Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
währenddessen auch diese Information. Sarah und Stephen Norton sind gute Eltern.
»Mag er Sarah?«
»Oh ja! Er mag sie sehr gern, obwohl er niemals Mom zu ihr sagt, sondern immer ihren Vornamen benutzt.«
Okay. Gespeichert.
»Stephen bat mich, Andrews Assistentin zu werden, damit ich mich ein wenig um ihn kümmern kann, verstehst du?«
»Ich denke, er hatte Freundinnen? Warum haben die sich denn nicht ...«
Lachend schüttelt Gail den Kopf. »Kindchen. Andrew hatte Bekannte! Aber niemals eine Freundin, er besitzt überhaupt keine Freunde. In Wahrheit habe ich noch nie einen einsameren Menschen getroffen ...«
Oh ja, dem kann Josie nur beipflichten. Sie ist bestimmt keine extrovertierte Person, doch gegen ihn wirkt sie geradezu aufdringlich. Denn sie hatte immer ihre Freunde – nicht viele, dafür aber gute. Die Sorte, die einem zuhört, wenn man ein Problem hat und die an jedem Tag und zu jeder Stunde für einen da sind, um es zu beseitigen.
»Ich war erfreut, dass Andrew mit mir einverstanden war. Und nicht nur aus dem Grunde, weil ich dann meinen Job nicht verlor, zumindest nicht ersatzlos. Nein, ich mag ihn wirklich sehr gern. Und ich musste miterleben, wie es immer schlimmer mit ihm wurde ...«
»Was?«
Sie hebt die Schultern. »Er ist achtundzwanzig Jahre alt, Mädchen. Achtundzwanzig! Nicht sechzig. Und ich hatte noch nie einen härteren und kompromissloseren Chef. Ich versichere dir, dass unser Verhältnis nicht mit einem gewöhnlichen zwischen Chef und Assistentin vergleichbar ist. Ich darf mir Dinge herausnehmen, für die jeder andere in diesem Haus sofort entlassen werden würde. Und diese Augenringe! Diese ständige Müdigkeit! Dieser leere Blick. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn jemals lachen gesehen zu haben, oder dass er laut geworden wäre. Zornig – überhaupt irgendeine Emotion. Nichts! Er ist wie eine Maschine.« Sie nimmt ihre Brille von der Nase und tupft sich vorsichtig das Gesicht ab, um das Make–up nicht zu ruinieren.
»Nun, das war er zumindest«, meint sie dann und mustert Josie eigentümlich. »Und eines Tages geschah etwas, was ich zunächst nicht fassen konnte. Er rief mich an und befahl mir – ja, befahl mir – die Verabredung mit seiner derzeitigen Bekannten zu canceln. Danach musste ich ihm die Telefonnummer unserer Personalchefin, Mrs ...«
»Shore«, fällt Josie tonlos ein.
Während sie nickt, verbirgt sie flüchtig ihre Nase in dem Taschentuch. »Ja, von ihr geben. Du wirst natürlich nicht verstehen, wie ungewöhnlich das ist, doch Andrew kümmert sich nicht darum, wer in diesem Unternehmen eingestellt wird, solange es sich nicht um das obere Management handelt. Und meine Nachfolgerin sollte ursprünglich unter den bereits verdienten Kräften im Hause ausgewählt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit dieser unmöglichen Person ...« Sie zieht eine Grimasse, »... jemals zuvor auch nur ein Wort gewechselt hat. Und dann das! Aber ich dachte mir noch nichts dabei. Bis du am nächsten Morgen hereinkamst und mir erklärtest, dass er dir die Sachen geschickt hat ...«
»Tut er das denn sonst nicht?«
Fassungslos starrt Gail das Mädchen an und lacht plötzlich schallend. »Nein Kindchen, das tut er sonst mit Sicherheit nicht! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Mr. Brute sich schon jemals um die Kleidung seiner Angestellten gekümmert hat. Solange sie angemessen war, selbstverständlich. Andernfalls hat er sie nämlich gefeuert ...«
»Oh«, murmelt Josie.
»Wie gesagt, da ahnte ich etwas. Als er jedoch durch diese Tür kam, da wusste ich es.«
»Was denn?«
»Kindchen, erstens strahlt Mr. Brute nicht, wenn er morgens diese Tür öffnet. Zweitens musste er noch niemals persönlich mit seiner Assistentin sprechen, um sie kennenzulernen und er pflegt auch nicht, mir bei seinem Eintreffen die Hand zu geben ...«
»Oh!«
»Mr. Brute ...«
»Warum sagen Sie das ständig?«, fährt Josie auf.
Gail lächelt. »Weil ihn hier alle so nennen, Kindchen. Ich für gewöhnlich nicht, doch du sollst nachvollziehen können, was ich dir begreiflich machen will ...«
»Aber so ist er nicht! «
»Nicht bei dir, Schätzchen« Ihr Ton ist nicht belehrend und die Miene wirkt gütig. »Du hast Mr. Brute nie getroffen, wenn ich ehrlich bin, existiert er seit Dienstag nicht mehr. Ich habe noch nie mit Andrew zusammen das Haus verlassen, um mit ihm ›zum Lunch‹ zu gehen ...«
Oh Himmel, wie peinlich! Josie wird rot, doch die ältere der beiden Frauen
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