Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
...
... DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND!
Verdammt, er ist kein Idiot, kein heulendes Stück Scheiße! Er ist Andrew Norton! Derjenige, der sich bei jedem Respekt verschafft, der die Anwesenden nur durch seinen Blick zum Wimmern bringt; der Firmen geschluckt hat, wie andere Leute Kaffee; der über Leichen geht, wenn es erforderlich ist, und der sich nie aus der Reserve locken lässt! Was soll Josie von ihm halten?
Das scheint zu funktionieren. Schon richtet er sich instinktiv ein wenig auf.
Denk nach!, hämmert es ihn ihm, du hattest nie einen echten Grund, überhaupt irgendetwas zu tun! Bisher! Nun hast du einen: sie! Alles, was dein verdammtes Leben bislang ausmachte und es immer noch tut, geschah nur in Vorbereitung auf ihr Eintreffen. Jetzt ist sie da, du wirst dich zusammenreißen und nicht in letzter Sekunde alles versauen! Du bist für sie verantwortlich! Sie braucht dich, denn sie hat nur dich!
ALSO REISS DICH ZUSAMMEN!
Und als diesmal die Tränen kommen, lässt er sie gewähren. Ihm bleibt eine Stunde bis zu seinem Termin mit Finch, die er nutzen wird, um ihn gelassen und beherrscht empfangen zu können.
Ein letztes Mal ...
Eine Viertelstunde später ist er gefasst und ruhig – sehr zur Verwunderung des DS, dem Arsch! Der steht mit zusammengekniffenen Augen in der Ecke, während sein rechter Fuß im Takt auf den Boden tappt. Er lauert.
Ha! Als er sich das Gesicht abwischt, grinst Andrew breit. Soviel dazu!
Touché, mein Freund. Mal sehen, wie lange du durchhältst ...
›Ja. Mal sehen ...‹
Dann ballt er die Fäuste, schließt die Lider, atmet tief durch, öffnet sie wieder und checkt die Mail von Snow.
Der Mann scheint tatsächlich kein totaler Versager zu sein, denn er hat es fertiggebracht, Andrew drei Aspirantinnen für den vakanten Posten vorzulegen ...
Als Gail Finchs Eintreffen meldet, schaut er überrascht auf, denn er war völlig konzentriert auf seine Arbeit, die Gedanken weit entfernt von allen Dingen, die ihn vielleicht aus der Fassung bringen können.
›Das ist es, Norton. ‹
Er lehnt sich zurück, platziert die Ellenbogen auf den Lehnen seines Stuhls und bringt die Fingerspitzen in der Mitte zusammen. Seine bevorzugte Pose, wenn sich ein Fremder ankündigt, der für ihn von gesteigertem Interesse ist. Auf Finchs Begleiter trifft das garantiert zu.
Andrew fixiert ausschließlich die Tür. Als sie sich öffnet, hat er diesmal nicht das Vergnügen mit dem Rücken seines Sicherheitschefs – der Mann lernt verdammt schnell – sondern mit dessen verunstalteter Vorderseite. Etwas schwerfällig wie immer betritt er das Zimmer, die Miene ausdruckslos.
Sollte Andrew eventuell gehofft haben, einen kurzen Blick auf mandelförmige, grüne Augen zu erhaschen, wird er allerdings enttäuscht. Denn hinter Finch folgt der mit Abstand größte Mensch, den er bisher gesehen hat, und der füllt mit seiner Masse den gesamten Türrahmen aus.
Er ist nicht nur groß – mindestens zwei Meter – grob geschätzt, nein auch breit. Nicht dick – breit!
Trotzdem er – wie Demetri – einen schwarzen Anzug trägt, sind die Muskeln darunter so hervorstechend, dass Andrew sich ein Grinsen verbeißen muss. So ungefähr stellt er sich ein fähiges, lebendes Schutzschild für Josie vor. Was ihm jedoch nicht sonderlich gut gefällt, ist die vordere Partie des Riesenschädels.
Dort befindet sich nämlich eines jener Gesichter, die alles Positive ausdrücken, was sich auf eine Person vereinen kann: Sein Mund scheint nicht in der Lage zu sein, nicht zu lächeln; die gerade Nase passt sich genau in die ebenmäßigen, sympathischen Züge ein – nicht fünffach gebrochen, wie Demetris – und er besitzt große grüne Augen. Zwar völlig andere als Josies, auf ihre eigene Art dennoch bestechend – dunkler, nicht tiefer, aber voll und äußerst vertrauenserweckend. Die Wangen sind etwas gerötet, nicht aus Verlegenheit, eher von Natur aus. Um das Gesamtbild abzurunden, wird das ganze Desaster von einer braunen Lockenpracht umrahmt.
Er ist eindeutig attraktiv!
Das behagt Andrew gar nicht. Der Kerl soll schließlich sein Mädchen beschützen! Was, wenn ihr auch auffällt, was er innerhalb von zwei Sekunden erfasst hat? Doch dann mustert er erneut die riesige Statur und wiegt das Für und Wider gegeneinander ab. Er muss dafür sorgen, dass es Josie gut geht und ihr nichts Gefährliches zu nahe kommt.
Dieser Koloss ist fähig, das durchzusetzen, soviel unterschreibt Andrew sofort. Und im Allgemeinen
Weitere Kostenlose Bücher