum, aber laut genug, daß jedes Wort noch in den hintersten Winkel des Saales drang.
    »Ich schwöre beim Kreuz unseres Herrn und Heilands Jesus Christus und bei dem heiligen Eisen, das ich halte, Euch Gefolgschaft zu leisten, und gelobe Euch und dem Namen des Clans MacKenzie Treue. Erhebe ich je meine Hand wider Euch, so soll dieses heilige Eisen mein Herz durchbohren.«
    Dougal senkte den Dolch, küßte ihn und steckte ihn in die Scheide zurück. Immer noch kniend, hielt er Colum beide Hände entgegen, der sie zwischen die seinen nahm und zur Anerkennung des Eides an seine Lippen hob. Dann zog er Dougal auf die Beine.
    Colum drehte sich um und holte einen silbernen Becher mit zwei Henkeln von dem mit einem Tartan bedecken Tisch hinter sich. Er hob ihn mit beiden Händen empor, trank daraus und reichte ihn Dougal. Dougal nahm einen herzhaften Schluck und gab den Becher zurück. Dann trat er mit einer abschließenden Verbeugung vor dem Oberhaupt des MacKenzie-Clans beiseite und machte Raum für den nächsten Mann in der Reihe.
    Dieser Vorgang wiederholte sich unablässig, vom Gelöbnis bis zum zeremoniellen Trank. Als ich die Zahl der wartenden Männer sah, war ich wieder einmal beeindruckt von Colums Trinkfestigkeit.
Ich wollte gerade berechnen, wieviel Alkohol er am Ende des Abends konsumiert haben würde, als ich sah, daß

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