Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
würde schon nichts passieren! 150 Meter, hundert, fünfzig ... Jetzt kamen die Umrisse der unbeleuchteten Jacht in sein Blickfeld. Er flog genau auf das rote Leuchtfeuer zu. Würde er darauf auftreffen? Wenn schon! Langsam tiefer, noch tiefer, noch tiefer . Der Bauch des Flugzeugs bekam plötzlich einen Stoß - und hinauf mit der Nase! Krachend schlug die Maschine auf dem Wasser auf, machte noch einen Satz ... und kam mit einem weiteren Krachen zur Ruhe.
    Petacchi löste die verkrampften Finger von der Steuerung und starrte benommen durch die Scheibe auf den Gischt und den Wellenschlag. Bei Gott, es war ihm gelungen! Er, Giuseppe Petacchi, hatte es geschafft!
    Jetzt würde gleich der Beifall kommen . und dann die Belohnung!
    Während das Flugzeug langsam absackte und aus den untertauchenden Düsen der Dampf zischte, ertönte von hinten das krachende Reißen und Brechen des geborstenen Hecks. Petacchi stieg zurück in den Rumpf. Schon quirlte es naß um seine Füße. Weiß schimmerte das einfallende Mondlicht auf dem emporstarrenden Gesicht einer der Leichen, über die das Wasser schon hinwegspülte. Petacchi zerschlug die Schutzscheibe zum seitlichen Notausstiegsgriff und drückte den Hebel nach unten. Die Tür fiel nach außen, er stieg durch die Öffnung und schritt die im Mondlicht schimmernde Tragfläche entlang.
    Die große Jolle war fast schon längsseits. Sechs Mann saßen darin. Petacchi winkte und rief überschwenglich hinüber. Einer der Männer winkte Antwort, aber all diese mondbleichen Gesichter blickten nur in stummer Neugier zu ihm herauf.
    Das Boot legte an der Tragfläche an, die schon fast ganz unter Wasser stand. Ein Mann kletterte heraus und kam auf ihn zu. Er war klein, dick und starrte geradeaus. Langsam, breitbeinig balancierend, kam er näher, die Linke in den Gürtel gehakt.
    Überglücklich sagte Petacchi: »Guten Abend, guten Abend. Ich soll hier ein Flugzeug abliefern, habe es gleich mitgebracht, in erstklassigem Zustand.« (Er hatte sich diesen Spaß schon auf dem Fluge zurechtgelegt.) »Bitte, wenn Sie hier unterschreiben wollen .« Er streckte die Hand aus.
    Der Mann von der Jolle erfaßte die Hand mit starkem Griff, stemmte sich ein und riß Petacchi so scharf an sich, daß dessen Kopf hochruckte. Er sah mitten in den Mond, während das Stilett aufblitzte und unter seinem Kinn durch die Mundhöhle in sein Gehirn drang. In den Moment seiner Überraschung zuckte nur noch ein brennender Schmerz und eine Explosion blendenden Lichts.
    Der Mörder ließ das Messer einen Augenblick in der Wunde stecken, sein Handrücken spürte Petacchis Bartstoppeln, dann ließ er den toten Körper auf den Flügel gleiten und zog das Messer heraus. Sorgfältig spülte er es im Meerwasser ab, wischte die Klinge an Petacchis Rücken trocken und steckte es weg. Dann zerrte er die Leiche bis zum Flugzeugrumpf und ließ sie neben der Notluke ins Wasser klatschen.
    Der Mörder watete zurück zu der wartenden Jolle und hob schweigend den Daumen. Jetzt hatten vier Mann ihre Aqualungen angelegt und schwangen sich einer nach dem andern, mit einem letzten Nachstellen ihrer Atemmaske, schwerfällig über die Bordwand des schwankenden Bootes, um im blasigen Schaum zu versinken. Als der letzte untergetaucht war, ließ der Mann beim Motor vorsichtig einen riesigen Unterwasserscheinwerfer ins Wasser und spulte das Kabel ab. Dann schaltete er das Licht ein, und die See und der große sinkende Flugzeugrumpf erstrahlten in einem Schleier von Licht Während das Kabel weiter abrollte, fuhr das Boot aus dem Sogbereich der sinkenden Maschine. Dann hielt es an, und der Mann stellte den Motor ab. Er griff in seinen Overall und zog ein Paket Camel hervor. Er bot dem Mörder eine an. Der Mörder nahm sie, brach sie sorgfältig in zwei Hälften, steckte die eine hinters Ohr und zündete die andere an.
    Der Mörder war ein Mann, der seine Schwächen im Zaum hatte.
    10
    An Bord der Jacht setzte Nr. 1 seine Nachtgläser ab, zog ein Charvet-Taschentuch aus der Brusttasche seiner weißen Leinenjacke und tupfte sich Stirn und Schläfen ab. Der Moschusduft von Schiaparellis »Snuff« beruhigte ihn, erinnerte ihn an die angenehmen Seiten des Lebens, an Dominetta, die sich wohl eben jetzt mit den liederlichen, aber sonst recht lustigen Saumurs und deren ebenso frivolen Gästen zum Dinner setzte. In Nassau hielt man sich an die spanischen Essenszeiten, und so waren die Cocktails erst gegen zehn Uhr zu Ende. Er dachte an die ersten Spiele, die

Weitere Kostenlose Bücher