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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Routinearbeit. So sagte er nur klanglos: »Nein, es gibt keine Probleme mehr. Es ist alles da. Ich werde die Arbeit jetzt fertigmachen.«
    Largo sah der hageren Gestalt über das Deck nach. Komische Vögel, diese Gelehrten. Sahen nur ihre Wissenschaft. Offenbar besaß Kotze von den kommenden Gefahren keinerlei Vorstellung. Für ihn bedeutete das Einsetzen einiger Schrauben das Ende der Arbeit. Von nun an würde er nutzloser Ballast sein. Besser, man würde ihn los, aber das ging jetzt noch nicht. Man mußte ihn aufsparen für den Ernstfall. Aber er war ein erbärmliches Männchen mit einem Hang zur Hysterie. Largo mochte mit solchen Leuten nichts zu tun haben, sie verdarben ihm nur die Stimmung, sie rochen nach Unglück. Aber vielleicht gab es für Kotze eine Arbeit im Maschinenraum, die ihn beschäftigen und vor allem aus den Augen der anderen bringen würde.
    Largo ging in den Steuerraum. Der Kapitän saß am Steuer, diesem leichten Aluminiumding, das nur aus einer unteren Kreishälfte bestand. Auf Largos Kommando streckte er seine Hand nach dem seitlichen Schaltbrett und drückte den Knopf mit der Bezeichnung Start beide Maschinen. Mitschiffs ertönte ein tiefes und hohles Dröhnen. Das Aufleuchten eines Kontrollämpchens zeigte an, daß beide Motoren liefen. Der Kapitän stellte den Hebel auf Beide Maschinen halbe Kraft voraus, und die Jacht begann Fahrt zu machen. Beide Maschinen volle Kraft voraus: die Jacht erbebte, ihr Heck senkte sich ein wenig. Der Kapitän beobachtete den Tourenzähler, die Hand auf dem seitlich vorstehenden Hebel. Bei zwanzig Knoten zeigte der Zähler 5 000. Der Kapitän drückte den Hebel langsam zurück und löste damit die stählerne Gleitfläche unter dem Schiffskörper aus. Bei unveränderter Tourenzahl kroch nun der Zeiger des Geschwindigkeitsmessers über die Skala bis auf vierzig Knoten. Jetzt war die Jacht halb in der Luft, halb glitt sie über die glänzende, stille Wasserfläche, wobei der Rumpf durch die breite, leicht aufwärts gebogene Metallgleitkufe vier Fuß über Wasser gehalten wurde und nur ein Stück des Hecks mit den beiden Schrauben im Wasser lag. Ein herrliches Gefühl, das Largo immer wieder begeisterte.
    Die Motorjacht Disco Volante war ein Tragflügelboot, das mit SPECTRE-Geldern von den italienischen Konstrukteuren der Firma Leopoldo Rodriguez, Messina, für Largo gebaut worden war. Es war das die einzige Firma der Welt, die das Shertel-Sachsenberg-System mit Erfolg für Zivilzwecke übernommen hatte. Mit einem Schiffsrumpf aus Aluminium-Magnesium-Legierung, ausgerüstet mit zwei Daimler-Benz-Viertaktdieseln mit Spezialkompression durch einen Brown-Boveri-Zwillings-Turboverdichter, konnte die Disco Volante ihre hundert Tonnen mit etwa fünfzig Knoten fortbewegen, wobei ihr Aktionsradius sechshundert Kilometer betrug. Sie hatte 200 000 Pfund gekostet, war aber das einzige Schiff der Welt, das bei solcher Geschwindigkeit Platz für Passagiere und Ladung bot und für die Gewässer der Bahamas flach genug gebaut war.
    Vor sechs Monaten war die Disco über die südamerikanische Route zu den Florida Keys gebracht worden. Dort war sie eine Sensation gewesen, ebenso in den Wassern der Bahamas, was Largos Rolle als populärsten »Millionär« in einem Winkel der Welt, der von Millionären nur so wimmelt, erheblich gestärkt hatte. Die raschen, geheimnisvollen Reisen, die er mit der Disco unternahm, mit all diesen Unterwasserschwimmern und gelegentlich einem Amphibien-Zweisitzer, der mit hochgeklappten Flügeln auf dem Dach des Stromlinienaufbaus montiert war, hatten gerade das richtige Ausmaß erregter Kommentare hervorgerufen. Langsam hatte Largo sein »Geheimnis« durchsickern lassen - durch eigene Indiskretion bei Dinners und Cocktailparties, durch sorgfältig instruierte Besatzungsmitglieder -, daß es sich um die Suche nach einem bedeutenden Schatz handle. Man sprach von einer Seeräuberkarte und einer korallenüberwachsenen Galeone, die schon aufgefunden sei, so daß Largo nur noch das Ende der winterlichen Touristensaison abwarte. Während des ruhigen Frühsommers würden dann seine Teilhaber aus Europa eintreffen, und die Arbeit würde beginnen. Vor zwei Tagen nun waren neunzehn Teilhaber auf verschiedenen Routen - von Bermuda, New York, Miami - eingetroffen. Um ehrlich zu sein, sie sahen eher langweilig aus, eben diese Art hartköpfiger, hartarbeitender Geschäftsleute, denen ein zweiwöchiger Urlaub in Nassau ein Trost sein mochte, falls das Wrack etwa doch

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