Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
dann sah ich es. Vor meinen geschlossenen Augen tauchte ein funkelndes, strahlendes Netz auf. Feinmaschig bedeckte es alle Oberflächen und durchdrang die Wirklichkeit. Überwältigt von dem Anblick öffnete ich die Augen. Das Netz weiter im Blick zu halten kostete mich eine Menge Kraft, doch der Anblick war so fantastisch, dass ich die Anstrengung vergaß. Helmut war von einem wundervollen Licht durchdrungen, das sich in den Raum um ihn her ausbreitete und ihm das Aussehen eines Engels verlieh. Ich betrachtete gespannt meine eigene Hand. Auch sie schien von innen heraus zu leuchten. Das Energienetz, das die unbelebten Dinge verband war weniger auffällig. Ich musste noch mehr Energie freisetzten um es deutlich zu sehen.
Und dann fiel mir etwas anderes auf. Ein zartes, beinahe unsichtbares Netz umschloss alles andere, ich sah es nur durch das Fenster. Es stand offen und ich griff vorsichtig nach dem Netz. Die Berührung verursachte ein Gefühl wie von geisterhaften Spinnenweben, und doch war der Widerstand gigantisch. Das feine, kaum sichtbare Netz war unglaublich stabil und ließ meine magische Kraft nicht hindurch. Stattdessen fühlte ich meine Energie verschwinden. Erschrocken zog ich meine Hand zurück. Der Moment der Unachtsamkeit ließ das Energienetz verschwinden. Die Schwäche traf mich völlig unerwartet. Ich sank kraftlos in die Knie. Helmut griff zu und hielt mich fest. Er ließ mich in einen Sessel sinken und sah mich erwartungsvoll an.
„ Du hast es gesehen?“
Ich nickt, noch zu schwach um zu sprechen. Helmut gab mir zu trinken. Ich konnte seine Neugier beinahe körperlich spüren. Schließlich raffte ich meine Kräfte zusammen.
„ Hast du es nicht gesehen?“
Helmut verneinte. Er konnte das Energienetz sehen, dass die Umwelt vereinte und alles miteinander verband, doch er hatte nicht die Kraft das feine Netz zu sehen, das mein Vater um sein Haus gelegt hatte. Aber er konnte es fühlen. Es wirkte wie ein Schutzschild. Auf seine Fragen hin beschrieb ich den Anblick des sanft schimmernden silbernen, sternengleichen Gewebes.
„ Wieso existiert es noch? Müsste die Energie, von der es zehrt nicht mit meinem Vater gestorben sein?“
Helmut sah mich schweigend an und ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
„ Ich denke, es war ein besonders starkes Energiefeld, welches dein Vater erzeugt hat. Es speist sich von der Energie der Umgebung. Ich weiß nicht, wie dein Vater das hinbekommen hat.“
Ich betrachtete das Fenster und die Erinnerung an das feine Gewebe, das mein Vater erschaffen hatte erfüllte mich mit einer angenehmen Wärme. Dieses Netz war von meinem Vater geschaffen und jetzt beschützte es mich. Wenn ich Zeit hatte musste ich versuchen herauszufinden, wie ich solch einen Schutz errichten konnte. Helmut hatte mich überzeugt, ich würde bleiben.
Ich griff nach Klaus Liste. Es war höchste Zeit, dass ich mich damit befasste. Helmut sah mir schweigend zu, wie ich das Blatt anstarrte. Doch es geschah nichts. Als hätte ich alle magische Energie für diesen Tag aufgebraucht erschienen keine Häuser vor meinem inneren Auge. Schließlich gab ich auf und ließ das Blatt resigniert sinken. Helmut schien zu spüren was in mir vorging.
„ Du hast morgen genügend Zeit, dich mit den Gebäuden zu beschäftigen“, sagte er beruhigend.
„ Nein, ich muss morgen zur Arbeit.“
„ Was hältst du davon, wenn ich dich zu einem Arzt fahre und du dich krankschreiben lässt, bis du das hier hinter dir hast?“
Ich war tatsächlich versucht mich darauf einzulassen. Der Gedanke an das Gebäude hinterließ ein merkwürdiges Ziehen, ich sollte es schon längst gefunden haben. Aber ich war inzwischen überzeugt, dass dies nicht mein letztes Abenteuer sein würde, wenn ich es überlebte.
„ Ich kann nicht ständig krank sein. Ich muss morgen gehen.“
Helmut widersprach nicht, doch ich fühlte seinen unterdrückten Ärger.
Im Gästezimmer trug mich der Gedanke an das schützende Energienetz sanft in den Schlaf.
Freitag, 02. Mai
Ich träumte, doch es war nicht der Traum von der Höhle. Stattdessen tauchte ein Haus vor mir auf. Es schälte sich aus dem Nebel der Erinnerung, als wäre ich schon oft dort gewesen. Doch ich wusste, dass ich es in diesem Leben noch nicht gesehen hatte. Das Bild war von einer unterschwelligen Aufdringlichkeit, die mich mit dem Gefühl erwachen ließ, dass es nichts Wichtigeres gab als dieses Haus zu finden. Ich versuchte das Bild fest zuhalten, doch in dem Maße indem
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