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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wackeligen Stühlen sein eigen zu nennen. Hier hörte Dougal die Leute an und kassierte die Pacht. Und nach einem ziemlich unverdaulichen Mittagessen, bestehend aus gepökeltem Rindfleisch und Steckrüben, hielt er hof und gab den Pächtern und Kätnern und ein paar Dörflern ein Bier aus.
    Ich saß still auf einer Bank in der Ecke, vor mir einen Humpen, und erholte mich vom Reiten. Dougals Worten schenkte ich wenig Aufmerksamkeit; er sprach teils gälisch, teils englisch, und das Ganze reichte von Klatsch und Fachsimpelei über Ackerbau und Viehzucht bis zu dem, was sich nach vulgären Späßen und weitschweifigen Geschichten anhörte.
    Ich fragte mich, wie lange es bei diesem Tempo dauern würde, bis
wir Fort William erreichten. Und wie ich es anstellten sollte, mich dort von den Schotten zu trennen, ohne gleich darauf der englischen Garnison in die Hände zu fallen. Ganz in Gedanken verloren, hatte ich nicht gemerkt, daß Dougal eine Weile allein gesprochen hatte, als hielte er eine Rede. Die Leute im Raum lauschten ihm gebannt. Ich stellte fest, daß Dougal sein Publikum zu irgend etwas aufstachelte. Die Erregung strebte ihrem Höhepunkt entgegen.
    Ich schaute in die Runde. Der dicke Rupert und Ned Gowan saßen hinter Dougal an die Wand gelehnt, die Humpen vergessen neben sich auf der Bank. Jamie hatte die Ellbogen auf dem Tisch und beugte sich stirnrunzelnd vor. Was immer Dougal sagen mochte, es schien ihm nicht zu behagen.
    Dann sprang Dougal unvermittelt auf, packte Jamies Kragen und zog daran. Das Hemd zerriß. Jamie erstarrte, völlig überrascht. Er kniff die Augen zusammen und schob das Kinn vor, doch er wehrte sich nicht, als Dougal den zerfetzten Stoff auseinanderbreitete, um dem Publikum den Rücken des jungen Mannes zu zeigen.
    Alle keuchten beim Anblick der Narben entsetzt auf; dann wurde Empörung laut. Ich öffnete den Mund, hörte ein unfreundliches »Sassenach« und schloß ihn wieder.
    Jamie erhob sich mit versteinertem Gesicht. Er zog die Überreste seines Hemds aus und knüllte sie zusammen. Eine alte Frau, die ihm ungefähr bis zum Ellbogen reichte, schüttelte den Kopf und tätschelte ihm zaghaft den Rücken und sprach, wie ich annahm, tröstende Worte. Doch wenn dem so war, dann hatten sie nicht die erwünschte Wirkung.
    Jamie antwortete knapp auf einige Fragen der anwesenden Männer. Die zwei, drei jungen Mädchen, die gekommen waren, um Bier für ihre Familie zu holen, drückten sich an der Wand gegenüber aneinander und tuschelten, wobei sie mit großen Augen zum anderen Ende des Raumes schauten.
    Mit einem Blick zu Dougal, der dem Älteren eigentlich das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen müssen, warf Jamie sein Hemd in den Kamin und verließ die Gaststube mit drei langen Schritten, das mitfühlende Gemurmel der Menge gleichsam von sich abschüttelnd.
    Nun, da das Spektakel vorbei war, wandten die Leute ihre Aufmerksamkeit wieder Dougal zu. Ich verstand die meisten Kommentare nicht, doch was ich begriff, schien mir höchst engländerfeindlich.
Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen dem Drang, Jamie zu folgen, und dem Wunsch zu bleiben, wo ich war. Ich bezweifelte, daß er Gesellschaft wollte, und so zog ich mich in eine Ecke zurück, senkte den Kopf und betrachtete mein verschwommenes, blasses Spiegelbild in meinem Humpen.
    Beim Klimpern von Metall blickte ich auf. Einer der Männer, ein kräftiger Kleinbauer mit Lederhose, hatte vor Dougal ein paar Münzen auf den Tisch geworfen und hielt nun offenbar eine kurze Rede. Er trat zurück, die Daumen in den Gürtel gehakt, als fordere er die anderen zu irgend etwas auf. Nach einer unschlüssigen Pause folgten ein, zwei kühne Seelen seinem Beispiel, und dann kramten noch ein paar Männer Kupfermünzen aus ihren Geldbeuteln und Felltaschen. Dougal dankte ihnen herzlich und winkte dem Wirt: eine weitere Runde Bier. Ich bemerkte, daß Ned Gowan diese Beträge in eine andere Tasche als die für die Pachtgelder steckte, und ich erkannte, welchen Zweck Dougals Darbietung hatte.
    Aufstände erfordern einiges an Kapital. Das Ausheben und die Versorgung von Truppen kosten Geld, ebenso der Unterhalt für die Heerführer. Ich erinnerte mich vage, daß ein Teil der Unterstützung für Bonnie Prince Charlie aus Frankreich gekommen war, und auch die Menschen, die er zu regieren gedachte, hatten seinen erfolglosen Aufstand mitfinanziert. Und so waren Colum oder Dougal oder beide Jakobiten, Anhänger des jungen Prätendenten und Gegner von

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