Feuerball
keine Dublonen enthielt. Und so war an diesem Abend die schöne blau-weiße Jacht mit allen Ankömmlingen an Bord bei Einbruch der Dunkelheit aus dem Hafen geglitten. Das Dröhnen ihrer Motoren war gegen Süden zu verklungen, in der Richtung eines vielversprechenden Jagdgebietes
- darüber waren alle Zurückbleibenden sich einig.
Der Südkurs galt als besonders geeignet, weil die spanischen Schatzschiffe auf ihrer Heimfahrt ehedem versucht hatten, den Piraten, der französischen und der britischen Flotte zu entgehen, indem sie, an den Croocked Islands vorbei, durch die Mayaguana- und die Caicos-Passage fuhren. Man glaubt zum Beispiel, hier die Reste der Porto Pedro vermuten zu dürfen, die 1668 mit einer Million Goldpfund an Bord gesunken ist. Die 1694 gesunkene Santa Cruz hatte doppelt soviel geladen, El Capitan trug eine Million, San Pedro eine halbe; beide Schiffe gingen 1719 unter.
Jahr um Jahr wird nach diesen und anderen Schiffen bei den Südlichen Bahamas geforscht. Niemand kann sagen, wieviel oder ob überhaupt etwas geborgen wurde, aber in ganz Nassau weiß man von dem dreißig Kilo schweren Silberbarren, den zwei Geschäftsleute der Stadt 1950 bei Gorda Cay gefunden und dann dem Förderungsausschuß von Nassau geschenkt haben, in dessen Räumen er zur ständigen Besichtigung ausgestellt ist. So weiß also jedermann auf den Bahamas vom Vorhandensein solcher versunkenen Schätze; und deshalb nickten auch die Hafenleute so verständnisvoll, als sie das tiefe, gegen Süden hin verklingende Motorengeräusch der Disco vernahmen.
Aber draußen auf See, noch vor Mondaufgang, hatte die Disco alle Lichter gelöscht und westlichen Kurs auf den Treffpunkt genommen, den sie soeben verließen. Man war nun 160 Kilometer, zwei Stunden, von Nassau entfernt. Aber erst gegen Morgengrauen, nach einem weiteren wichtigen Anruf, würde man in Nassau wieder das Motorendröhnen aus der vorgeblich südlichen Richtung hören.
Largo beugte sich über den Kartentisch. Sie kannten die Strecke bei jedem Wetter, das gab wirklich keinerlei Probleme auf. Aber Phase I und II hatten so gut geklappt, daß man bei Phase III doppelt vorsichtig sein mußte! Jawohl, sie lagen genau auf Kurs. Noch achtzig Kilometer. In einer Stunde würden sie dort sein. Er befahl dem Kapitän, den Kurs beizubehalten, und ging hinunter in den Funkraum. Es war gleich 11 Uhr 15 und damit Zeit für den Anruf.
Die kleine Insel, Dog Island, war nicht größer als zwei Tennisplätze. Sie war ein Klotz aus toten Korallen mit spärlicher Vegetation, die auf nichts anderem als salzigen Regenpfützen und Sand wuchs. Mit Dog Island erhob sich die Dog-Untiefe über das Wasser und bildete ein wohlbekanntes Schiffahrtshindernis, das sogar die Fischerboote mieden. Bei Tage war man von Andros Island aus noch in Sicht, aber nachts war es hier absolut sicher.
Die Disco näherte sich rasch, senkte sich dann langsam ins Wasser zurück und glitt bis auf Kabellänge an den Felsen heran. Die entstandenen Wellen glätteten sich bald, und das Wasser wurde still wie vorher. Lautlos sank der Anker die zwölf Meter bis zum Grund hinab. Im Laderaum unten wartete Largo mit der Vierermannschaft auf das öffnen der Unterwasserluke.
Alle fünf hatten die Aqualungen angelegt. Largo war mit einer starken elektrischen Unterwasserlampe versehen, während die vier anderen paarweise je ein Netz hielten, dessen Enden sie sich um den Körper geschlungen hatten. So saßen sie, ließen die Beine mit den Gummiflossen über den Rand des Gitters baumeln und warteten auf das Eindringen des Wassers, dessen Tragvermögen ihr Vorhaben unterstützen sollte. Denn auf dem Netzwerk zwischen jedem Paar lag ein zwei Meter langes, spitz zulaufendes Ding in einer häßlichen grauen Gummihülle.
Das Wasser rieselte, sprudelte, stürzte schließlich in den Laderaum und überflutete die fünf Männer. Sie glitten von ihren Sitzen und gingen schwerfällig durch die Luke nach draußen, Largo voran und die vier anderen paarweise in genau erprobten Abständen.
Largo drehte die Lampe zunächst nicht an. Er hätte ja doch nur Fische damit herbeigelockt, die störend waren. Vielleicht wären sogar Haie und Barrakudas dabei.
Sie schwammen in dem sanften, monderhellten Wasser vorwärts, nur eine milchige Leere vor sich. Nach und nach waren die Umrisse des Inselfelsens zu erkennen, steil zur Oberfläche aufsteigend. Fächerkorallen wogten sanft, kleine lockende Schleier, und die Korallenbüschel und -bäume waren grau und
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