Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
lassen.
»Nein.«
»Du wirst tun, was ich dir sage, wenn es das Richtige ist?«
»Was meinst du damit?« Ah, der Argwohn ist zurück.
»Ich meine damit, Josephine, dass du manchmal dazu neigst, Dinge zu tun, die nicht unbedingt gesund für dich sind. Stimmst du mir in diesem Punkt zu?« Sie kneift die Lider zusammen, bejaht jedoch knapp – und hasserfüllt, aber das kennt Andrew bereits zur Genüge.
»Und wenn ich dir sage, dass du – zum Beispiel – nicht im Dunkeln durch die Stadt irren sollst, glaubst du mir, dass ich nur um deine Sicherheit besorgt bin?«
»Ja.« Das kommt mit etwas mehr Überzeugung und … Dankbarkeit.
»Dir ist die Situation mit Smith nicht entgangen?«
»Garantiert nicht«, zischt sie und wird leichenblass. Wut. Bisher hat er das als ein Zeichen von Schrecken möglicherweise sogar Angst identifiziert, doch in Wahrheit lässt der Zorn ihr Gesicht zur Totenmaske verkommen.
Er nickt. »Das ist ein weiterer Grund, weshalb es besser wäre, wenn du ab sofort von Johnson gefahren wirst. Er wird dich überall hinbringen. Ob zu deiner Mutter, zum Shoppen oder wohin auch immer du magst. Du musst es mir nur sagen.«
»Ich kann nirgendwo allein hingehen? « Diesmal ist ein gehöriger Schuss Panik vernehmlich.
»Das wollte ich damit nicht ausdrücken«, erwidert Andrew eilig. »Mir ging es eher um die Zeit nach Eintreten der Dunkelheit.«
»Oh«, Josie entspannt sich sichtlich. »Okay.«
Sein Handy summt und er schaut flüchtig auf das Display, bevor er das Mädchen wieder anvisiert. »Das Wichtigste hast du mir bisher leider vorenthalten.«
»Was?«
Er grinst. »Weißt du, ich kann mich täuschen, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass du weniger an meiner Person interessiert bist, als vielmehr an meinem Mund – dummerweise an keinem anderen Teil meines Körpers.« In gespielter Niedergeschlagenheit seufzt er. »Das lässt mich vermuten, du würdest mich für deine unehrenhaften Zwecke missbrauchen.« Groß und ernst liegt sein Blick auf ihr, eine Spur Trauer und Schmerz hat er beigemischt. Es verfehlt seine Wirkung nicht. Jetzt ist sie nicht nur blass, sondern entsetzt.
»Das wollte ich nicht!« Ihre Worte überschlagen sich beinahe. »Ehrlich, Andrew. Das tut mir so leid ...«
Hahaaa. Die ist wirklich irre! Hab ich ja immer gesagt. Die hat nicht mehr alle Tassen im Schrank!
›Oder sie ist einfach nur zu anständig.‹
Andrew lacht. »Das war ein Witz ! Beruhige dich!« Dann ist er wieder ernst. »Aber ich möchte trotzdem wissen, wie du über mich denkst. Ich erklärte dir, was du mir bedeutest, es ist nur fair, von dir das Gleiche zu erfahren. Was bin ich für dich?«
Niedergeschlagen senkt sie den Kopf.
Was nun?
Einundzwanzig, bis gestern ungeküsst ...
Gefühlte Ewigkeiten später sieht sie ihn an. »Du bist der erste ... Mann , den ich ... bei dem ich ... zu dem ich mich ...« Jetzt ist sie wirklich ernst. »Du bist der Erste, für den ich ... vieles tun würde.« Es klingt zickig – definitiv – und widerstrebend – auch das. Doch es kommt und verwirrt Andrew über alle Maßen. »Was meinst du damit?«
»Ich meine«, erklärt sie schnippisch, ihre Nervosität ist nur an ihren Händen erkennbar, die unverwandt im geblümten Schoß geknetet werden, »... dass ich heute im Auto nicht ‚nein‘ gesagt hätte.« Obwohl wütend und kreidebleich, ist ihre Miene fest, entschieden und – das wirft ihn echt um – opferbereit. Das ist der größte Mist, den er jemals gehört hat! Und was ihm an der Angelegenheit mit Abstand am meisten aus der Fassung bringt: Er mag es! Es gefällt ihm. Egal wie! Dies ist endlich eine Aussicht auf Erfolg!
Verdammt!
Scheinbar hat er sich in den vergangenen zwölf Jahren immer verleugnet, denn erst jetzt kommt sein wahres Ich zum Vorschein. Die Vorstellung, ihr Opfer anzunehmen , macht ihn an! Es ist total widersinnig! Allein der Gedanke, Sex gegen ihren Willen mit ihr zu haben, widert ihn an. Aber ein Teil von ihm ist tatsächlich ernsthaft scharf darauf, es in die Tat umzusetzen. Sie widerstandslos in den Armen zu halten und all das mit ihr anzustellen, von dem er seit nunmehr vierundfünfzig Stunden, elf Minuten und zehn Sekunden träumt. Der Himmel schlechthin! Jetzt ist es amtlich: Andrew Norton ist ein Schwein.
Also zum Triebtäter macht dich das nicht gleich.
Nicht? Das ist gut. Denn für einen Moment hat er wirklich an sich gezweifelt. Er war bisher der Ansicht, ein fairer Liebhaber zu sein und sich nur das zu nehmen, was er zu
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