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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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stand auf und blickte auf den Radarschirm. Eine Zeitlang beobachtete er das gelegentliche Aufleuchten der von ihm überholten Flugzeuge. Unwahrscheinlich, daß sie ihn bemerkten. Das Radar der Verkehrsmaschinen hatte ein enges, nur auf die Flugrichtung beschränktes Blickfeld. Mit Sicherheit würde er erst bemerkt werden, wenn er die Linie der Frühwarnungs-Abwehr kreuzte, und dort würden die DEW-Leute ihn wahrscheinlich als Düsenverkehrsmaschine registrieren, die ihre normale Flughöhe überschritten hatte.
    Nach vier Stunden wußte er, nun würde bald die amerikanische Küste auf dem Schirm erscheinen. Er stand auf und sah nach: jawohl, da war sie! Auf 800 Kilometer Entfernung scharf umrissen. Die Ausbuchtung mußte Boston sein, die silberne Linie der Hudson. Das machte jede weitere Positionskontrolle mit den Wetterschiffen Delta und Echo da unten unnötig. Er lag genau auf Kurs. Bald
    würde es Zeit sein, ihn zu ändern.
    Petacchi ging wieder zu seinem Sitz, nahm eine weitere Benzedrintablette und sah auf der Karte nach. Er legte die Hände auf die Steuerung und beobachtete den schwachen Schein des Kreiselkompasses. Jetzt! Er nahm die Maschine in einer ziemlich engen Kurve herum, stellte sie wieder gerade und regulierte die Automatik auf den neuen Kurs ein. Er flog nun genau nach Süden, das letzte Teilstück. In drei Stunden mußte er hinunter.
    Es wurde allmählich Zeit, sich über die Landung Gedanken zu machen.
    Petacchi nahm das kleine Notizbuch heraus. »Achten Sie auf die Lichter von Groß-Bahama an Backbord und Palm Beach an Steuerbord. Navigationshilfe erhalten Sie von der Jacht - kurz kurz lang - kurz kurz lang. 15 Minuten vor Landung Treibstoff ablassen, auf etwa 300 m hinuntergehen. Geschwindigkeit mit Luftbremsen verringern, noch tiefer gehen. Auf rotes Signalfeuer achten, Landeklappen erst bei Kontrollhöhe von ca. 140 Knoten heraus. Wassertiefe etwa 12 m. Sie haben genügend Zeit, um durch den Notausstieg ins Freie zu kommen. Die Jacht von Nr. 1 nimmt Sie auf. Um 8.30 des nächsten Tages haben Sie eine Kursmaschine der Bahama Airways nach Miami, von dort ein Braniff- oder Real-Airlines-Flugzeug. Nr. 1 händigt Ihnen das Geld nach Wunsch in Tausenderscheinen oder Travellerschecks aus. Ihr Paß lautet auf Enrico Valli, Direktor einer Handelsgesellschaft.«
    Petacchi kontrollierte Position, Kurs und Geschwindigkeit. Nur noch eine Flugstunde! Es war drei Uhr westeuropäischer Zeit, 21 Uhr Nassauzeit. Der Vollmond ging auf und machte aus der 3 000 Meter tiefer liegenden Wolkendecke ein Schneefeld. Petacchi löschte die Kollisionslichter an Tragflächen und Rumpf, dann kontrollierte er den Treibstoff: 7 500 Liter einschließlich der Reservetanks. 2 000 brauchte er noch für die letzten 600 Kilometer. Er öffnete das Auslaßventil der Reservetanks und verlor 4 000 Liter. Das Flugzeug begann langsam zu steigen, und er korrigierte wieder auf 10 700 Meter. Noch zwanzig Minuten zu fliegen - Zeit, nach und nach tiefer zu gehen.
    Blind tauchte er hinab durch die Wolkendecke und erblickte plötzlich tief unten die spärlichen Lichter von Nord- und Südbimini gegen die im Mondlicht silbrig schimmernde See. Der Wetterbericht aus Vero Beach auf dem amerikanischen Festland hatte recht behalten: »Windstille, leichte Luftströmung aus Nordost, gute Sicht, keine Änderung des herrschenden Wettercharakters.« Die Prognose des schwächeren Senders Nassau war gleichlautend gewesen. Es würde also alles in Ordnung gehen! Petacchi stellte sein Kommandogerät auf Kanal 67 ein, um den Funkleitstrahl von Nr. 1 aufzufangen. Nach einigem Suchen - er erschrak, als er ihn nicht sofort hereinbekam - erwischte er ihn, schwach aber deutlich: kurz kurz lang - kurz kurz lang ... Nun war es Zeit! Petacchi nahm Geschwindigkeit weg und drehte die vier Düsentriebwerke ab. Das große Flugzeug ging in flachem
    Bogen hinunter. Der Radiohöhenmesser gab warnend Laut, Petacchi blickte auf ihn und auf die silbrige See unter sich. Für Augenblicke verlor er den Horizont angesichts der starken Rückstrahlung des mondbeschienenen Wassers. Dann war er direkt über einer kleinen dunklen Insel. Der Höhenmesser zeigte 600 Meter an. Petacchi fing den flachen Gleitflug ab und stellte die Maschine gerade.
    Der Signalton von Nr. 1 kam jetzt laut und klar herein. Bald mußte das rote Leuchtfeuer in Sicht sein. Da war es schon, vielleicht acht Kilometer entfernt, gerade voraus! Petacchi ging abermals tiefer. Jeden Moment mußte der Aufprall erfolgen, es

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