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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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rätselhaft. Wegen dieser zwar harmlosen, dem Unerfahrenen aber Angst einjagenden Unterwasserformen hatte Largo beschlossen, diesmal das Team selbst anzuführen. Außerdem wollte Largo sich von der Art der Lagerung überzeugen, da es gut möglich war, daß, falls etwas schiefging, er selbst die Bomben würde hinaufholen müssen. Der Inselfelsen war in seiner unteren Region so sehr vom Wasser ausgewaschen, daß er einem dicken Pilz ähnelte. Unter dem Überhang des Pilzschirms klaffte ein breiter Spalt, eine dunkle Wunde an der Seite des Stieles. Auf diesen Spalt schwamm Largo zu. Als er nahe genug war, schaltete er die Leuchte ein. Das gelbe Licht zeigte eine Korallengemeinschaft: die blassen Seeigel und die schwärzlich drohenden Stacheln der See-Eier; das schwankende Tanggestrüpp; die gelben und blauen Antennen einer Languste; die Schmetterlings- und Engelfische, die wie Motten das Licht umflatterten; eine geringelte bêche de mer; ein paar sich schlängelnde Seeraupen und einen grüngelbqualligen Seehasen.
    Largo klammerte sich an ein Riff, stieg hinauf, blickte sich um und leuchtete den Nachkommenden, die nun ebenfalls Fuß faßten. Dann winkte er sie weiter in den breiten, glatten Spalt hinein, an dessen anderem Ende, etwa im Zentrum des Felsens, eine Spur von Mondlicht herabschimmerte. Die Höhle selbst war keine zehn Meter lang. Largo führte die beiden Gruppen in die kleine Kammer, die früher einmal einen ganz anderen Schatz beherbergt haben mochte. Aus dieser Kammer führte ein schmaler Spalt hinauf an die Luft, was bei einem Sturm sicher ein heftiges Zugloch ergeben würde. Es war aber unwahrscheinlich, daß Fischer bei einem Sturm zu nahe kamen und das Wasser aus der Mitte der Insel emporspritzen sahen.
    In der Kammer, oberhalb der jetzigen Wasserlinie, hatten Largos Leute Eisenstangen in den Felsen geschlagen, an denen die Ledergurte zur Sicherung der beiden Bomben befestigt waren. Jetzt hoben die Männer die gummiverpackten Pakete eines nach dem anderen auf die Eisenstangen und zurrten sie fest. Largo prüfte die Arbeit und war zufrieden. Die Bomben würden bereit sein, sobald er
    sie brauchte. Strahlungsgefahr bestand praktisch keine.
    Ruhig schwammen die fünf Männer zurück zur Jacht und durch die Luke in den Laderaum. Nach dem Auspumpen hob sich der Bug der Disco langsam aus dem Wasser, und das schöne Schiff, das eher einer Flugmaschine als einem Wasserfahrzeug glich, beschrieb einen weiten Bogen und nahm Kurs auf den Hafen.
    Largo entledigte sich seiner Ausrüstung und ging nach vorn zur Funkkabine. Er hatte den Mitternachtsanruf versäumt. Jetzt war es schon i Uhr 15 - 7 Uhr 15 morgens für Blofeld. Während der Funker Verbindung aufnahm, stellte Largo sich Blofeld vor, wie er wartend sitzen würde, unrasiert, unruhig, die letzte einer endlosen Reihe von Kaffeetassen neben sich.
    »Hier Nr. 1!«
    »Hier Nr. 2. Ich höre.«
    »Phase III beendet. Phase III beendet. Gelungen ein Uhr Ortszeit. Fertig.«
    »Ich bin zufrieden.«
    Largo nahm die Kopfhörer ab. Er dachte: »Ich auch! Zu drei Vierteln haben wir’s geschafft. Jetzt kann nur mehr der Teufel uns aufhalten.« Er ging in die Passagierkabine und mischte sich ein großes Glas seines Lieblingsdrinks - Crème de Menthe frappé mit einer Maraschinokirsche obendrauf.
    Er schlürfte ihn genußvoll bis zum Ende und zerkaute die Kirsche. Dann nahm er eine weitere aus der Flasche, steckte sie in den Mund und begab sich auf die Brücke.
    11
    Das Mädchen in dem saphirblauen MG-Zweisitzer sauste die abschüssige Parliament Street hinunter und schaltete vor der Kreuzung Bay Street wundervoll vom dritten in den zweiten durch. Ein kurzer Blick nach rechts - sie schätzte den Trab des Pferdes mit dem Strohhut vor der klapprigen, fransenverzierten Kutsche ab -, dann schoß sie aus der Nebenstraße heraus. Unwillig riß das Pferd den Kopf nach hinten, während der Kutscher mehrmals auf die große Bermudaglocke stampfte. Aber die Kutscherglocken auf Bermuda mit ihrem schönen, tiefen Dong-Dong können einfach nicht böse klingen, wie böse man auch sein mag, wenn man sie betätigt. Das Mädchen winkte mit der sonnengebräunten Hand, sauste im zweiten die Straße hinauf und hielt vor der Friedenspfeife, einem Tabakladen von Nassau.
    Ohne erst die niedrige Tür des MG zu öffnen, schwang sie ihre braunen
    Beine über die Seitenwand, wobei ihre Schenkel unter dem cremefarbenen Baumwollfaltenrock fast bis zu den Hüften sichtbar wurden, und sprang aufs Pflaster.

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