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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Mädchen mit gespreizten Beinen auf der Tafel liegt - ihm als Fruchtschale dienend. Geistesabwesend löffelt er irgendeine Köstlichkeit und betrachtet dabei den General.
    "Ihr habt recht!" entscheidet jetzt der Kanzler. "Man muss ihm den bösen Zahn ziehen!" Dieses kleine Divertissement erscheint ihm als nicht gar zu banal und es verspricht einiges "Amüsement." Wenn ihm sein böser Zahn gezogen worden ist, kann er endlich mit uns tafeln. Das ist doch Dein sehnlichster Wunsch, mein lieber Monstrum!?"
    Dem wird es schattig vor den Augen. Seine Zähne! - Perlweiße, gesunde, kräftige Zähne! Ohne jedes Betäubungsmittel, ohne Alkoholrausch soll er diese Tortur durchstehen müssen.
    "Los ... holt den Meister Scrublow!" befiehlt Proz und zwei Soldaten eilen davon.
    "Was sagen Sie dazu, mein Bester?"
    "Die personifizierte Grausamkeit, Chef. Langeweile und Überdruss - Sadismus als der Weisheit letzter Schluss!" murmelt der Schreiber und tippt sich mit dem Fingernagel an seine beiden oberen Schneidezähne, die er gefletscht hat.
    "Wenn der erst mal in Fahrt kommt, bleibt von uns nicht mehr viel übrig." meint der Krämer.
    "Dann müssen wir ihn eben dran hindern, in Fahrt zu kommen!"
    Alle drehen sich nach Rodolphe um, der immer noch aufmerksam die Vorgänge an der Tafel beobachtet. Es ist ihm anzumerken, dass er einen Plan ausheckt.
    "Und wie wollen Sie diesen Wahnsinnigen davon abhalten?" fragt Dalia.
    "Wenn wir ihm den Spaß verderben ...! Warten wir's ab. Irgendeinen Ansatzpunkt finden wir!" erklärt Rodolphe.
    Inzwischen hat man vor der Tafel einen hohen Stuhl aufgestellt, in den man General Monstrum hineinpresst und festbindet. Ein kleingewachsener, dürrer Kerl erscheint mit einem Wagen, den er, angestrengt ächzende Laute ausstoßend, vor sich herschiebt. Sein Gesicht ist über und über mit eitrigen Geschwüren besät und seine geschwollenen Finger spielen bald mit allerlei Zangen, Bohrern und den verschiedenartigsten Messerchen.
    "Das wird er wohl sein, der Meister Scrublow!" stellt Marlène fest.
    "Zweifellos! Genauso habe ich ihn mir vorgestellt!" bestätigt X.
    Etwas später hören sie eine kratzige Stimme dem Kanzler die erste Diagnose mitteilen. Der General habe zwar sehr schöne, kräftige Zähne, aber innerlich seien die meisten krank.
    "Wollen wir nicht riskieren, dass der werte Gast an Schwindsucht, Unterernährung oder sonst einer schrecklichen Krankheit stirbt, müssen wir ihm zumindest die Eckzähne und diese beiden da entfernen!" Scrublow stochert im offenen Mund des Generals herum und ein erster Klagelaut deutet an, dass der 'Zahnarzt' ein Meister seines Fachs ist.
    "Ja, dann ... aufs Gelingen der notwendigen und unvermeidbaren Operation!" der elegante Herr hebt sein Glas in die Höhe und die übrigen Gäste folgen, sowie auch der Kanzler sich dazu entschlossen hat, die Operation zu begießen.
    Dann beginnt die schauderhafte Tortur an einem Mann, der viel zu zäh und zu willensstark ist, als dass er dem Kanzler die Freude verderben könnte, indem er vor Schmerzen ohnmächtig wird. Er lässt sich zwei –sicherlich kerngesunde- Eckzähne grausam aus dem Kiefer bohren und bleibt bei vollem Bewusstsein. Die Tafelrunde rast vor Belustigung über Monstrums Stöhnen und Schreien.
    Proz rechnet Meister Scrublow sein Können hoch an und beschließt ihn fürstlich zu belohnen.
    "Wenn man bedenkt, dass wir vor einer guten Woche noch nichts von all dem geahnt haben." Dalia Lama bedeckt ihr tränennasses Gesicht mit beiden Händen.
    "Wer hätte das auch ahnen können?" Baldwin sieht zu Boden.
    "Immerhin wissen wir jetzt, dass Cultivasions Kerker kleine Paradiese gegen das hier sind." Der Signore wendet sich entsetzt ab.
    "Reißt euch zusammen, zum Teufel noch mal!" Rodolphe stößt Michel an, der nichts mehr von sich gegeben hat, seit sie vor Proz stehen.
    "Der arme General ... wir hätten ihn vielleicht im Kerker lassen sollen!" meint X.
    "Unsinn! Der hält durch!" brummt Rodolphe.
    "Um uns mach ich mir mehr Sorgen. Der General ist mir egal!" sagt jetzt der Krämer. "Den General quält dieser dürre Kerl solange, bis es eben nicht mehr weiter geht. Aber dann ... dann kommen wir dran."
    "Sie machen uns ja Mut!"
    "Wissen sie, Herr Luigi, mir wär's auch lieber, wenn ich an Rettung glauben könnte. Aber dem Professor traue ich nicht sehr viel zu!"
    Ein grausiger Schrei beendet eben die Marter des Generals. Der Kanzler findet, dass man an einem Tag nicht zu viel von einem Patienten verlangen sollte und befiehlt

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