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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Gebäude zu schaffen?
    Er sitzt an seinem Schreibtisch, den Kopf in den Händen und schluckt krampfhaft gegen seine überwältigende Angst an.
    Das ist etwas Neues.
    Andrew kennt Panik, sie kommt täglich, immer zwischen drei und vier Uhr. Das geschieht allerdings zu Hause. Dort wo er sie vor der Welt verbergen kann. Sie ist sein Geheimnis, Andrews kleiner Krux, so wie sich jeder Mensch mit irgendeinem Problem herumschlägt. Seines ist der wenige Schlaf und die unübliche Art aufzuwachen. Dass dieser frustrierende Schrecken jedoch plötzlich sein Schlafzimmer verlässt, um ihm tagsüber zuzusetzen, das ist neu.
    Norton kämpfe dagegen an. Panik kannst du dir nicht leisten!
    Sicher, kämpfen. Er versucht es ja und ihm bieten sich sogar etliche Optionen. Gedanklich tendiert er zur Ersten und Naheliegendsten: Wenn er Josie nicht sieht, bekommt er akutes Herzrasen, also warum sorgt er dann nicht für Abhilfe und holt sie zu sich? Der Grund, weshalb er sich am Ende gegen diese – seiner Ansicht nach brillante – Idee entscheidet, ist riesig, offensichtlich nicht mehr beleidigt und hat zwei Buchstaben:
    DS.
    Er mustert Andrew abfällig und schnaubt.
    Meine – Scheiße – Norton! Im Moment weiß ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll! Was bist du für ein elender Schwächling! SIE IST DORT DRAUSSEN! Du weißt es, ich auch – REICHT DIR DAS DENN NICHT? Willst du es wirklich so weit treiben, dass deine saumäßige Belegschaft bis hinunter in die Poststelle meint, du hättest deinen GOTT VERDAMMTEN VERSTAND VERLOREN? Reiß dich zusammen!
    Er probiert es.
    Nicht für den DS, der ist ein Scheißverräter, ein niederträchtiges Drecksschwein, das seinetwegen krepieren kann. Nie zuvor ließ er ihn im Stich, egal wie müde Andrew war und wie viel Angst in ihm tobte. Seitdem sein DS da ist, konnte er sich auf ihn verlassen. Bis gestern. Warum ist er zur Stelle, sobald sein Rekrut Gefahr läuft, den verkehrten beschissenen Binder auszuwählen, aber nicht, wenn Josie zu sterben droht? Weshalb? Bisher glaubte er, der alte Soldat würde auf ihn aufpassen, dafür sorgen, dass er nicht von seiner Schwäche und Disziplinlosigkeit überwältigt wird und scheitert. Er war immer ein mieses Schwein, gemocht hat Andrew ihn nie. Wie soll man auch jemanden mögen, der einem zwanzigmal am Tag erzählt, was für ein gottverdammtes Arschloch man ist? Doch er vertraute und verließ sich auf ihn. Mit einem Mal ist diese Gewissheit verschwunden, alles vage und infrage gestellt. Die Holding, sein Haus, seine Essgewohnheiten, selbst die Entscheidung, welchen dämlichen Stift er nimmt, um seine Notizen zu machen. Blau? Rot? Grün? Schwarz? Was ist die richtige Farbe? Und mehr als ein schallendes Gelächter hat der DS nicht beizutragen. Er hilft Andrew nicht, lässt ihn stattdessen einfach im Stich ...
    Mit zuckenden Mundwinkeln betrachtet er ihn lauernd. Na, wie fühlt man sich, Norton, wenn der gute alte Onkel nicht da ist, um dir zu sagen, was du zu tun hast?
    Ahh, daher weht der Wind, er will sich rächen! Und wie stellt man das am besten an? Indem man dem Feigling zeigt, dass er nichts allein bewältigen kann und auf sich gestellt so was von aufgeschmissen ist! Ja, nicht? Nimm dem Schwächling seinen lieben netten Onkel und er ist auf das dezimiert, was er eigentlich immer war: eine gottverdammte, feige, kleine, heulende Memme!
    Doch Andrew hat nicht vor, sich so schnell geschlagen zu geben. Ja, gut, ihm fehlen die miesen Befehle. An anderer Stelle brodelt jedoch der Zorn, und der ist nicht zu unterschätzen, wie er bemerkt. Im Grunde ist es ganz hilfreich, nicht wütend zu sein, genau genommen erinnert er sich nicht daran, vor Josies Auftauchen überhaupt jemals so etwas verspürt zu haben. Er war entnervt – sicher. Gelangweilt – auch das, meist einfach nur geringschätzig.
    Aber zornig?
    Oh nein, das ist eine viel zu imposante Emotion. Keiner der Versager in diesem Laden hat sie verdient! Solange er nicht der Ansicht ist, sein Mädchen zu beleidigen, zu verletzten, ihr wehzutun, sie boshaft anzusehen, schlecht von ihr zu denken, sie zu ignorieren, oder sie zu missachten. Zu missbrauchen! Zu BEGEHREN!
    Abrupt lehnt er sich zurück, schließt die Lider und massiert seine Schläfe.
    Einatmen ... eins … zwei … drei … vier … fünf ... ausatmen. Er muss das unbedingt in den Griff bekommen! Um das zu wissen, braucht er nicht einmal den DS! Das impliziert der gesunde Menschenverstand ...
    HAAA! Oh Mann, der war wieder gut, Norton

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