Feueraugen II. Drei Städte
gerichteten Worte Zeramovs mit angehört.
"Oh, das ist so eine Redensart in unserer Heimat!" erklärt der Drehbuchautor. "Sie besagt, dass wir uns erst nicht in der Stadt zurechtgefunden haben, weil wir nichts von dieser Feindschaft zu euren Nachbarn in Dellu ..."
"Destrusion!" hilft ihm der Soldat.
"... Destrusion wussten. Daher wohl auch unser ungewöhnliches Verhalten. Wir sind keine Feinde, verstehen sie?" Der Soldat geht nicht weiter darauf ein.
"Aufpassen mit unbedachten Bemerkungen, Leute!" raunt Baldwin dem Signore und X zu. "Wenn wir ein falsches Wort sagen, dann sind wir vielleicht geliefert."
"Reden sie, Mr. Baldwin. Sie sind unser Chef!" meint Ricci.
"Ja, wenn nur einer redet, gibt es wenigstens kein Durcheinander!" meint auch der Signore. "Reden Sie für uns alle."
Sie sind vor einem schmucken Portal angelangt. Der Soldat gibt einen etwas undeutlichen Befehl an die Bewaffneten. Diese ziehen sich ein paar Schritte zurück - riegeln aber zugleich den Gang nach beiden Seiten hin ab. Ein Fluchtversuch scheint damit sinnlos!
Ein untersetzter Herr in purpurnen Gewändern erscheint. Er winkt dem Soldaten mit dem Speer zu sich und unterhält sich einige Zeit ganz leise mit ihm. Immer wieder deutet der Soldat auf die Fremden und der Herr in den purpurnen Gewändern nickt unablässig.
Schließlich tritt der Herr an sie heran.
"Wer ist der Anführer!" fragt er kurz.
Die Baldwinschen schieben ihren Chef nach vorne.
"Ich ... ich bin es!" erwidert er und sieht sich dabei mehrmals Hilfe suchend nach Zeramov und X um. "Aber nennen Sie mich nicht einen 'Anführer'! Wir sind Kollegen und ich wurde zum Wortführer auserwählt."
"Gut, das ist vernünftig! Der König ist es gewöhnt, sich nur an eine Person zu richten. Wenn Sie zum Wortführer erwählt worden sind, dann werden Sie sprechen!" bestimmt der Herr.
"Und ..." Baldwin zögert noch, aber schließlich sieht er ein, dass er auf sich selbst gestellt ist. Er kann nicht immerzu Zeramov und X oder sonst jemanden um Rat fragen. "Sagen sie, guter Mann ... wie adressiere ich denn den König?" Jetzt schaltet sich der Soldat ein. Er packt Baldwin unsanft am Arm und reißt ihn herum.
"Fremder, Ihr habt hier keine Fragen zu stellen ... ihr habt sie zu beantworten. Der König wird nicht angesprochen, er wird Euch befragen!"
X sieht, dass sich Baldwin einschüchtern lässt, und tritt nun selbst nach vorne.
"Aber das meinte unser Wortführer doch gar nicht! Er wollte wissen, wie er auf Fragen des Königs zu antworten habe. Schließlich kann er doch nicht 'mein König' sagen, da er nicht sein König ist. Irgendwie aber muss er ihm doch seine Hochachtung und Ehrfurcht ausdrücken. Mit 'Euer Ehren' oder 'Euer Gnaden' vielleicht?"
Diesen Einwand lässt der Soldat gelten.
"Herr Minister ... die Fremden haben recht. Irgendwie müssen Sie unserem König antworten!" stellt er fest.
Der Herr in Purpur -ein Minister also- nickt einsichtig.
"Ja, ihr müsst unseren König natürlich mit geziemendem Respekt behandeln und dementsprechend titulieren." murmelt er und versucht sich wohl zu erinnern, was die Etikette in solch einem Fall vorschreibt.
Zeramov nützt diese kurze Pause, um vielleicht ein paar Informationen zu erhalten.
"Vielleicht darf man den König mit seinem Namen ansprechen. Wie heißt euer König denn?"
"Es ist der große König Maximum vom Stamme der Tu Gent!" erwidert der Soldat.
Bei diesen Worten wird der Krämer ganz unruhig. Ricci erstickt seinen Schrecken in einem ausgedehnten Hustenanfall. Dass in diesem Land so vieles verwunderlich ist, haben sie bereits einigermaßen verkraftet. Diese Namensparallele zu ihrer Welt jedoch kommt allzu unerwartet.
"Ah ...Tu Gent!" stammelt Baldwin. "Dann ... dann sollte ich ihn vielleicht mit König Maximum ansprechen?"
Der Minister überlegt nicht mehr lange. Dieser Vorschlag scheint der Etikette am Hof zu entsprechen.
"Das ist schön!" sagt Baldwin. "Und ... Sie können ganz unbesorgt sein. Natürlich werde ich mich ganz so verhalten, wie es von einem gefangenen Fremden erwartet wird." beeilt er sich hinzuzufügen.
"Das wollen wir auch hoffen! Kommt jetzt!"
Der Minister gibt dem Soldaten mit dem Speer ein Zeichen und der öffnet die schweren Portale zu einem hohen Saal. Zögernd folgen die Baldwinschen der Aufforderung, in diesen hineinzugehen.
Was erwartet sie? Ein Gericht?
* * *
Vom eindrucksvollen Portal führt ein herrlicher Teppich durch den gesamten Prunksaal
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