Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
gesprochen?«
»Mit niemandem.« Keine Sekunde lang hat sie nachdenken müssen. Inzwischen liegen die beiden nicht mehr entspannt am Boden. Er kniet mit geballten Fäusten vor ihr und sie tut es ihm nach.
Josies Frage erfolgt im Eiltempo. »Du hast also seit wie viel? – vierundzwanzig Jahren? – ein und denselben Albtraum und weißt nicht, wovon er handelt?«
»Ja. Wenn du mit niemandem darüber gesprochen hast, wie kommst du dann darauf, dass deine Ansichten korrekt sind?«
Sie beißt die Zähne aufeinander. »Ich weiß es einfach!« Keine Pause. Inzwischen ist ihr Kopf nach vorn gereckt und ihre Augen blitzen wie ein Mitternachtsfeuerwerk. »Glaubst du nicht, dass es vielleicht wichtig wäre, dahinter zu gelangen, was das für ein Albtraum ist?«
Ha! Der war gut. »Wozu? Es reicht, dass er da ist! Hast du dir vielleicht mal überlegt, dass deine absurden Ansichten falsch sein könnten?«
»Nein, zufällig weiß ich, dass es der Realität entspricht. Den ganzen anderen Mist, der so erzählt wird, kannst du vergessen! Andrew, du weißt, dass es nicht normal ist, über zwei Jahrzehnte nicht richtig zu schlafen, ja?«
»Ach ehrlich? Was hab ich für ein Scheißglück, dass du endlich da bist, um mich darauf hinzuweisen! Auf die Idee wäre ich im Leben nicht gekommen! Josie, du weißt schon, dass es nicht normal ist, solche Ansichten über die Liebe zu haben, ja?«
» Liebe? Willst du mich verarschen? Wir sprechen hier von irgendeinem kranken Scheiß, den Frauen ertragen müssen, damit es EUCH SCHWEINEN BESSER GEHT!« Ihr Kinn ist noch etwas weiter vorgerückt. Nun befindet sich ihre Nasenspitze direkt über der Schüssel, in der ein einsamer Shrimp liegt. Kalt und vergessen bedeckt mit einer dicken Lage gelblicher, erstarrter Butter. »Wie viele Stunden schläfst du denn so pro Nacht?«
Auch sein Schädel ist längst nach vorn geneigt. Die Kiefer sind hart aufeinander gepresst und die Fingernägel graben sich tief in das Fleisch seiner Handballen. »Was meinst du wohl? Ich werde es dir sagen, Schätzchen. Drei Stunden, vier Stunden, wen interessiert das? MIR GEHT ES GUT! Du bist also tatsächlich der Überzeugung, dass alle anderen Frauen in Wahrheit gefoltert werden, ja? Und du bist die Einzige, die hinter diese grausame Realität gekommen ist?«
»GENAU DAS!«
Sie haben inzwischen die ersten drei Level in Sachen Lautstärke überwunden. Es gibt nichts, was Andrew derzeit weniger interessiert. Er brennt darauf, seine Frage zu beantworten, um ihr die nächste um die Ohren schlagen zu können. Sie ist der Meinung ihn verletzen zu müssen? Oh, das kann er besser! Viel besser!
»Du glaubst, dass es dir gut geht, wenn du über Jahre nicht mehr als ein paar Stunden die Nacht schläfst und dabei DAS GANZE HAUS ZUSAMMENBRÜLLST?«
»Ja, mir reichen drei Stunden aus, und mein Gebrüll hat bisher niemanden gestört! Dir ist nicht zufällig aufgefallen, dass du mich sogar ziemlich willst und dass nur dein wirrer Kopf der gesamten Geschichte im Weg steht, nein?«
Trocken lacht sie auf. »Wie herrlich! Was du nicht alles weißt. Ich bin ja so froh, deinen Weisheiten lauschen zu dürfen! TRÄUM WEITER! Hast du dir schon mal überlegt, wie sich das anhört, wenn du schreist? MOMMY, MOMMY!«
»NEIN!« Nur am Rande realisiert Andrew, dass er jetzt brüllt. »Und es ist mir auch scheißegal! Du musst ja nicht zuhören! Du leugnest also, dass dir die Geschichte im Auto Spaß gemacht hat?« Ihm ist klar, nur ein Satz, aber das ist scheißegal. Das ‚Mommy’ war zu viel, dafür wird sie bezahlen. »Dann werde ich dir mal etwas flüstern, Baby! Offenbar ist dir das nicht geläufig! Wenn es feucht wird zwischen deinen Beinen, heißt das nichts anderes, ALS DASS DU SOGAR VERDAMMT SCHARF DARAUF BIST, DASS ICH MIT MEINEM DING IN DIR ...«
Klatsch!
Andrews Gesicht ist urplötzlich ziemlich nass. Er schließt die Lider und schmeckt den Wein auf seinen Lippen. Als er sie wieder aufschlägt, sieht er ihre entsetzte Miene. Und genau in dieser landet einen Herzschlag später der Inhalt seines Glases.
Quid pro quo.
Klatsch!
Josie weicht nicht zurück. Langsam, beinahe andächtig, wischt sie sich die Flüssigkeit aus den Augen. Andrew verzichtet darauf. Schön, dann ist er eben voller Wein! Es schert ihn einen Scheißdreck. Ihn juckt überhaupt alles einen Scheißdreck. Nur ihre Worte nicht. Die rangieren eindeutig fünf Meilen über der unsichtbaren Grenze. Tausend Meilen! Niemanden, niemanden geht das etwas an! Auch nicht
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