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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Tageslicht erhalten, sollte auch eine Flucht oder –wie zuvor als Möglichkeit erwähnt- Befreiung nicht ganz aussichtslos sein. Diesen Gedanken hegt zumindest der Signore, der zuvor auf dem Weg durch einen engen Kellergang einen leichten klaustrophobischen Anfall überwinden hat müssen.
    Das Warten ist derzeit ihr größtes Problem. Sie können nichts tun – sind zum Abwarten verurteilt.
    "Wir sollten uns darüber klar werden, welche Chancen wir haben. Auf märchenhafte Wendungen möchte ich mich nicht verlassen und ihren Rodolphe ... ich weiß nicht. Zusammen mit diesem Schürzenjäger und dem verliebten Fräulein wird er kaum was ausrichten können. Da sind einfach zu viele Soldaten!"
    Der Krämer hat genug vom Diskutieren. In seiner Stimme schwingt ein Unterton mit, der ganz energisch nach 'Taten' verlangt. Er will sich nicht einfach verurteilen lassen – und ebenso wenig möchte er dasitzen und warten, bis ein Wunder geschieht. Ricci und der Signore sind ihm für diesen Impuls dankbar.
    "Ja ... wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir hier selbst wieder raus kommen." sagt Ricci.
    "Wir sollten mal die Mauern abklopfen - ganz vorsichtig und leise. Kann mir vorstellen, dass schon einmal einer hier drinnen saß und an Flucht dachte. Vielleicht hat er versucht, Steine aus der Mauer zu lösen. Mit etwas Glück finden wir sogar einen Ausgang - einen Geheimgang ... raus aus der Stadt!"
    "Ihren großartigen Optimismus in Ehren, Signore! Viel verspreche ich mir von dieser Aktion nicht – aber, Sie haben sehr wahrscheinlich recht. Man sollte nichts unversucht lassen. Auf ein Wunder zu warten ist zu wenig!" X beginnt auch sofort und tastet sich über die bemoosten Steine auf der Wandseite rechts der Türe.
    "Erstaunlich guter Gedanke!" gibt Zeramov zu. "Ich für meinen Teil hätte versucht, dem Wächter die Schlüssel abzunehmen, wenn er kommt, um uns was zu Essen zu bringen."
    "Ist doch egal ... suchen wir!" befiehlt Baldwin. "Beides kann daneben geh'n. Vielleicht finden wir einen Geheimgang - vielleicht nehmen wir dem Wächter die Schlüssel ab. Jedenfalls muss etwas geschehen, Kinder!"
    Alle beginnen jetzt an den Wänden, auf dem Boden und bei der schmalen Türe jede Erhebung abzutasten, zu klopfen und zu horchen.
    "Wenn wir was finden, kann ich nur hoffen, dass die Öffnung breit genug sein wird, denn sonst passe ich nicht durch!" sagt der Signore einige Zeit später.
    "Sie glauben gar nicht, wie schlank einen die Gefahr und Not machen können!" stellt Dalia daraufhin fest und lacht leise dazu.
    "Dumme Ziege! Mama mia ... keiner ist ernst und dabei ..."
    "Hören Sie auf zu jammern!" schreit Baldwin plötzlich auf. "Ich kann und will das Gewinsel nicht mehr hören. Außerdem möchte ich wissen, worauf ich gerade herumklopfe. Da scheint was zu sein!"
    "Ja, Chef ... mein Fuß!" bemerkt Zeramov gelassen. Baldwin, der auf dem Boden kriechend bis vor Zeramov gekommen ist, sieht erstaunt nach oben.
    In diesem Augenblick meldet der Doktor eine verheißungsvolle Fundstelle. Alle springen zu ihm hinüber und pressen sich ans Mauerwerk, als er auf einen Stein klopft.
    "No, klingt sich hohl, wie?"
    "Tatsächlich!" X bestätigt die Vermutung als Erster.
    "Cielo ... los, legen wir den Geheimgang frei!" der Signore ist nicht mehr zu halten. Mit bloßen Fingern krallt er sich in die Zwischenräume der Mauersteine und zerrt an dem Stein, auf den der Doktor geklopft hat.
    Kurz darauf haben sie alle zusammen ein paar lockere Steine gelöst. Zeramov kann seinen Arm in einen Hohlraum strecken.
    "Und? Geht's da weiter?"
    "Ein Lageplan vom Geheimgang vielleicht?"
    "Geben s' doch endlich a mal a Ruh' mit ihrem Geheimgang, Herr Signore."
    "Seid mal still!" unterbricht Zeramov und zieht seinen Arm wieder aus dem Hohlraum. "Hört ihr das auch?"
    "Musica ... das ist doch ..."
    "Sie haben Recht, Luigi ... das ist Musik! - Bach, um genau zu sein!"
    "Orgel ... eine seiner wunderbaren Toccaten!" präzisiert Marlène.
    "Ich werde noch wahnsinnig, Kinder! - Woher sollen diese Leute hier denn Bach kennen?"
    "Dorische Toccata d-Moll! Sehr schöne Orgel!" X steht an dem kleinen Loch in der Mauer und horcht angestrengt.
    "Von mir aus ist es die Bearbeitung vom Gefangenenchor aus Nabucco" faucht Baldwin. "Uns hilft das wenig!"
    Weitere Steine lassen sich aus der Wand herauslösen und dann findet Dr. Glücklich, der besonders hart arbeitet, sogar einen eisernen Haken im immer größer werdenden Hohlraum.
    "Vortrefflich! Ziehen Sie doch mal dran,

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