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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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die anderen, dann geht's ab nach Destrusion. Eins nach dem anderen."
    "Wir werden nie wieder zurück nach Hause kommen!" bedauert Michel bereits jetzt. "Paris, mon amour ... la Tour Eiffel ... mein Stammplatz im 'Fouquet's' ... die Maler und Trödler am Seine-Ufer ... werd' ich euch je wiederseh'n?"
    "Meine Fresse! Mach' so weiter, dann stirbst Du innerhalb der nächsten Stunden an Selbstmitleid. Reiß' dich zusammen, Michel! - Sei ein Kerl!" schimpft Rodolphe. "Wenn's keinen Ausweg geben sollte, dann können wir später noch ausgiebig genug 'rumjammern. Scheiße ... so ist das, wenn einem die Wirklichkeit nicht mehr reicht. Hätten ja auch eine Reportage über das Fortpflanzungsverhalten von ... Rohrdrosseln drehen können. Meine Idee war's nicht, Schloss Rachass zu suchen – oder?"

-5-  Kerkergespräche
     
     
    "Das kommt davon, wenn man geheimnisvollen Schriften nachforscht." brummelt der Signore vor sich hin.
    "Wer hätte auch ahnen können, dass wir bei unserer Suche nach dem Feueraugen-Orden auf Schloss Rachass in ein imaginäres Land geraten, gefangen genommen werden und in einem alten Kerker landen?" Baldwin ist äußerst gereizt. "Und Sie ... hören Sie endlich auf zu schreiben, Zeramov!"
    Der Angesprochene sieht ganz kurz auf, verzieht die Mundwinkel und steckt seinen Notizblock fort.
    "Was haben Sie denn geschrieben, Zeramov?" erkundigt sich Marlène.
    "Ich hab' mir skizziert, wie's mit uns weitergehen könnte!"
    "Interessant. Und wie könnte es weitergeh'n?" forscht Dalia.
    "0h, da gäbe es einige Möglichkeiten. Wenn ihr wollt, lese ich ein paar meiner Vorschläge vor!" Zeramov greift schon wieder nach seinem Notizblock, und bevor auch nur einer auf seine Ankündigung reagieren kann, beginnt er: "Punkt 1) man könnte uns zum Tod verurteilen und als Staatsfeinde erhängen ... oder köpfen."
    "Sehr unschicklich!" X schüttelt sich. "So möchte ich nicht enden. Gibt's eine Alternative?"
    "Man könnte uns auch aus der Stadt verbannen - zuvor aber teeren und federn – das wäre Punkt 2!"
    "Wir sind doch nicht im Wilden Westen." höhnt X.
    "Punkt 3) Man könnte uns hier unten vergessen, weil sich die Verurteilung immer länger hinzieht und schließlich ein anderer König an die Macht kommt oder die Feinde aus Destrusion in der Stadt einfallen und alles niederbrennen. In diesem Fall würden wir qualvoll verhungern."
    "Jämmerlich!" lautet diesmal der Kommentar von X.
    "Haben Sie auch mal eine Alternative, die uns hoffen lässt?" will Dalia wissen.
    "Punkt 4) Rodolphe könnte Michel und Emma in einem Crash-Kurs zu Guerilla-Kämpfern ausgebildet haben. Zusammen starten sie zum Generalangriff auf die Soldaten des Königs, befreien uns und führen uns dann sicher nach Schloss Rachass - dessen genauen Lageplan sie tags zuvor in der Bibliothek gefunden haben."
    "Sehr verheißungsvoll – ich bin für Punkt 4!" erklärt X.
    Doch hier schaltet sich Baldwin ein: "Soviel traue ich sogar Rodolphes Organ nicht zu!"
    "Punkt 5) die Feinde aus Destrusion greifen an und belagern die Stadt. Die Leute wissen, dass sie nicht mehr lange durchhalten können - da bieten wir ihnen unsere Hilfe an – erfinden rasch ein paar Waffen, mit denen man den Sieg erringt. Wir werden zum Dank mit der Freiheit belohnt. Obendrein verleiht man uns Ministerwürden. Der König Maximum dankt ab und James Jones Baldwin wird der neue King ..."
    "Oh, that really is marvelous!" unterbricht Dalia schwärmerisch. "By god ... wie in einem Märchen, nicht wahr?"
    "Aber ... Miss Lama, dies ist doch ein Märchen!" entgegnet Zeramov völlig ernst. "Wir befinden uns sozusagen in einer Märchenwelt. Meine Reihe lässt sich beliebig fortsetzen, denn hier ist genaugenommen alles möglich. Wie im Märchen! Die Logik wird ausgeschaltet ... es leben die unerwarteten und unerklärlichen Wendungen. Wir können nur hoffen, dass bei der ganzen Geschichte –eben wie im Märchen- zum Schluss das Gute über das Böse siegt."
    "Bleibt a bisserl zweifelhaft, ob mer wirklich sind die Guten." gibt Dr. Glücklich zu bedenken.
    Diese Worte bilden einen Abschluss, der sie alle nachdenklich stimmt.
    Ihr Verlies ist sehr hoch, düster, alt und etwas feucht. Immerhin gibt es einen Belüftungsschacht, durch den eine Winzigkeit Tageslicht zu ihnen dringt. Auf ihrem Weg hierher hat X schon festgestellt, dass der Kerker ein Stück weit hinter dem Königspalast liegen muss - unterirdisch zwar, aber doch nicht gerade in den tiefsten Katakomben der Vergessenheit. Solange sie

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