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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Schläfe.
    Ruhig!, beschwört er sich, du musst ruhig bleiben. Sie gehören alle der gleichen Sekte an. Einer wie der andere. Du kannst dir den Versuch sparen, vernünftig mit ihnen zu diskutieren! Die sehen die Wahrheit noch nicht einmal, wenn sie knietief darin stehen! Nicht mal dann!
    Fünf beruhigende Atemzüge später erklärt er dem Kretin mit sanftem Lächeln, dass er als Erstes einen Psychiater bemühen wird, sobald er mit Josie daheim ist.
    Selbstverständlich.
    Der Mann ist begeistert! Und Andrew ihn los.
    Sie haben sie gequält. Mit Nadeln und Schläuchen, irgendein schwarzes Zeug in sie hineingepumpt, das sie wieder von sich geben musste. Noch jetzt hallt ihm ihr Wimmern in den Ohren. Verdammt, und er konnte ihr nicht helfen!
    Er hätte sie überhaupt nicht hierher gebracht, doch Johnson und der DS redeten so lange auf ihn ein, bis er schließlich nachgab. Und wofür? Um zuzusehen, wie man sie foltert!
    Penner!
    Kein einziges Wort hat sie gesagt, nur ausdruckslos ins Leere gestarrt. Keine lächelnde Josie verfügbar – als wäre nichts mehr von ihr übrig. Um genau zu sein, beachtet sie niemanden, auch ihn nicht. Ein Schatten ihrer selbst: Klein, blass, mit dunklen Augenringen liegt sie auf diesem riesigen Bett mit der großen weißen Decke. Alles an ihr wirkt winziger als sonst.
    Und er kann nichts tun, damit es ihr besser geht. Nicht hier!
    Oh, fuck!
    FUCK!

    Endlich.
    Nach vierundfünfzig Stunden, dreißig Minuten und fünfundzwanzig Sekunden, kommt der Oberguru und erklärt, dass Andrew seine Josie hier wegbringen darf. Er zwingt sich zu einem knappen Nicken, obwohl er den Penner am liebsten am Kragen nehmen und durchschütteln würde.
    UND WARUM ERST JETZT, DU ARSCHLOCH?
    Mr. Obersektenmitglied lächelt milde und drückt ihm die Visitenkarte eines Therapeuten in die Hand. Er solle bitte eine Pflegekraft in Anspruch nehmen und die Medikamente besorgen – für die Nieren und ihre Leber ... Damit verschwindet er und Andrew beginnt, Josies Sachen zusammenzusuchen und sie anzukleiden. Das gestaltet sich etwas schwierig, weil sie sich nicht rühren will und auch nicht anderweitig Unterstützung signalisiert. Doch das ist kein echtes Problem, denn jetzt werden sie heimfahren und dann wird alles gut werden. Das erzählt er ihr, während er sie ankleidet.
    »Wir fahren nach Hause, Baby«, wispert er und streift das T–Shirt über ihren Kopf. Ihr Blick ist starr geradeaus gerichtet. »Und dann wird alles, alles wieder gut«, haucht er weiter und befördert ihren schlaffen linken Arm durch den Ärmel.
    Keine Reaktion.
    »Was auch immer schief gelaufen ist, wir bekommen das wieder hin, nicht wahr, Baby? Nicht wahr?«
    Nichts.
    Aber das stört ihn nicht wirklich. Sie wird zu sich kommen, sobald all diese fremden, nervenden Idioten verschwunden sind. Es war von Anfang an dämlich, mit ihr unter Leute zu gehen. Sie hat zu große Angst! Niemals hätte er ihr zumuten dürfen, zu arbeiten oder gar diese abgefuckte Gala zu besuchen. All die vielen Menschen! Doch diesen Fehler wird er nicht wiederholen – oh nein, Andrew lernt schnell. Er wird die Welt einfach ausgrenzen, dann gibt es nur noch Josie und ihn. Und sonst nichts!
    Richtig!
    Der DS keuchend und scheinbar in den letzten Atemzügen befindlich, hebt schwerfällig das Haupt und versucht, etwas hinzuzufügen. Aber außer einem schwachen Röcheln kommt kein Beitrag. Andrew wertet das als Zustimmung und macht sich auf den Weg. Die Visitenkarte lässt er in einen Papierkorb fallen, an dem er auf dem Flur der Station vorbeikommt.
    Therapeut! Sicher!
    Johnson erwartet ihn am Wagen, als er mit Josie auf dem Arm das Parkhaus des Krankenhauses betritt – scheiß auf den Rollstuhl!
    Das übliche Nicken lässt Andrew unkommentiert, während er einsteigt. Der Chauffeur schließt die Tür, setzt sich hinter das Lenkrad, startet jedoch nicht den Motor. Was denn jetzt? »Sir?«
    »Was?«
    »Gail hat mich kontaktiert, weil Sie Ihr Handy ausgestellt haben.«
    »Und?«
    »Sie lässt anfragen, wann wieder mit Ihrem Erscheinen zu rechnen ist.«
    Erscheinen? »Was?«
    Nun dreht sich der Fahrer um und dessen Anblick wirft Andrew fast um. Unbewegte Miene Johnson verfügt doch tatsächlich über den Pflegefallblick – wenn auch mit jeder Menge Abscheu untermalt.
    Ha!
    »Die Holding ...« Ihm entgeht keineswegs, dass Pflegefallblick Johnson inzwischen auch mit einer leicht entarteten – weil knurrenden – Pflegefallstimme gesegnet ist. Andrews Augen weiten sich

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