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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Gesamtsituation hat, denn er klingt wie immer. Doch Andrews Herz beginnt unvermutet zu rasen, jetzt muss er sie nämlich verlassen. Er wird sich verabschieden und dann ...
    Reiß dich verdammt noch mal zusammen! Deine Heulerei hält ja keiner aus!
    Scheiß drauf!
    »Ich begleite dich bis zur Haustür!« Damit steigt er aus, umrundet die Limousine und öffnet für sie die Tür. Ohne Zögern folgt sie der Aufforderung und sieht ihn diesmal sogar an. »Ich kann allein laufen.«
    Trocken lacht Andrew auf. »Nach allem, was ich in den letzten vierundzwanzig – gut sechsunddreißig – Stunden erlebt habe, wage ich das akut zu bezweifeln. Wo entlang?« Er wartet nicht auf eine Erwiderung, sondern packt ihren Arm und schickt sich zum Gehen an.
    Nachdem Miss Kent sein Gesicht einer intensiven Betrachtung unterzogen hat, setzt sie sich wortlos in Bewegung.
    Jetzt erst nimmt er seine Umgebung bewusst wahr: Sie befinden sich in einer der günstigeren Wohngegenden Tampas. Die im Motelstil gehaltenen Appartementhäuser wirken alt und heruntergekommen. Ein Hausflur ist nicht vorhanden, stattdessen sind die Wohnungen direkt von den Treppenaufgängen erreichbar. Nicht ansprechend, aber so kann Andrew sie wenigstens bis zu ihrem Appartement begleiten. Mit einem Mal quälen ihn enorme Zweifel, Josie unbeschützt in dieser Kloake zurückzulassen. Auf dem kurzen Weg bis zu ihrem Haus entdeckt er mindestens zehn Leute, die sich gerade in irgendeinem Rauschzustand winden. Wahlweise Alkohol oder Drogen vermutlich. Es ist schmutzig und stinkt erbärmlich nach Urin, Erbrochenem und verdorbenen Essen.
    »Seit wann wohnst du schon hier?«, stößt er hervor, als er seine Stimme wiedergefunden hat.
    »Nicht sehr lange.« Sie sieht ihn nicht an.
    »Hattest du in naher Zukunft vor, diesen Umstand zu ändern?«
    »Es ist okay.«
    Es ist billig – das meint sie. Warum hat er bisher keinen Gedanken daran verschwendet, wie sie lebt?
    Weil es dich einen Scheißdreck angeht! Du bist nicht die verschissene Mutter Theresa! Sie kommt klar, lass sie in Ruhe!
    Kurz darauf stehen sie vor ihrer ‚Tür’, wenn man das zerkratzte Etwas so nennen will. Sie bietet ungefähr so viel Schutz vor der Außenwelt wie eine dünne Lage PVC Folie. Dann spürt er ihren Blick auf sich und erwidert ihn. Miss Kent bedenkt ihn mit dieser neuen, leicht weggetretenen Miene.
    Damit ist Andrew wohl entlassen.
    Aber nicht so schnell, Miss ich kann es überhaupt nicht erwarten, endlich meinen aufdringlichen Chef los abzuwimmeln, der mir heute ungelogen drei Mal das Leben gerettet hat! Kent!
    »Aufschließen!«, fordert er dumpf.
    Wortlos gehorcht sie.
    Das reicht jetzt. Alles andere grenzt an Belästigung. Obwohl ich nicht sicher bin, dass die irre Nutte was davon bemerken würde.
    »Josie?«
    Andrew sagt es sanft, und der ungewohnte Ton verfehlt seine Wirkung nicht. Fragend, jedoch nicht ängstlich hebt sie den Kopf, als er sich ihr nähert.
    Nein, Norton!
    Ihre Augen werden groß.
    Er ignoriert beide und nimmt behutsam ihr Gesicht zwischen die Hände. »Schlaf schön!«, wispert er und haucht einen Kuss auf ihre Lippen. Sorgfältig vergewissert er sich, dass sie atmet, bevor er einen Schritt zurückweicht.
    »Ich denke, du solltest dringend einen Wohnungswechsel in Betracht ziehen!«
    Eine Antwort darauf bleibt sie ihm wie üblich schuldig. Sie tritt in das Dunkle, das hinter der Tür lauert, wirft ihm einen letzten, unsicheren Blick zu und nickt behäbig.
    »Bye ...«
    Andrew wartet, bis sie die Tür geschlossen und von innen den Sicherheitsriegel vorgeschoben hat, erst dann geht er langsam zum Wagen.
    Sicher ist sicher.

Rückschläge
    Mittwoch, 17. März

    M oooommmmmyyyyyyy!
    »NEIIIIIIIN!«
    Keuchend schreckt Andrew hoch und starrt wild um sich, während er die zweite Hürde bis zum vollständigen Wachsein nimmt. Dann wirft er die Hände über seine Augen, ertastet den ekelhaften Schweiß auf der Stirn und die Nässe auf den Wangen. Im Raum ist nur ein hektischer, angestrengter Atem zu hören. Sauerstoff! Er braucht dringend etwas Sauerstoff! Verdammt, er erstickt gleich!
    Reiß dich zusammen, Norton, du Idiot! Luft holen!
    Mühsam gehorcht er.
    Na, geht doch! Luft anhalten, bis fünf zählen!
    Andrew hält den ohnehin nicht vorhandenen Atem an. Eins … zwei ... drei ...
    Und plötzlich sieht er ihre Gestalt vor sich, spürt wieder, wie es sich anfühlt, sie in den Armen zu halten, ihre warme, weiche Haut unter seinen Händen, ihr volles, seidiges Haar, der

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