Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Einkaufsbummel ermutigt hat und er seufzt leise. Sich plötzlich um eine Frau zu sorgen ist keine unkomplizierte Angelegenheit. Bisher ist er von diesen konfusen und irrationalen Emotionen verschont geblieben und bestritt sein Sexleben ohne diese unlogischen, nervenden Nebenschauplätze: Eifersucht, Angst, Besorgnis. Es verwirrt ihn, Empfindungen zu haben, die ihn dazu bringen, über jeden ihrer Schritte genauestens informiert sein zu müssen.
Aber das ist sie wohl, die wahre Liebe: Die Sorge um sie, die ewige Furcht, dass ihr etwas zustoßen könnte oder sie zu verlieren.
Um sechs befindet Andrew sich im Zustand fortgeschrittener Panik. Inzwischen ist ihm egal, welche Geschäfte sie noch aufzusuchen beabsichtigt. Er hatte doch unmissverständlich angeordnet, dass sie nicht länger als zwei Stunden fort sein soll!
Sie will nicht bei ihm sein! In Wahrheit nutzt sie jede Chance, um sich von ihm zu entfernen! Sie fühlt sich von ihm bedrängt, und unter Garantie erwidert sie seine Gefühle nicht! Josie hat es selbst gesagt: Sie ist in ihn verliebt!
Verliebt!
Keine Liebe! Wäre es anders, würde sie nicht ständig verschwinden wollen. Sie empfindet nicht annähernd so intensiv wie er. Verdammt, er steht jedes Mal Todesängste aus, wenn er sie nicht sieht, sogar, wenn sie nur diese eine Tür zum Vorzimmer trennt.
Mit zusammengepressten Lippen starrt Andrew unfokussiert auf den Monitor und zählt die Sekunden.
Noch fünf Minuten, dann wird er anrufen. Und es ist ihm scheißegal, was sie denkt. Mit ihrem Verhalten zwingt sie ihn gewissermaßen zu derart aggressiven Schritten.
In diesem Moment geht die Tür des Vorzimmers und er lehnt sich eilig zurück.
Zuerst nimmt er Josies schmale Gestalt wahr, kurz darauf betritt Demetri den Raum.
Sie unterhalten sich!
Fuck!
Das erste zaghafte Klopfen ignoriert Andrew. Erst bei der Wiederholung blickt er auf.
Der verkommene Bodyguard steht in der Tür. »Sir ...«
Andrew verzieht keine Miene. »Irgendwelche Vorfälle?«
Das Zögern sorgt dafür, dass sich zu Andrews Zorn umgehend ein gehöriger Schuss Schrecken gesellt. Eilig winkt er den Mann in den Raum und bedeutet ihm, die Tür hinter sich zu schließen. Noch bevor Demetri ganz sitzt, hat Andrew schon die Frage aller Fragen gestellt. »Was ist geschehen?«
Mit ausdruckslosem Ton beginnt der Typ mit seinem Bericht. »Wir wurden bereits verfolgt, als der Wagen die Tiefgarage verließ. Möglich, dass die Person bemerkt werden wollte . Miss Kent beabsichtigte, das nahe gelegene Einkaufszentrum in der Bright Street aufzusuchen. Das Auto stand im dazugehörigen Parkhaus. Ich ließ Miss Kent in sicherer Entfernung vorauslaufen, um zu sehen, ob die Observation weiter fortgesetzt wird. Das war der Fall. Es gelang mir nicht, unseren Verfolger zu identifizieren. Dafür versuchten gleich acht eigens für diesen Zweck angeheuerte Halbwüchsige, Miss Kent vor dem Eingang des Supermarktes zu bedrängen. Mr. Johnson und ich konnten die Situation klären, bevor sie eskalierte.«
»Hat sie etwas davon bemerkt?«, erkundigt Andrew sich ebenso tonlos.
»Ich denke nicht.«
»Denken?«
Er hebt die Schultern. »Das Gebaren der jungen Männer war offensichtlich. Ich bin mir nicht sicher ...«
Andrew nickt. Smith das Schwein! Er hat gehofft, ihn mit dem Einbruch vorübergehend aus der Fassung gebracht zu haben, doch allem Anschein nach ist das nicht gelungen. Der Kerl hat keine Zeit verloren.
Verdammt!
Nicht, dass es ihn überrascht. Hätte er stillgehalten, wäre Andrew weitaus verblüffter gewesen. Aber könnte er sich bitte auf den verhassten Exchef konzentrieren und von Josie die abgefuckten Pfoten lassen?
Nachdem er Demetri verabschiedet hat, führt Andrew ein sehr kurzes Telefonat mit Finch, dann fixiert er seinen Schreibtisch und versucht, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er ist viel zu aufgewühlt, um Josie gegenüberzutreten. Alles prasselt ungebremst auf ihn ein: das gesamte chaotische Spektrum, das sein derzeitiges Gefühlsleben ausmacht. Die nachträgliche Angst, weil sie in Gefahr gewesen ist; sein immer noch vorhandener Zorn, weil sie sich so viel Zeit gelassen hat; die Tatsache, dass sie ihn nicht liebt, und über allem weit dominierend: die Furcht, sie zu verlieren.
Als er meint, dass es nicht besser werden wird, begibt er sich ins Vorzimmer.
Josie steht an dem großen Panoramafenster und blickt in Gedanken verloren hinaus. Mit drei Schritten überbrückt er die Distanz und zieht sie in seine Arme. Sie zu
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