Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
löst, atmet sie schwer. Keine Erstickungsgefahr: Ihre Augen glänzen. Während der gesamten Fahrt betrachtet sie ihn. Artig liegen seine Hände auf ihrem Rücken und Andrew bewegt sie nicht.
Opfer! Ha!
›Baby, so wie du küsst und mich ansiehst, wirst du noch so darum betteln, von mir in mein Bett getragen zu werden!‹
Wie gern würde er das Schwein, das für ihre Störung verantwortlich ist, in die Finger bekommen. Sie reagiert viel zu intensiv! Selbst wenn er tatsächlich der Erste ist, auf den sie überhaupt eingeht, was ihn alles andere als ärgert. Trotzdem steht ihr die schwerste Zeit noch bevor. Wie anstrengend und frustrierend muss es sein, diesem Verlangen zu widerstehen, das er in ihrer Miene entdeckt? Und wie zermürbend wird es in Zukunft werden? Es wäre reine Verschwendung, würde sie als Opferlamm herhalten, denn ihm ist durchaus bewusst, dass ihr Angebot nicht halb so seltsam ist, wie es sich zunächst anhört. So läuft es in vielen Beziehungen, nicht wahr? Zwar ist die Motivation eine andere – im Allgemeinen handelt es sich um Desinteresse –, aber diese Praktik ist nicht neu. Doch allein der Gedanke, dieses leidenschaftliche Mädchen könne sich auf ein ‚Hinhalten‘ beschränken, ist hochgradig lächerlich! Absurd!
Ihre Ankunft in der Flower Sieben reißt ihn aus seiner Grübelei. Zwei Streifenwagen sind längst eingetroffen.
Bereit für das Drama, Norton?
›Yessir!‹
Interessiert blickt Andrew aus dem Fenster und runzelt die Stirn. »Patrouillieren die Cops häufiger in dieser Gegend?«
Sie winkt ab. »Mach dir keine Sorgen, die sind beinahe ständig anwesend.«
»Was für eine Überraschung«, murmelt er.
»Hmmm ...?«
»Bei den Gestalten, die hier leben, verwundert mich das keineswegs«, sagt er ein wenig lauter. »Josie, du solltest wirklich einen Wohnungswechsel in Betracht ziehen.«
Sie seufzt. »Das Zimmer ist okay und die Miete ist ...«
Ungeduldig nickt er. »... billig, schon klar. Du kannst dir doch inzwischen etwas Besseres leisten. Ich meine, du verdienst nicht schlecht!«
»Bis jetzt habe ich noch gar nichts verdient und das werde ich auch in der nächsten Zeit nicht. Mein erstes Gehalt bekomme ich in drei Wochen.«
Damit hat sie nicht unrecht, was ihn zu der Überlegung bringt, dass er zur Wahrung der Fassade eigentlich auf einen Einkauf hätte bestehen sollen. Ihren Kühlschrank hat er nicht inspiziert, weiß nicht einmal, ob sie überhaupt einen besitzt. Allerdings ist er davon überzeugt, dass in diesem Loch nichts Essbares zu finden sein wird. Vielleicht ist das ganz gut so, überlegt er trocken. So bleiben wenigstens die Ratten fern ...
Als Johnson die Tür öffnet, steigt er aus und reicht Josie seine Hand.
»Es dauert nicht lange.«
»Sehr wohl, Sir.«
Sie wirkt verlegen. »Ehrlich, du musst mich nicht begleiten.«
Andrew schnaubt. »Würde ich alle Verbrechen zusammenfassen, die sich auf diesen Block vereinen, kämen wir auf mindestens fünfmal lebenslänglich. Die Cops sind hier, es ist definitiv etwas vorgefallen, und ich habe nicht die Absicht, dich an dieser Ratte dort allein vorbeigehen zu lassen.«
Ihr Blick folgt seinem und sie sieht einen einsamen grauen Nager, der ohne Eile den schmalen mit Steinplatten gepflasterten und von Unkraut überwucherten Weg entlangtrippelt. Unwillkürlich packt sie seinen Arm. »Okay!«
»Du solltest mir einfach vertrauen, Josie.«
Sie lächelt. »Ich denke, du hast recht.«
Andrews Antwort offenbart nicht die geringste Belustigung. »Ich habe immer recht, Baby.«
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, führt er sie zu ihrem Appartement.
Je näher sie der porösen Tür kommen, an desto mehr Leuten müssen sich die beiden vorbei drängen und umso angespannter wird Josie.
»Was ist passiert?«, murmelt sie. »Ich verstehe nicht ...«
Andrew legt seinen Arm um ihre Schulter, denn sie zittert bereits; an ihrer Tür angekommen laufen die ersten Tränen. »Aber ...«
Fassungslos starrt sie auf die Überreste dessen, was einmal ihre Wohnung gewesen ist, denn ihnen bietet sich ein Bild des Grauens:
Das Bett ist nur noch eine Erinnerung aus umherwirbelnden Federn, zerrissenem Leinen und Holzfragmenten. Das Fenster ist eingeschlagen, der Boden mit einer klebrigen flüssigen Masse bedeckt. Andrew muss nicht unbedingt erfahren, was genau das für eine Substanz ist. Die kleine Anrichte wurde in Einzelteile zerlegt, zuvor hat man die Schubfächer herausgerissen und deren Inhalt sorgfältig im Raum verteilt. An die
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