Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
unterzeichnet er nicht viel und schon gar nicht sofort.
Josie hat ihm bislang noch nie wirklich Grund zur Eifersucht gegeben, dessen ist er sich bewusst. Andrew ist der einzige Mann, den sie überhaupt in ihrer Nähe duldet. Wann immer sie miteinander zu tun haben, ist Demetri gleichfalls anwesend. Alles in allem gesehen, hält sich das Risiko wohl eher in Grenzen. Außerdem will er diesen Bodyguard für sie.
Denn er ist genau der Typ: Ich schütze kleine, ängstliche Frauen mit meinem Leben . Und er vertraut ihm. Ein Prädikat, mit dem Andrew Norton nicht nur garantiert nicht um sich wirft, sondern das er bisher exakt drei Leuten verliehen hat: Das betrifft den schwerfälligen, halb blinden und so klugen Finch, Johnson und Gail.
Nun existieren vier. Dieser Typ, der ihn irgendwie an einen großen Bären erinnert, hat ihn tatsächlich mit seinem jungenhaften Grinsen im Sturm erobert.
Norton, jetzt wirst du aber sentimental.
›Und?‹
Andrews Lächeln ist schmal und unpersönlich, als er die Finger voneinander löst und zunächst Finch und dann dem Bären die Hand reicht. Der schmunzelt etwas verlegen. »Sebastian«, dröhnt er im tiefsten Bass und Andrew gibt sich Mühe, nicht zusammenzucken, als das Tier eindeutig Anstalten macht, ihm die Knochen zu brechen. Er ist äußerst durchtrainiert, im Vergleich zu diesem Exemplar kommt er sich jedoch wie die Karikatur eines Mannes vor – zumindest bezüglich des Fitnessstands seines Körpers. Der Kerl muss den ganzen Tag ausschließlich trainieren, anders ist dieser tödliche Händedruck nicht zu erklären.
Er weist zum zweiten Stuhl, der in einer entfernten Ecke des Raumes steht. »Wenn Sie so nett wären ...«
Das Monster grinst. »Klar!« Als Andrew seinen Gang wahrnimmt, denkt er, dass sein erster Eindruck völlig korrekt gewesen ist. Dies ist ein Bär! Vielleicht hat er sich ja nur das Fell abrasiert, damit diese Tatsache niemandem sofort auffällt. Nicht, dass er nicht elegant wirkt, doch soweit er sich erinnert, bewegt sich ein Braunbär auch mit einer gewissen Grazie. Der Grizzly nimmt den Stuhl, schwenkt ihn beim Laufen freundlich an seiner Seite hin und her und grinst breit, was offenbar ansteckend ist, denn Andrew muss sich sein eigenes Grinsen verbeißen. Das verwundert ihn wirklich und eines ist inzwischen sonnenklar: Er mag den Bären namens Sebastian, was bereits das vierte Wunder ist, das ihn in dieser Woche heimsucht.
Das Erste war Josie.
Das Zweite Enkel Hargreve – den hat er nämlich gleichfalls gemocht.
Das Dritte sind neun Stunden Schlaf.
Und das Vierte der Bär Sebastian.
Na ja, die Woche hat ja noch zweieinhalb Tage, womit die Chancen nicht schlecht stehen dürften, dass er innerhalb der kommenden sechzig Stunden eines der letzten Rätsel der Erde entschlüsseln wird. Das scheint eine Glückssträhne zu sein ...
Nachdem Bär Sebastian sich mit bemerkenswerter Anmut in den Stuhl gepflanzt hat, sieht der Konzernchef zu Finch. »Einen Kaffee?«
»Gern.«
Als Nächstes mustert er den Bären. »Sie?«
»Klar.«
Diesmal läuft Andrew akute Gefahr, in brüllendes Gelächter auszubrechen. Wunder Nummer fünf ...
Norton lacht über die wildfremde Kreuzung zwischen einem Menschen und einem Bären.
Er greift zum Telefon. »Gail, bitte zwei Tassen Kaffee!« Dabei klingt er ruhig und entspannt, offenbar hat er sich wieder unter Kontrolle. Dann schaut Andrew zu Finch, bemüht, den Bärenmutanten nicht weiter zu beachten. Denn wie lange sich bei dem Anblick seine Beherrschung halten wird, ist ernsthaft fraglich. »Konnten Sie bereits etwas im Fall Smith ermitteln?«
Der Leiter der Sicherheitsabteilung schüttelt den Kopf und runzelt seine Stirn. »Es tut mir leid, Mr. Norton. Seit vorgestern hat der Mann nicht einmal seinen Zeh vor die Tür gesetzt. Keine verdächtigen Telefonate oder ungewöhnlichen Besucher. Ich muss gestehen, dass mich das ein bisschen beunruhigt ...«
Dieser Satz wischt mit einem Schlag Andrews Begeisterung über den Bären Sebastian fort. Finch ist nie beunruhigt! Es widerstrebt Andrew zutiefst, das zu den Wundern dieser Woche zu zählen, doch eigentlich ist es eines. Nun ja, wohl eher eine Katastrophe! »Was genau darf ich darunter verstehen?« Verschwunden ist sie, seine ruhige Stimme. Verdammte Scheiße ... Er nimmt seine Hände vom Tisch, um sie zu ballen. Das hilft. Ein wenig.
Der ahnungslose Finch lehnt sich zurück. »Es ist zu früh, um von Gewissheiten zu sprechen. Alles, was ich im Moment sagen kann, ist,
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