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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Inzwischen war die Kutsche nachgekommen. Der Kutscher hielt an. Durch die Schönheit und Beschwingtheit des Mädchens besänftigt, sagte er nur: »Missy, beinahe hättest du dem Pferdchen die Haare vom Kopf rasiert! Bißchen mehr Aufpassen wär’ gar nicht schlecht!«
    Das Mädchen stemmte die Hände in die Hüften: »Es gibt eben auch Leute, die was zu tun haben. Ihr beide solltet lieber draußen Gras rupfen, anstatt hier die Straßen zu verstellen!«
    Der alte Neger öffnete den Mund, besann sich aber und sagte nur beschwichtigend: »Hokay, Missy, hokay.« Er schnalzte und fuhr, vor sich hinbrummend, weiter. Als er sich nochmals nach dem Teufelsmädel umwandte, war sie schon im Laden verschwunden. »Feines Stück Mädchen«, sagte er, nicht ganz konsequent, vor sich hin und brachte sein Pferd in gemächlichen Trab.
    Aus einiger Entfernung hatte James Bond die Szene beobachtet. Er dachte über das Mädchen ungefähr so wie der Kutscher, wußte außerdem, wer sie war. So beeilte er sich, unter das gestreifte Sonnendach und in den angenehm kühlen Tabakladen zu treten.
    Sie stand am Ladentisch und widersprach eben einem Verkäufer: »Aber wenn ich Ihnen sage, daß ich die Senior Service nicht mag! Ich will eine Zigarette, die so schlecht ist, daß man sich das Rauchen abgewöhnt. Haben Sie gar nichts in der Art?« Sie wies auf die vollgestopften Regale. »Sie werden mir doch nicht erzählen, daß es unter all dem Zeug keine scheußlichen gibt!«
    Der Mann, an exzentrische Touristen gewöhnt, sagte: »Wenn Sie meinen ...«, drehte sich um und musterte gelangweilt die Regale.
    Bond sah das Mädchen ernsthaft an: »Wenn Sie weniger rauchen wollen, dann kommen nur zwei Sorten in Betracht.« Sie blickte ihn scharf an: »Wer sind Sie denn?«
    »Bond. James Bond. Weltautorität für das Aufgeben des Rauchens. Ich tue es unaufhörlich. Sie haben Glück, daß ich gerade hier bin.«
    Sie maß ihn von oben bis unten. Den Mann hatte sie in Nassau noch nicht gesehen. Einsachtzig, hart, gut aussehend, helle, blaugraue Augen, die ihrer Prüfung ironisch standhielten. Der Anflug von Sonnenbräune in seinem Gesicht ließ auf eine erst kürzlich erfolgte Ankunft schließen. Er trug einen dunkelblauen Einreiher mit cremefarbenem Seidenhemd und schwarzer Seidenkrawatte. Trotz der Hitze wirkte er kühl und sauber, und seine einzige Konzession an die Tropen schienen die bloßen Füße in den schwarzen, gesteppten Sandalen zu sein. Offensichtlich wollte er mit ihr bekannt werden. Sie entschloß sich, mitzuspielen, es ihm aber nicht leicht zu machen. So sagte sie kalt: »Na schön. Schießen Sie los!«
    »Der einzige Weg, aufzuhören, ist aufhören und nicht wieder anfangen. Wenn Sie sich ein oder zwei Wochen lang nur was vormachen, hat das Rationieren gar keinen Sinn. Die andere Methode ist, zu starke oder zu milde Zigaretten zu nehmen. Für Sie sind die milden besser.« Bond wandte sich an den Verkäufer: »Einen Karton Dukes, King-size, mit Filter«, und reichte ihn dann dem Mädchen. »Bitte, versuchen Sie die da. Mit Fausts Empfehlungen.«
    »Aber ich kann doch nicht, ich meine .«
    Bond hatte jedoch bereits den Karton sowie eine Packung Chesterfield für sich selbst bezahlt. Er nahm das Wechselgeld und trat hinter ihr aus dem Laden. Nebeneinander standen sie unter der gestreiften Markise, Die Hitze und das grelle Sonnenlicht waren fürchterlich. Bond sagte: »Ich fürchte, zum Rauchen gehört das Trinken. Geben Sie beides gleichzeitig auf oder eins nach dem anderen?«
    Sie blickte ihn fragend an. »Das geht etwas plötzlich, Mr. - eh - Bond. Na gut
    - aber irgendwo außerhalb der Stadt, hier ist es zu heiß. Kennen Sie draußen hinter Fort Montague das Pulvermagazin?« Sie spähte die Straße entlang. »Dort ist’s recht hübsch. Kommen Sie, ich fahr’ Sie hin. Achtung auf das Blech, sonst gibt’s Blasen!«
    Sogar das weiße Leder der Polsterung brannte vor Hitze. Aber selbst wenn Bonds Anzug gebrannt hätte - es hätte ihm nichts ausgemacht. Zum erstenmal in die Stadt hineingerochen, und schon dieses Mädchen! Und was für ein blendendes Mädchen! Er hielt sich am Sicherheitsgriff fest, als sie scharf in die Frederick Street und nochmals in die Shirley Street abbogen.
    Er setzte sich seitlich, um sie besser ansehen zu können. Sie trug einen breitrandigen Gondolierehut aus Stroh, verwegen in die Stirn gezogen. Seine blaßblauen Bänder flatterten lustig. Vorn stand in Goldlettern M/Y DISCO VOLANTE. Außer einer eher maskulinen,

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