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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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mich hier ankaufen. Meinem Gefühl nach ist es jetzt besser als während der Saison. Solange all diese Millionäre da sind, sind die Preise hoffnungslos. Aber jetzt werden sie vielleicht ein wenig lallen. Und wie lange sind Sie schon da?«
    »Seit zirka sechs Monaten. Ich bin mit einer Jacht gekommen, der Disco Volante, falls Sie sie schon gesehen haben. Sie ankert oben an der Küste. Wahrscheinlich haben Sie sie bei Ihrem Anflug zum Windsorfeld überflogen.«
    »Das lange Stromliniending? Gehört sie Ihnen? Sie hat eine wunderschöne Linie.«
    »Einem Verwandten von mir.« Sie beobachtete Bonds Miene.
    »Wohnen Sie an Bord?«
    »Aber nein, wir haben einen Besitz an Land gemietet. Palmyra heißt er, liegt gerade unserem Ankerplatz gegenüber. Er gehört einem Engländer, der ihn, glaube ich, verkaufen will. Die Lage ist sehr schön, weitab von den Touristen. Der Ort heißt Lyford Key.«
    »Klingt ganz so, als wäre es das, was ich suche.«
    »Nun ja, in einer Woche fahren wir.«
    »Ah!« Bond sah ihr in die Augen. »Das tut mir aber leid!«
    »Wenn Sie schon flirten müssen, dann tun Sie’s weniger auffällig.« Sie lachte auf, sagte dann reumütig: »Es war nicht so gemeint. Aber wenn man sechs Monate lang solches Zeug von diesen blöden alten Hammeln gehört hat, wird man eben grob.«
    »Essen diese Herrschaften gekochtes Gemüse zum Lunch?«
    »Ja, und trinken tun sie Karotten- und Pflaumensaft.«
    »Dann werden wir uns nicht vertragen. Tiefer als bis zur Schneckenmuschelsuppe sinke ich nicht.«
    Sie betrachtete ihn neugierig. »Sie scheinen ja eine Menge über Nassau zu wissen!«
    »Daß Schneckenmuscheln die Potenz steigern, weiß man nicht nur in Nassau, sondern überall, wo es diese Tiere gibt.«
    »Wirklich?«
    »Auf gewissen Inseln reicht man sie Brautpaaren am Hochzeitsabend. Ich habe aber nicht gefunden, daß sie bei mir irgendwie gewirkt hätten.«
    »Warum?« Sie sah ihn mißtrauisch an. »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.« Bond schaute ihr lächelnd in die Augen. »Und Sie?«
    »Auch nicht.«
    »Na fein, dann könnten wir einmal miteinander eine Schneckenmuschelsuppe probieren!«
    »Was Sie da sagen, ist nicht viel besser als dieses Millionärsgequatsch. Sie müssen sich schon mehr anstrengen.«
    Die Drinks kamen. Das Mädchen rührte den ihren mit dem Finger, um den braunen Satz Worcestersauce aufzumischen, und trank bis zur Hälfte. Dann griff sie nach dem Karton Dukes, riß ihn auf, Öffnete eine Packung, nahm eine Zigarette, roch vorsichtig daran und ließ sich von Bond Feuer geben. Nach dem ersten Zug sagte sie unschlüssig: »Nicht schlecht. Der Rauch sieht wenigstens wie Rauch aus. Warum sagten Sie, daß Sie ein solcher Experte im Aufgeben des Rauchens seien?«
    »Weil ich es so oft aufgegeben habe.« Da Bond meinte, es sei an der Zeit, von dem Geplauder abzukommen, fragte er: »Wie kommt es übrigens, daß Sie so gut Englisch sprechen? Sie haben doch einen italienischen Akzent?«
    »Ja. Ich heiße Dominetta Vitali, bin aber in England zur Schule gegangen, Mädchencollege Cheltenham. Danach zu RADA, als Schauspielschülerin - die englische Art Schauspiel. Meine Eltern hielten das für vornehm. Dann kamen beide bei einem Zugunglück um, und ich ging wieder nach Italien, Geld verdienen. Mein Englisch verlernte ich ja nicht« - sie lachte ohne Bitterkeit -, »alles übrige hatte ich aber bald vergessen. Beim italienischen Beater kommt man nicht weit, wenn man mit einem Buch auf dem Kopf herumgehen kann.«
    »Aber dieser Verwandte mit der Jacht« - Bond sah aufs Meer hinaus -, »hat er sich nicht um Sie gekümmert?«
    »Nein.« Und als Bond keine Bemerkung machte, fügte sie hinzu: »Eigentlich ist er gar kein Verwandter, kein naher. Eher eine Art nahestehender Freund, ein Beschützer.«
    »Aha.«
    »Sie müssen uns auf unserer Jacht besuchen.« Jetzt mußte sie über etwas hinwegreden. »Er heißt Largo, Emilio Largo. Sie haben wahrscheinlich schon von ihm gehört, er betreibt hier eine Art Schatzsuche.«
    »Wirklich? Das klingt ja recht interessant! Natürlich würde ich ihn gern kennenlernen. Worum handelt es sich denn dabei? Ist etwas dran?«
    »Weiß der Himmel. Man bringt ja nichts aus ihm heraus. Offenbar gibt es da irgendeine alte Karte, aber sehen durfte ich sie nie, und wann immer er auf Erkundung ausfährt, muß ich an Land bleiben. Eine Menge Leute haben Geld dafür aufgebracht, als Teilhaber oder so. Sie sind dieser Tage angekommen, und ich nehme an, daß die richtige Suche bald

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