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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Teil der Veranstaltung organisiert haben mußte, lehnte sich gefährlich weit über die Balustrade und hatte ein scharfes Auge auf die Servierer, hauptsächlich Burschen, die noch zu jung waren, um den Treueid zu schwören.
    »Wo bleiben die Fasanen?« murmelte sie. »Und die gefüllten Aale? Oh, dieser verwünschte Munro Grant! Ich werde ihm den Kopf abreißen, wenn er die Aale hat anbrennen lassen!« Entschlossen drehte sie sich um und bahnte sich ihren Weg zur Rückseite der Empore, sichtlich unwillig, etwas so Entscheidendes wie das Festmahl in Mungo Grants unerprobte Hände zu geben.
    Ich nutzte die Gelegenheit, um hinter Mrs. FitzGibbons herzudrängen. Andere schlossen sich uns an.
    Mrs. FitzGibbons drehte sich am Fuße der Treppe um, sah die Frauenschar und runzelte die Stirn.
    »Ihr huscht jetzt sofort auf eure Kammern«, befahl sie. »Aber haltet euch nicht lange auf den Fluren auf und spitzt nicht um die Ecken. Es gibt hier keinen Mann, der nicht schon angetrunken ist, und in einer Stunde werden sie alle bezecht sein. Dies ist heute abend kein Ort für Frauen.«
    Mrs. FitzGibbons stieß die Tür auf und spähte vorsichtig in den Flur. Es schien, als wäre die Luft rein, und so scheuchte sie die Mädchen fort zu ihren Schlafquartieren in den oberen Stockwerken.
    »Brauchen Sie Hilfe?« fragte ich, als ich neben Mrs. FitzGibbons stand. »In der Küche, meine ich?«
    Sie schüttelte den Kopf, lächelte jedoch dankbar. »Nein, das tut nicht not, Mädchen. Gehen Sie jetzt, für Sie ist es hier auch nicht sicher.« Und mit einem freundlichen Schubs beförderte sie mich auf den trüb erleuchteten Flur.
    Nach der Begegnung mit den Wachen draußen war ich geneigt, Mrs. Fitz’ Rat zu folgen. Die Männer im Saal lärmten, tanzten, tranken und dachten nicht daran, sich zurückzuhalten. Kein Ort für Frauen, dem stimmte ich zu.
    Den Weg zu meinem Zimmer zu finden, stand freilich auf einem anderen Blatt. Ich war in einem Teil der Burg, den ich wenig kannte. Ich wußte zwar, daß es im nächsten Stockwerk einen überdachten Laufgang zu dem Flur gab, der zu meinem Zimmer führte, aber ich fand nichts, was einer Treppe glich.

    Ich bog um eine Ecke und stieß auf eine Gruppe von Clanmitgliedern. Es handelte sich um Männer, die ich nicht kannte, Männer von den abgelegeneren MacKenzie-Ländereien, die an feine Manieren nicht gewöhnt waren. Zumindest nahm ich das an, als einer die Suche nach den Latrinen aufgab und sich im Flur erleichterte.
    Ich wirbelte sofort herum und wollte denselben Weg zurückgehen, den ich gekommen war. Doch da schossen gleich mehrere Hände vor, um mich aufzuhalten, und ich fand mich gegen eine Mauer gedrückt und von bärtigen Hochländern umringt, die aus allen Poren Schnaps ausdünsteten und Vergewaltigung im Sinn hatten.
    Der Mann vor mir erachtete Präliminarien für überflüssig, packte mit der einen Hand meine Taille und stieß die andere grob in mein Mieder. Er beugte sich über mich und rieb seine haarige Wange an meinem Ohr. »Wie wär’s jetzt mit einem süßen Kuß für die tapferen Krieger des MacKenzie-Clans? Tulach Ard! «
    »Pack dich!« sagte ich rüde und gab dem Mann, der sowieso schon betrunken schwankte, einen kräftigen Schubs. Er stolperte rückwärts gegen einen seiner Gefährten. Ich wich zur Seite und floh.
    Eine andere Gestalt ragte vor mir auf, und ich zögerte. Es schien jedoch nur einer zu sein, und hinter mir waren mindestens zehn, die trotz ihres alkoholisierten Zustands aufholten. Und so rannte ich weiter. Ich wollte um den Mann einen Haken schlagen, aber er versperrte mir den Weg derart abrupt, daß ich die Hände gegen seine Brust stemmen mußte, um nicht mit ihm zusammenzuprallen. Es war Dougal MacKenzie.
    »Was, bei allen Teufeln -«, begann er. Dann sah er die Männer, die mich verfolgten. Er zog mich hinter sich und bellte den anderen etwas auf gälisch entgegen. Sie protestierten, doch nach kurzem Wortwechsel, der dem Knurren von Wölfen glich, gaben sie klein bei und trollten sich.
    »Danke«, sagte ich ein wenig benommen. »Ich … Ich werde jetzt gehen. Ich sollte gar nicht hier unten sein.« Dougal blickte auf mich nieder und zog mich näher, damit ich ihn ansähe. Seine Haare waren zerzaust, seine Kleider unordentlich; offenbar hatte auch er getrunken.
    »Ganz recht, Mädel«, sagte er. »Sie sollten nicht hier sein. Da Sie’s aber doch sind, werden Sie dafür büßen müssen.« Seine Augen
funkelten im Dämmerlicht. Und plötzlich riß er mich an

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