Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
ihm derzeit absolut nicht nach der überfälligen Aussprache ist. Warum verspürt er keine Veranlassung zu ergründen, wieso verdammt noch mal, sie nichts gesagt hat? Doch soll er sie tatsächlich maßregeln, weil sie seine Bedürfnisse bedeutend wichtiger einschätzt als ihre eigenen? Vielleicht muss er das sogar, die Konsequenzen sind andernfalls unerträglich. Aber nicht, solange sie völlig aufgelöst in seinen Armen liegt und möglicherweise nach wie vor darunter leidet, dass er über sie hergefallen ist.
Es ist dringend erforderlich, dass er sich besser kontrolliert. Sie ist unerfahren, braucht Hilfe und Verständnis – nicht umgekehrt. Andrew trägt die Verantwortung!
»Ich habe Hunger«, bemerkt er unvermutet. »Man könnte es durchaus als Bärenhunger bezeichnen!«
Ihr Lächeln ist schmal, aber vorhanden. »Ich war einkaufen«, wispert sie und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen.
Diesmal küsst er ihre Nasenspitze. »Und was gibt es heute?«
»Hähnchenbrust mit Mozzarella.«
Genüsslich seufzt Andrew auf. »Das klingt himmlisch !«
»Ich habe den Wein vergessen ...«
»Kein Problem. Ich glaube, ich habe ein/zwei Flaschen gelagert. Du übernimmst die Zubereitung des Essens, ich wähle den edlen Rebensaft aus. Okay?«
»Wolltest du nicht arbeiten?«, erkundigt sie sich, bemüht, bei der scheinbar leichten Unterhaltung ihren Part zu erfüllen.
»Von wollen kann keine Rede sein. Ich muss! Verdammt, ich hätte nie gedacht, das einmal zu sagen!«
»Ich verstehe.«
Das bringt ihn erneut zum Lächeln. »Ich weiß. Und das ist einer der Gründe, weshalb ich dich liebe.«
Schon beginnt sie wieder zu schluchzen, Fuck!
»Josie?«
Prompt erstarrt sie. »Es ist nichts. Ich ... Du bist nur so lieb, das ist alles ...«
»Danke«, sagt er schlicht.
»Wofür?«
Andrew hebt die Schultern. »Dass du das glaubst.«
Um den edlen Rebensaft auszuwählen, bedarf es zwei Minuten.
Hühnchen mit Mozzarella ... das bedeutet Weißwein. Josie begibt sich in die Küche und er öffnet die Flasche und stellt die Gläser bereit, womit sein Part das Dinner betreffend erfüllt ist.
Zeit, an die Arbeit zu gehen.
›Ja ...‹
Während sie mit dem Geflügel beschäftigt ist, beobachtet Andrew sie. Ihr Haar ist zu einem losen Knoten im Nacken zusammengebunden, die Wangen sind leicht gerötet, die Augen vom Weinen immer noch ein wenig geschwollen und ihre Stirn in Konzentration gerunzelt.
Norton, du Idiot! ZEIT!
›Ja.‹
DU SOLLST ARBEITEN GEHEN, VERDAMMT!
›Gleich ...‹
NICHT GLEICH, SONDERN SOFORT!
Leise seufzt Andrew. Ja, er hat bereits viel zu viel Zeit mit dem seligen Nichtstun vergeudet. Nicht sehr profitabel oder effektiv. So wird er garantiert nicht mehr lange zu den fünfzig reichsten Bürgern Amerikas zählen. Er muss etwas tun, obwohl in seiner Küche eine scheue Schönheit steht, die ihn laut eigener Aussage zwar liebt, aber aus Gründen, die ihm derzeit nicht geläufig sind, nicht von ihm berührt werden will.
Denk logisch! Je mehr du jetzt erledigst, desto mehr Zeit bleibt dir, wenn sie mit ihrer Kocherei fertig ist ...
Richtig, dieses Argument kann er gelten lassen.
Effizientes Zeitmanagement: Jede Minute so gewinnbringend wie möglich nutzen. Das macht den Unterschied zwischen Siegern und Verlierern aus. Und hat er sich nicht vor etlichen Jahren geschworen, nie auf die Seite der Loser zu wechseln? Oh, verdammt und wie er das hat! Denn kein Geld zu besitzen, ist nicht nur unbehaglich, sondern auch riskant . Es führt dazu, dass die grundlegendsten Dinge im Leben nicht zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel ein Auto, damit man nicht gezwungen ist, dunkle Gassen entlangzugehen. Düstere, gefährliche Straßen, in denen das Grauen in Form von boshaften blauen Augen lauert ...
Hastig strafft er sich und versucht, den ausbrechenden Schweiß zu ignorieren. Das ist der Grund für die ganze Anstrengung, hat er das tatsächlich vergessen? Nun, dann sollte er dringend darauf achten, seine Perspektive nicht zu verlieren. »Josie, ich bin in meinem Büro. Wenn du fertig bist, hole mich bitte!« Das klingt denkbar frostig und bringt ihm einen verwirrten Blick ein.
Doch er hat weder Muße noch Nerven für ihre forschenden, analytischen Musterungen. ER MUSS ARBEITEN!
Er steht bereits auf der ersten Treppenstufe, als sie ruft. »Andrew?«
Der kann sein erschöpftes Stöhnen diesmal nicht verhindern. Er hasst Zeitverschwendung! Und sie verschwendet gerade seine Zeit. Aber es handelt sich um Josie.
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