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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Baldwin das Haus des Krämers auf den Kopf stellt.
    Fensterscheiben zerspringen und immer wieder fliegen ein paar Gegenstände nach draußen auf die Gasse. Zeramov und Cassius müssen sich mehrmals vor einem dahersegelnden Stück Inventar oder auch verschiedenen Waren aus dem Laden in Sicherheit bringen. Die Suche nach dem Krämer artet in einen Amoklauf aus.
    "Schade, dass Rodolphe nicht dabei sein kann." stellt Zeramov fest, nachdem er noch ein paar weitere Einfälle in seinen Notizblock gekritzelt hat. "Der wär' bestimmt für den einen oder anderen Sondereffekt gut gewesen!"
    "Ja, recht so! Nieder mit dem Hexenmeister!" hört er da eine Stimme am Ende der Gasse keifen. In drohender Haltung naht eine Frau mit einer Kohlenschaufel, die sie vor sich hin und her schwingt. Hinter ihr haben sich einige Dorfbewohner formiert.
    "Die Fremden haben ganz recht! Schluss mit dem Versteckspiel!" ruft eine andere Stimme.
    "Eigenartiges Volk! Cassius, blende doch mal ab und schwenke rüber zu den Leuten. Erst Gesamtaufnahme, dann einige Details. Klar?"
    "OK!" Widerspruchslos gehorcht Cassius. Seine Qualitäten als Kameramann sind dabei erstaunlich. Selten hat man mit dem Filmmaterial Probleme gehabt. Vielleicht liegt es an seiner Faulheit, denn Schneidearbeit in Baldwins Privatstudio hasst er. Jedenfalls ist es in der Regel so, dass Cassius bereits während der Arbeit kleinste und unbedeutendste Details beachtet und deshalb kaum 'Abfall' produziert. Zeramov weiß das. Also braucht er sich auch nicht weiter um Cassius zu kümmern. Mit dem Notizblock in der Hand wartet er ab, was geschehen wird – oder er notiert sich auch schon mal eine Alternative, die der Szene dramaturgischen Pfeffer geben könnte.
    Auf dem Balkon des Krämerhauses erscheint jetzt Baldwin.
    "Er ist verschwunden!" ruft er zu Zeramov hinunter.
    "Geflichtet!" bekräftigt Dr. Glücklich, der eben wieder in der aufgebrochenen Ladentüre auftaucht. "Einfach geflichtet! Wie a Fuchs vor seine Jäger! No, dos macht den Menschen doch verdächtig!"
    "Geflüchtet?" hört man jetzt die Dörfler diese Nachricht aufnehmen. Sie sind durch die Gasse heran gekommen und stehen jetzt vor dem Haus des Krämers.
    Da zeigt sich oben auf dem winzigen Balkon im zweiten Stock der Signore. Mit mächtiger Stimme richtet er sich an die Dorfbewohner und die ersten Baldwinschen, die wieder auf die Straße heraus kommen.
    "Jawohl, Leute! Der Krämer hat sich aus dem Staub gemacht! Der Krämer, der mit Lucy Fera in Verbindung gestanden hat und der mehr weiß, als wir alle - er ist geflüchtet! Er verheimlicht uns etwas!"
    Die Menge johlt und jubelt dem Signore zu.
    "Im Bund mit dem Teufel steht er." ruft ein junger Mann, der sich ganz nach vorne gedrängt hat.
    "Und die Fera, die alte Hexe, auch!" weiß ein anderer.
    "Seltsame Dinge geschehen hier, Leute!" nimmt der Signore seine Ansprache wieder auf. "Das muss ein Ende haben. Wir wollen endlich in Frieden leben." Die Menge füllt seine wohldosierten kurzen Pausen mit hysterischem Geschrei. "Er hat die Macht, uns alle ins Verderben zu stürzen. Also suchen wir ihn, bevor er irgendetwas unternehmen kann. Er muss irgendwo stecken. Durchsuchen wir unser ganzes Dorf! – Es geht um unsere Sicherheit! Unsere Sicherheit und die Sicherheit unserer Kinder!"
    Der Signore verlässt den Balkon und unter Jubelrufen erscheint er wenig später auf der Straße. Unter seiner Führung stürmt die ganze Menschenmenge dann davon.
    "Wir sind alle verrückt geworden!" stellt Zeramov fest und sieht den Davonrennenden nach. Bis auf ihn und X ist niemand zurück- geblieben.
    "Ja, scheint so. Irgendetwas stimmt hier nicht!" bestätigt der. "Trotzdem hätte zumindest Cassius hierbleiben können. Was will er denn bei denen? Wer weiß, was die noch alles anstellen!"
    In diesem Moment hören sie ein leises Wimmern vom Haus her.
    Sofort rennen sie los.
    Unter der Treppe in einer versteckten Abstellkammer finden sie den Krämer. Er weint wie ein kleines Kind. Dabei beteuert er immer wieder, völlig unschuldig zu sein.
    "Aber man beschuldigt Sie doch gar nicht im Ernst! Die Leute sind ein wenig aufgeregt. Alles ist so unverständlich, dass ein paar durchgedreht sind. Achten Sie nicht drauf!" versucht Zeramov den Mann zu beruhigen. "Das geht rasch vor-über!"
    "Sie haben gut reden. Mich will man umbringen! Nur weil ich damals dabei gewesen bin und heil zurückkam ... als Einziger!" jammert der Krämer. Zeramov und X richten ihn auf.
    "Keine Sorge. Die ziehen ein bisschen

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