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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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West-auf den Südkurs in Richtung Bahamas sein - aber das war alles vorbereitet, jeder Handgriff war in dem Notizbuch in seiner Brusttasche vorgeschrieben. Die Landung würde freilich starke Nerven erfordern, aber für eine Million Dollar Würden sie schon stark bleiben!
    Zum zehntenmal blickte Petacchi auf die Uhr: jetzt! Er probierte die Sauerstoffmaske und legte sie bereit. Dann zog er den kleinen rotberingten Zylinder aus der Tasche und vergewisserte sich, mit wieviel Drehungen das Auslaßventil zu öffnen sei. Er steckte ihn wieder zu sich und begab sich in die Kanzel. »Hallo, Seppy. Gefällt’s dir?« Der Pilot konnte den Italiener gut leiden, sie hatten ein paar gemeinsame, recht turbulente Ausgangsabende in Bournemouth hinter sich.
    »Gut, sehr gut.« Petacchi stellte einige Fragen, kontrollierte den automatischen Kurs, die Fluggeschwindigkeit und -höhe. Alle in der Kanzel waren jetzt entspannt und ein wenig schläfrig. Noch fünf Flugstunden! Petacchi, den Rücken zu dem metallenen Kartenhalter mit Logbuch und Karten, langte in die Tasche, fühlte nach dem Auslaßventil und machte drei ganze Umdrehungen. Dann nahm er den Zylinder heraus und ließ ihn unbemerkt hinter die Bücher gleiten.
    Er streckte sich, gähnte: »Zeit für ein Nickerchen!« Freundlich und leicht kam das Dialektwort über seine Lippen.
    Der Navigator lachte: »Nickerchen - wie heißt das auf italienisch? Nickelino?«
    Petacchi grinste gut gelaunt, ging durch die offene Tür zurück zu seinem Sitz, streifte die Sauerstoffmaske über und drehte den Regler auf hundert Prozent Sauerstoff, um das Eindringen von Luft zu verhindern. Dann machte er sich’s bequem und beobachtete.
    Wie es hieß, würde es keine fünf Minuten dauern. Ja, gewiß: nach zwei Minuten griff sich der dem Kartenhalter zunächst sitzende Navigator an die Kehle und sank mit einem schauerlichen Gurgeln vornüber. Der Funker riß die Hörer vom Kopf, wollte nach vorn eilen, war aber beim zweiten Schritt schon auf den Knien. Er wankte und brach zusammen. Jetzt begannen auch die drei übrigen nach Luft zu ringen, kurz und schrecklich. Copilot und Bordmechaniker rutschten verkrümmt von ihren Sitzen, klammerten sich aneinander und fielen dann ausgestreckt nach hinten. Der Pilot griff nach dem Mikrophon über seinem Kopf, sagte etwas Unverständliches, stand halb auf, drehte sich langsam herum, so daß seine bereits brechenden, hervorquellenden Augen in die Petacchis zu starren schienen - und stürzte über dem Körper des Copiloten zusammen.
    Petacchi sah nach der Uhr. Genau vier Minuten! Geben wir Ihnen noch eine. Als sie um war, zog er sich seine Gummihandschuhe über, drückte die Sauerstoffmaske fest, ging nach vorn, langte in den Kartenhalter und schloß das Ventil des Cyanidzylinders. Er kontrollierte die Flugautomatik und regulierte die Druckanlage, um das Giftgas ausströmen zu lassen. Dann kehrte er zu seinem Sitz zurück, um die vorgeschriebenen fünfzehn Minuten abzuwarten.
    Sie hatten gesagt, fünfzehn Minuten würden genügen, aber er gab noch zehn dazu und begann erst dann mit dem Herausschaffen der Leichen aus der Kanzel. Als die Kanzel endlich leer war, zog er eine Phiole hervor, entkorkte sie und streute daraus Kristalle auf den Kabinenboden. Da sie ihre weiße Farbe behielten, zog er die Sauerstoffmaske ab und probierte vorsichtig einen Atemzug. Kein Geruch. Als er sich aber an die Steuerung setzte, das Flugzeug auf 10 700 Meter herunterdrückte und leicht nach Westnordwest steuerte, um in die Luftverkehrsstraße zu kommen, behielt er die Maske noch auf.
    Der Riesenvogel rauschte weiter durch die Nacht. In der von den gelben Augen der Skalenscheiben schwacherleuchteten Kanzel war es still und warm. Nur ein leises Summen erfüllte den Raum. Eine Tankpumpe mußte nachgestellt werden. Die Düsenrohrtemperaturen waren normal.
    Zufrieden setzte Petacchi sich im Pilotensitz zurecht, schluckte eine Benzedrintablette und dachte an die Zukunft. Einer der herumliegenden Kopfhörer begann laut zu zwitschern.
    Petacchi sah nach der Uhr. Klar! Die Luftkontrolle Boscombe versuchte, die Vindicator zu erreichen: der dritte ihrer halbstündigen Kontrollrufe war nicht mehr gekommen. Wie lange würden sie wohl warten, ehe sie den LuftSee-Rettungsdienst, das Bomberkommando und das Luftfahrtministerium alarmierten? Gleichviel: nach all den zu erwartenden Kontroll- und Rückrufen würde er schon weit über dem Atlantik sein.
    Das Zwitschern in den Hörern verstummte, Petacchi

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