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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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fährt er ihr über die dichten Strähnen, versucht, dahinter zu gelangen, was in ihrem Verstand vor sich geht und sie zu verstehen. Irgendwie ...
    Erst, als er ihre Tränen spürt, erstarrt er. »Was hast du? Sag es, Baby. Ich kann dir helfen ...«
    Wortlos verneint sie. Andrew will sie an den Armen nehmen, doch sie weigert sich, klammert sich nur noch fester an ihn, während sein Hemd stetig feuchter wird.
    »Was immer es ist, du kannst mir alles sagen.«
    »Nein.« Das klingt belegt, aber sie spricht zumindest mit ihm. »Kann ich nicht ...«
    »Doch Baby. Alles. Egal, was es ist ...«
    Wieder schüttelt sie den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen ...« Mit einer Hand wischt sie sich hastig über die Wangen. »Ich wollte es dir zeigen ...«
    »Was wolltest du mir zeigen?«
    Laut stöhnt sie auf. »Das kann ich dir nun einmal nicht sagen! Deshalb will ich es dir ja zeigen ...«
    Was? »Josie, was wolltest du mir zeigen?«
    Ein müdes Schniefen ist die Antwort. Sie wird doch unmöglich ... unmöglich ... UNMÖGLICH!
    Abermals macht er die Augen zu und sucht verzweifelt nach Kraft. Nachdem er davon leider nichts findet, holt er tief Luft und stellt sich der utopischen Realität. »Josie, sieh mich an!«
    »Nein.«
    Wieder neigt er sich leicht zurück, um sie anschauen zu können – diesmal erfolgreich. Auch wenn sie die Lider fest zusammengekniffen hat.  »Sieh mich an!«
    Kopfschütteln.
    Zaghaft küsst er sie. »Sieh mich bitte an.«
    Das bringt ihm eine echte Ich–bin–total–entnervt–Grimasse seitens Josie ein, doch endlich gehorcht sie. »Gut.« Andrew lächelt aufmunternd – hofft er zumindest. »Was genau wolltest du mir zeigen?«
    Ihr Blick spiegelt pures Entsetzen wider. »Das kann ich nicht sagen.«
    Andrews Zögern dauert möglicherweise zehn Sekunden und dann sagt er die Worte, die ihm in seinem ganzen Leben am meisten Überwindung kosten – und die am vernünftigsten sind. Von allen beschissenen Sätzen, die er jemals geäußert hat und zukünftig noch äußern wird. »Solange du das nicht artikulieren kannst, willst du es auch nicht. Egal, was du vielleicht denkst oder glaubst. Solange du es mir nicht sagen kannst, belügst du dich nur selbst.«
    Sie schluckt, ihre Augen sind riesig. Dann schluckt sie noch einmal, und endlich senkt sie den Kopf. Es vergeht eine Minute ... eine weitere … Nichts ist zu vernehmen, abgesehen von ihrer beider Atemzüge ...
    Schließlich und ziemlich unerwartet sieht sie auf und fixiert ihn mit brennendem Blick. »Ich will, dass du mit mir schläfst, Andrew.«

Argwöhnisch beobachtet er sie, versucht, in ihren grünen Iriden die Wahrheit zu finden – irgendetwas, was ihn von Josies Aufrichtigkeit überzeugt, während der egoistische Teil in ihm jubelt. Dabei existiert gar kein Grund zum Feiern ...
    Nein, das geht zu schnell. Noch heute Mittag hat sie alles daran gesetzt, ihren lächerlichen Sicherheitsabstand zu wahren. Warum sollte sich so plötzlich ihre gesamte Einstellung ändern ...?
    Andrew forscht in ihrer flehenden Miene – oh ja, sie fleht! Nie zuvor war er so verunsichert. Er weiß einfach nicht was er tun soll. Besteht die geringste Gefahr, dass sie gerade eine abgewandelte Form ihrer Märtyrernummer zum Besten gibt, riskiert er alles. Meint sie es jedoch ernst und er weist sie zurück, wird sie möglicherweise niemals wieder einen derartigen Vorstoß in Erwägung ziehen.
    Das ist die objektive Betrachtung der Sachlage.
    Doch so edel, wie es scheint, ist er leider nicht. Denn der hauptsächliche Teil in ihm – der egoistische – brüllt auf ihn ein:
    Mach schon, Norton! Sie will dich! Nimm sie dir! Das ist es, worauf du die ganze Zeit gelauert hast! Was erwartest du noch? Dass sie vor dir auf die Knie geht? Ist es das?
    Nein, bestimmt nicht, aber Andrew darf keinen Fehler begehen: Ein klitzekleiner Fehlgriff und alles ist vorbei.
    Unentschlossen mustert er sie, hin– und her gerissen von dem furchtbarsten Emotionscocktail. So nah am Ziel seiner Träume, allerdings mit zu viel Angst, zu viel Misstrauen, zu vielen Zweifeln.
    Irgendwann beendet ihr resigniertes Seufzen seinen inneren Kampf, und sie lässt den Kopf hängen. »Ich weiß es, du willst mich nicht.«
    Diese absolut unzutreffende Bemerkung treibt ihn schließlich zu der mit Abstand dämlichsten Entscheidung seines Lebens. Zum dritten Mal nimmt er sie an ihren Schultern. »Sieh mich an!«
    Als sich die flatternden Lider heben, findet er wieder glitzernde Wimpern.
    »Schwöre mir, dass du

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