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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Morrells Flasche oder die Flasche, die aussah wie seine, befand sich im Mantel. Die hatte ich so oft angefasst, dass sie wahrscheinlich keine ergiebigen Spuren mehr aufwies, aber ich steckte sie dennoch in einen Plastikbeutel und ging steifbeinig wieder nach unten. Früher hätte ich nach vierundzwanzig Stunden wieder rennen können, aber diese Beine würden so schnell nirgendwohin rennen.

30
    Waffenbrüder
    Als ich wieder in Mr. Contreras' Küche eintraf, fand ich dort Conrad vor. Er saß neben Morrell an dem abgesplitterten Emailletisch, und Mr. Contreras buk gerade eine frische Portion Pfannkuchen für ihn.
    »>Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinanderwohnen<«, deklamierte ich.
    Conrad grinste mich an, wobei sein Goldzahn aufblitzte. »Halt das hier nicht für Männerbündelei, Ms. W.: Du bist die Hauptattraktion. Erzähl mir mal, was dich gestern zur Mülldeponie geführt hat.«
    »Der Hund«, antwortete ich prompt, und als sich Conrads Miene verfinsterte, fügte ich hinzu: »Nein, ganz im Ernst. Frag Mr. Contreras.«
    Ich schilderte die Ereignisse von Rose Dorrados Anruf bis zu der Entdeckung von Billys Miata unter dem Skyway und Mitchs Wiederkehr an der * Street westlich vom Fluss. »Billy kennt April Czernin, weil er Josie kennt. Und Bron kennt er - kannte er -, weil Bron für das Lagerhaus der Bysens als Fahrer tätig war und Billy alle Fahrer kennt. Deshalb frage ich mich, ob Billy vielleicht Bron sein Handy und seinen Wagen überlassen hat.«
    Conrad nickte. »Wäre möglich. Ms. Czernin - die ist völlig durcheinander und verdreht. Ihr Mädchen ist krank, wie ich verstanden habe, und jetzt weiß sie nicht mehr aus noch ein. Ich habe sie nicht nach dem Handy gefragt, weil ich nichts davon wusste, aber es hätte vielleicht auch nichts genützt: Ihren Aussagen nach hat ihr Mann ihr ohnehin nicht viel erzählt.«
    Er holte sein Handy raus und wies einen Sergeant an, jemanden zu der Brücke zu schicken und die Reste des Miata zu bergen. »Und setzen Sie ein gutes Spurensuchteam auf die Gegend zwischen Ewing und dem Fluss in Höhe * Street an. Der Hund einer Privatermittlerin hat dort irgendwo die Fährte der Love aufgenommen; vielleicht sind sie dort überfallen worden.«
    Als er das Handy verstaute, förderte ich die Thermosflasche zutage. »Das lag auf dem Vordersitz. Bourbon tropfte raus.«
    »Du hast das eingesteckt?«, fragte Conrad ärgerlich. »Was zum Teufel denkst du dir, Beweisstücke von einem Tatort zu entfernen?«
    »Die sah aus wie die Flasche, die ich Morrell geschenkt habe«, erwiderte ich. »Ich wollte nicht, dass die Abstauber, die den Miata zerlegt haben, sie sich unter den Nagel reißen.«
    Morrell kam angehumpelt und nahm die Flasche in Augenschein. »Das ist meine, glaube ich; das ist hier abgefallen, als auf mich geschossen wurde. Ich hatte sie Marcena geliehen für ihre nächtlichen Streifzüge - wobei ich allerdings eher an Kaffee dachte als an Bourbon. Nehmen Sie die an sich, Rawlings? Ich hätte sie dann gerne zurück.« »Dann hättest du sie Marcena erst gar nicht geben sollen«, warf ich ein. Als mir schlagartig einfiel, dass sie im Koma lag und ein Viertel ihrer Haut eingebüßt hatte, schämte ich mich.
    »Wir waren in so vielen Kriegsgebieten zusammen«, entgegnete Morrell. »Sie ist meine Waffenschwester, und man teilt das, was man hat mit seinen Kameraden, Vic. Ob es dir nun passt oder nicht.«
    Conrad sah mich an, als warte er nur darauf, dass ich wieder einmal in einer Beziehung für schlechte Stimmung sorgte. Ich schüttelte den Kopf und wechselte das Thema, indem ich mich erkundigte, wer der Typ im Helikopter gewesen war.
    »Im weitesten Sinne ein Kollege von dir«, sagte Conrad.
    Ich runzelte die Stirn. »Ein Privatschnüffler, meinst du?«
    »Ganz genau. Von Carnifice Security. Der Hubschrauber gehört denen.«
    Nicht Scarface. Carnifice. Die mächtigste Truppe im internationalen Sicherheitsgewerbe. Die übernahmen alles, von Entführungsschutz in Kolumbien und im Irak bis zur Unterhaltung von Privatgefängnissen, und auf diesem Wege hatte ich Bekanntschaft mit der Organisation gemacht: Vor einigen Jahren hatte ich beinahe das Zeitliche gesegnet, als die mich in Gewahrsam hatten.
    Conrad zufolge war jemand bei den Bysens letzte Woche auf die Sache gekommen, vor der ich Billy gewarnt hatte - dass nämlich sein Handy ein GPS-Signal aussandte. »Der Vater des Jungen hatte die Nase voll davon, dass der alte Mr. Bysen sich einmischte, in

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