Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
zu verschwenden scheint. »Dann steht es zum Verkauf?«
    »Nun, als Veräußerung würde ich das nicht unbedingt bezeichnen. Das Konsortium sucht verzweifelt nach einem Übernahmewilligen. Der Wert der Immobilie bewegt sich faktisch bei null, die Grundstückspreise sind in diesem Bezirk weit im Keller. Dazu die Mieter, die nicht sehr regelmäßig zahlen. Die allgemeine Verfassung des Hauses wird als hochgradig baufällig eingestuft ... Die Expertise liegt vor Ihnen, Sir.«
    Nachdenklich nickt er. Miss Kent hin oder her, hierbei handelt es sich um eine Fehlinvestition, selbst wenn sie zunächst keine Kosten verursacht. Er hat es nicht so weit geschafft, weil er sein Geld aus dem Fenster wirft. Andererseits ... Mit annehmbaren Bewohnern und hergerichteten Appartements kann man daraus ein Vorzeigeobjekt in dieser heruntergekommenen Gegend machen. Auf seinen guten Ruf als Samariter der Armen legt er äußersten Wert. Image ist alles, das zumindest wird sich nie ändern. Andrew verabscheut diese Wohltätigkeitsveranstaltungen, auf denen sich die fetten übersättigten Millionäre mit einem großzügigen Scheck alljährlich ihr Gewissen erleichtern. Daher nimmt er auch so gut wie nie an ihnen teil. Das hier ist ein wunderbares Projekt, um seine Bemühungen im sozialen Bereich wieder einmal ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Doch seine Pläne haben sich von gestern Abend – als er Gail den Auftrag per Mail zukommen ließ – zu heute dramatisch geändert. Er will, dass Josie zu ihm kommt, denn solange sie dort lebt, wird er keine ruhige Minute mehr erleben. Das bedeutet einen Kurswechsel. Er wird später ausgiebig darüber nachdenken müssen. Andrew lehnt sich zurück. »Ihnen ist gewiss nicht entgangen, dass Miss Kent einige ... Schwierigkeiten hat?«
    »Nein, Sir.« Es erfolgt ohne Umschweife oder Wertung.
    »Einzelheiten werde ich Ihnen nicht nennen. Größtenteils, weil sie mir selbst nicht bekannt sind. Aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass man sie nicht aus den Augen lassen darf. Sie neigt dazu, sich in ... gefährliche Situationen zu bringen.«
    Das lässt Gail unkommentiert, doch er sieht, dass sie seine Meinung teilt. Die nächsten Worte wählt Andrew mit Bedacht, bemüht, ihr so wenig wie möglich zu offenbaren. »Ich beabsichtige, sie unter ständiger Kontrolle zu halten ...«
    Prompt befindet sich die Braue wieder am Haaransatz. »Ständige Kontrolle, Sir?«
    »Ja, sie ist ... krank. Verstehen Sie, was ich damit andeuten will?«
    Nach kurzem Zögern nickt sie langsam. »Ich glaube schon, Sir ...«
    »Verlasse ich die Firma, ist sie allein und unbeaufsichtigt. Und diese Vorstellung behagt mir absolut nicht. Wäre es möglich, dass Sie während meiner Abwesenheit ...?«
    Der Blick wird leider immer argwöhnischer. »Ich bezweifle ernsthaft, die geeignete Person für diese Aufgabe zu sein, Sir. Vielleicht sollten Sie besser professionelle Hilfe zurate ziehen ...«
    Andrews Antwort erfolgt eisig. »Sie benötigt keine professionelle Hilfe, Gail, sondern jemanden, der sich um sie kümmert! Ich habe die Absicht, dieser jemand zu sein. Also verschonen Sie mich mit ihren absurden Ratschlägen!«
    Nun geht das Kinn in die Höhe und sie mustert ihn kühl. »Wie Sie meinen, Sir. Ich muss Sie im Übrigen darauf hinweisen, dass ich am heutigen Nachmittag nicht zugegen sein werde. Meine … Unterstützung ist daher nicht verfügbar.«
    »Weshalb sind Sie nicht hier?« Das ist völlig falsch, denn Gail ist immer anwesend. Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem sie fehlte. Gut, abgesehen von ihrem Jahresurlaub, von dem sie sich manchmal nicht abbringen lässt. Leider.
    Jetzt wird ihr Ton schneidend. »Mr. Norton! Ich hatte Sie bereits vor Monaten darüber informiert, dass ich heute einige Dinge meinen Ruhestand betreffend zu erledigen beabsichtige. Das bedeutet, dass ich in genau ...« mit erhobenen Augenbrauen und gespitztem Mund blickt sie auf ihre Uhr, »... zweiundzwanzig Minuten – also um zehn Uhr – das Gebäude verlassen werde.«
    Andrew schließt die Lider. Ja, sie hat so etwas erwähnt. Verdammt! Ungünstiger könnte es überhaupt nicht kommen!
    Norton, du Nichtskönner! Was interessiert es dich, ob die alte Fregatte da ist? Was ist die oberste Direktive? Na? Wir machen uns von niemandem abhängig! Wie oft soll ich dir das noch einbläuen? Scheiß drauf!
    ›Richtig.‹ Schon betrachtet Andrew sie abermals. Während der gesamten Konversation war nichts von dem, was sich in seinem Kopf abspielt, auch nur

Weitere Kostenlose Bücher