Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
unvergleichliche Duft ...
Norton, du Idiot! Bist du total irregeworden ...?
»Ach, leck mich am Arsch ...«, murmelt er.
Denk an sie!, beschwört er sich, los, komm schon!
Es funktioniert, denn sie ist zurück ... die Augen ... besser ... die Lippen ... noch besser … die zarte Brust in seiner Hand ... Ohne es zu wissen, seufzt er sehnsüchtig. Gott, sie ist so süß!
Ich soll dich am Arsch lecken, Norton, du kleiner, mieser Versager? , wispert der DS ehrfürchtig. Könnte sein, dass du das noch bereust, mein Junge. Worte sind so schnell gesagt und deren Nachwirkungen so verdammt langwierig, oh … yeah. Aber glücklicherweise bin ich ja nicht nachtragend. Und uns beiden ist bekannt, dass dein Verstand momentan abwesend ist.
Das klingt nachdenklich bis väterlich gütig.
Mach verflucht noch mal, dass du endlich aus dem Bett kommst, du fauler Sack!
Und das klingt nach einem ziemlich wachen DS.
Seufzend schlägt Andrew die Lider auf.
Warum kann er ihn kein einziges Mal in Ruhe lassen?
Die Antwort darauf bleibt selbstverständlich aus, doch Andrew weiß, dass es ohnehin kein Entrinnen gibt. Daher wandert sein Blick schließlich resigniert zur Uhr, was gleichzeitig den offiziellen Beginn seines Tages markiert.
3:10 AM
Gelassen bringt er die Routine hinter sich.
Frühstück: ein Kaffee, Eier mit Speck, eine Grapefruit, ein Glas Orangensaft.
Eine Stunde im Fitnessraum (zwanzig Minuten Lauftraining, zwanzig Minuten Gewichte stemmen, zwanzig Minuten Lauftraining). Der DS ist eher mäßig zufrieden.
Duschen, anschließende Rasur.
Ankleiden: weißes Hemd, graue Hose, dunkelblauer Binder, kein Jackett.
Emailkontrolle – noch keine neue Nachricht von Finch, der Mann lässt sich Zeit.
Ein weiterer Kaffee – die Müdigkeit macht ihm heute definitiv mehr zu schaffen als üblich.
Pünktlich um sieben Uhr fünfundvierzig steigt Andrew zu Johnson in den Wagen.
»Guten Morgen, Sir!«
Ende der Routine ...
Als Erstes fällt ihm der Dodge Coronet in der Tiefgarage auf.
Nicht der Umstand, dass er ihn nie zuvor gesehen hat, lässt Andrew abrupt stehen bleiben und das Gefährt wie eine Erscheinung anstarren, sondern dass es so unglaublich alt ist. So rostig. So ... unverantwortlich. Das ist kein Auto, das ist ein Haufen Altmetall auf vier Rädern, den irgendwer vergessen hat, auf den Schrottplatz zu fahren und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Wer ist so dämlich und wagt sich mit diesem Teil auf die Straße? Faktisch kann Andrew sich nicht vorstellen, dass es überhaupt noch fahrtüchtig ist. Und seit wann werden die Angestelltenparkplätze seines Unternehmens als Abstellfläche für gestorbene motorisierte Monster genutzt? Warum wird das geduldet? Angewidert verzieht er das Gesicht und setzt seinen Weg fort, plötzlich wieder von dieser neuen Aufregung ergriffen, die er bis gestern Morgen nicht kannte.
Reiß dich zusammen, Norton, du Idiot!
Der Aufzug ist leer und Andrew nutzt die Zeit, um in die fünfunddreißigste Etage zu gelangen, für konzentrierte Atemübungen.
Einatmen ...
›Du wirst völlig entspannt den Raum betreten.‹
Ausatmen ...
›Du wirst dir nichts anmerken lassen.‹
Einatmen ...
›Deine debile Grimasse bleibt auch aus!‹
Ausatmen ...
›Halt verdammt noch mal deinen Herzschlag unter Kontrolle!‹
Einat...
Pling!
Die Fahrstuhltüren gleiten auf und er zwingt sich, nicht zu eilig den Flur bis zu seinem Büro zu überwinden. Die Guten–Morgen–Grüße der Angestellten, die ihm von allen Seiten entgegen schallen, ignorierte er sogar konsequent.
Was wollen diese Menschen von ihm? In Wahrheit ist er überhaupt nicht anwesend! Mit grenzenloser Anspannung greift er kurz darauf zum Türknauf.
Norton, du Nachgeburt! Reiß dich zusammen!
›Ach, Ruhe!‹
Damit öffnet er und erblickt:
Gail.
Ausschließlich.
Er benötigt exakt drei Sekunden, um die Fähigkeit zu sprechen wiederzuerlangen. »Wo ist sie?«
»Miss Kent ist nicht erschienen, Sir.«
»Alle Termine absagen!«
Womit die Tür geschlossen ist und Andrew sich bereits wieder auf dem Weg zu den Aufzügen befindet.
Verdammt! Warum hat er nicht auf seine innere Stimme gehört?
Was ich immer sage, Norton, Arschl...
Oh, doch nicht du!
Sie war gestern Abend eindeutig nicht in Ordnung. Wie genau hat sie sich ausgedrückt?
‚Ich wollte nur nach Hause.‘
Andrew fetzt das Handy aus der Tasche. »Gail, finden Sie heraus, ob sie sich krankgemeldet hat!«
Als er in der Tiefgarage anlangt, ruft seine Assistentin zurück.
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher