Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
bejaht, wobei sie einen äußerst konzentrierten Eindruck macht.
Andrew sieht auf. Smith. Der Idiot!
Der Gute wirkt recht verschwitzt, Andrews Blick fällt auf die Uhr. Nun ja, fast pünktlich, es ist bereits drei Minuten nach vier.
»Das wäre alles, Miss Kent. Und schließen Sie bitte beim Hinausgehen die Tür!«
»Jawohl, Sir.«
Sie geht mit raschen, aber nicht eiligen Schritten und bedenkt Smith mit einem knappen, ziemlich hasserfüllten Nicken. Der ist inzwischen wortlos und keuchend in den Raum getreten. Doch das Büro schließt die Kleine erst, nachdem sie ihrem Chef hinter dem Rücken des in Bälde Arbeitslosen ein Strahlen geschenkt hat.
Ja, das ist sein Baby!
»Setzen Sie sich!« Mit der nächsten flüchtigen Kopfbewegung deutet Andrew zum Stuhl vor seinem Schreibtisch.
»Mr. Norton«, beginnt Smith mit diesem näselnden Wollen–wir–nicht–Freunde–sein Tonfall, den er offenbar auch noch im Zustand höchster körperlicher Erschöpfung vollbringt.
»Setzen!« Das kommt bedeutend schärfer, und der Idiot scheint zu begreifen, dass er sich in Schwierigkeiten befindet. Denn endlich gehorcht er. Andrew stützt die Ellbogen auf den Lehnen seines Stuhls, bringt die Fingerspitzen in der Mitte zusammen und mustert ihn eisig. »Ich ließ Sie heute hier erscheinen, um gemeinsam mit Ihnen das Memo auszuwerten.«
»Das ist kein Problem, Sir.« Er hat sich schon wieder gefangen.
Fragend hebt Andrew eine Augenbraue. »Ein Wasser? Ginger–Ale? Kaffee? Tee?«
»Wasser wäre nett.« Jetzt klingt er sogar hörbar entspannt, so freundlich erlebt man den verhassten Chef schließlich selten.
Andrew nimmt das Telefon. »Ein Mineralwasser für Mr. Smith!«
»Selbstverständlich, Sir.«
Als Nächstes greift der Vorstandsvorsitzende zum circa vierzig Seiten starken Memo–Machwerk. Aus jeder Einzelnen ragt ein bunter Papierschnipsel. Smiths Entspannung ist Geschichte.
»Sie haben ...«, beginnt Andrew, während sich die Tür öffnet und Josie eintritt. Süß und unschuldig wie immer.
»... mir diese Unterlagen ...« Das Mädchen ist inzwischen an den Tisch herangetreten und gießt Smith in sicherer Entfernung das Wasser ein. Das Schwein ist offenbar nicht erschöpft genug, es glotzt nämlich zunächst auf ihre Brüste und dann werden die nackten Beine einer längeren Inspizierung unterzogen. Zum ersten Mal seit Eintreffen des Kretins kämpft Andrew mit seiner Beherrschung. Die visuelle Botschaft fällt mörderisch aus: Wenn du Hurensohn nicht sofort deinen beschissenen Blick von meiner, keine Ahnung was, auf jeden Fall für mich äußerst wichtigen derzeitigen Partnerin/Assistentin nimmst, sind Aufzüge für dich irrelevant, um nach unten zu gelangen, weil du dann die Abkürzung nehmen wirst!
»... ausgehändigt, Smith?« Es klingt denkbar beißend, passend zum Gesichtsausdruck des Todes. Endlich bequemt der Mann sich, sein lüsternes Starren auf Miss ich hätte nie gedacht, einmal so gleichmütig und gelassen ein Glas mit Wasser der Marke Evian füllen zu können, Kent zu beenden.
»Danke, das ist alles, Miss Kent.« Auch das kommt mit ausgesuchter Unnachgiebigkeit, doch die Angesprochene nickt nur und geht.
Erneut hat die Rekonvaleszenz des Kerls nicht viel Zeit in Anspruch genommen, der gafft ihr nämlich bereits wieder nach, diesmal liegt sein Augenmerk auf dem wirklich ansehnlichen Hintern.
»Smith!«
Verwirrt schaut der Drecksack zu Andrew und scheint sich tatsächlich auf den Grund seines Hierseins zu besinnen, denn er runzelt die Stirn. »Nun, Sie werden verstehen, dass ich Ihre Fragen ohne entsprechende Vorbereitung nicht erschöpfend beantworten kann ...«
»Fühlen Sie sich überfordert und brauchen ein wenig Entlastung?«, erkundigt sich der Konzernchef eisig.
Die Augen sprühen vor Hass – auch dies greift neuerdings spürbar um sich – und die nächste Erwiderung erfolgt etwas gepresst. »Selbstverständlich nicht, Mr. Norton. Ich wollte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich die Angelegenheit in Addition zu meinen übrigen zahlreichen Verpflichtungen erledigt habe und mir daher ...«
»Weshalb Sie Mitglied des Vorstandes sind und keine gemeine Schreibkraft.«
»Das ist korrekt.«
»Mir fehlen etliche Daten und konkrete Zahlen, ich kann mit diesem Machwerk nichts anfangen!« Abfällig wirft Andrew den Hefter auf den Tisch.
»Darf ich das einmal sehen?«, erkundigt Smith sich, erstaunlicherweise bereits wieder gelassen.
»Hat ihr Gedächtnis inzwischen gelitten?«
Die
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