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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Andrew in einer nicht unbedingt liebevollen Umarmung hält, röchelt, denn inzwischen drückt er ihm die Luft ab. Es dauert noch einmal einen langen Moment, doch dann hat sie sich gefangen und tippt mit bebenden Fingern die Nummer ein. Als Josie spricht, klingt sie spröde und atemlos zugleich. »Miss Kent. Wir brauchen zwei Herren vom Sicherheitspersonal in Mr. Nortons Büro. »Ja ... Danke.«
    Smith ist soeben eingefallen, dass er auch noch über eine linke Hand verfügt und schon versucht er damit, auf seinen Ex–Chef einzuschlagen. Vorzugsweise in dessen Gesicht. Andrew hat keine seiner Gliedmaßen vergessen, nur leider befinden sich beide Arme bereits im Einsatz. Er verstärkt den Druck nochmals und das Röcheln wird leiser. »Tür auf!«
    Diesmal gibt es nicht die geringste Verzögerung. Sofort stürzt Josie zum Ausgang, wobei sie einen großen Bogen um den um sich schlagenden Kerls beschreibt.

    Kaum hat Andrew ihn in den Flur gezwungen, öffnen sich am anderen Ende die Aufzugtüren und zwei Männer in schwarzen Anzügen stürzen heraus. Der eine, mit Abstand Bulligere, nickt flüchtig. »Ich übernehme dann, Mr. Norton.«
    Zwanzig Sekunden später liegen Smiths Hände in Handschellen.
    »Die Cops?«, erkundigt der Zweite sich dabei eher beiläufig.
    »Nein.« Andrew wirkt, als wäre nichts Nennenswertes geschehen, für Smith, der noch immer vor sich hin röchelt und sehr rot ist, hat er keinen letzten Blick aufgespart. Für Josie derzeit übrigens auch nicht – zu gefährlich. »Der Mann bekommt ...« Ein Blick auf die Uhr ... »... vier Minuten, zwanzig Sekunden, um seine persönlichen Dinge zusammenzupacken«, fährt er gelassen fort. »... dann setzen Sie ihn vor die Tür.«
    Der Größere hebt eine Augenbraue. »Sir?«
    »Nein, nur raus!«
    Damit geht Andrew zurück ins Büro. Josie hat sich in die hinterste Ecke verzogen und konzentriert sich auf die Vorgänge im Flur, in dem Smith soeben abgeführt wird. Doch neben dem Hass und Ekel sind ihre Lippen farblos und die grünen Augen so weit aufgerissen, dass die Mandelform für den Moment Geschichte ist. Als er zu ihr tritt und sie sehr behutsam an sich zieht, bleibt jedes Zurückweichen aus. Sie flüchtet sich förmlich in seine Arme und vergräbt das Gesicht an seiner Brust. »Ist er weg?
    Er bejaht.
    »Wird er wiederkommen?«
    »Nicht in dieses Gebäude«, versichert er ihr dumpf.
    »Gut!« Es klingt bissig, worüber Andrew unglaubliche Freude empfindet. Bissig ist nämlich jenseits jeder Atemlosigkeit. Und er schweigt, denn auch wenn Smith die Konzernzentrale mit Sicherheit nicht wieder betreten wird, kann er ansonsten leider für überhaupt nichts garantieren.

    »Ich muss noch einige Telefonate führen«, erklärt er mit einer entschuldigenden Note in der Stimme, nachdem er sich behutsam von dem Mädchen gelöst hat. »Danach können wir reden.« Sie nickt und begibt sich wortlos an ihren Schreibtisch. Hassblick und Argwohn inklusive.
    An der Tür zögert Andrew. Er beabsichtigt mit Finch zu sprechen und will nicht, dass Josie erfährt, welche Arbeiten der Mann für ihn erledigt. Smith ist raus. Soweit Andrew weiß, gibt es hier keinen weiteren Grabscher, und außerdem ist die Belegschaft ohnehin schon in ihren unverdienten Feierabend entschwunden. Womit die Risiken wohl überschaubar sind. Nach einem letzten Blick auf ihren geneigten Kopf schließt er widerstrebend die Tür.
    Zurück an seinem Arbeitsplatz verbannt er als Erstes das Wikipedia Memo in die entlegenste Schublade. Er wird später entscheiden, ob er es rahmen lässt – als ewige Erinnerung daran, in welche Höhen Dämlichkeit sich erheben kann. Als Nächstes spricht Andrew mit seinem Sicherheitschef. Der hat bereits Smiths Löschung aus den Zugangsdateien innerhalb der Holding veranlasst und versichert ihm, dass in der Flower Sieben alles wie geplant ablaufen wird. Wenigstens ein Mann, der mitdenkt.
    Nachdem er aufgelegt hat, entscheidet er, sich am heutigen Abend Stück für Stück vorzutasten. Jede zu nehmende Hürde ist für sich unkalkulierbar. Also muss er sich auf die jeweilige Situation einstellen, wenn sie sich ergibt. Planungen, wie er sie sonst vornimmt, sind definitiv nicht möglich. Das verwirrt ihn, er fühlt sich keineswegs gut dabei, doch ändern kann er es deshalb nicht.
    Genau, du Idiot! Improvisieren wir einfach mal, oder? Was soll schon geschehen? Ein bisschen Pleite schadet nie!
    Leise stöhnt Andrew.
    Dachtest du, ich würde so leicht aufgeben?
    ›Nicht wirklich.

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