Feuereifer
ich habe.« »Letzte Woche hast du mir aufgetragen, mich aus South Chicago rauszuhalten. Und diese Woche sagst du, du hättest keine Leute, dich um dein Revier zu kümmern.« »Immer wenn wir uns grade mal verstehen, eröffnest du das Feuer«, versetzte Conrad. »Willst du mir Vorwürfe machen, weil ich unter Druck war wegen dem Brand?« Ich holte tief Luft; wenn wir Äußerungen aufrechneten, konnten wir beide nur verlieren. »Gut, Conrad, ich eröffne hier nicht das Feuer auf dich, aber hast du etwas über den Brand rausgekriegt? Wer ihn gelegt hat und vielleicht gar, wer es auf Frank Zamar abgesehen hatte?«
»Nee. Wir wissen nicht mal, ob Zamar die Explosion nicht ausgelöst hat und dann nicht mehr rechtzeitig rauskam, obwohl ich das nicht glaube. Wenn der Laden letzten Sommer abgebrannt wäre, als er eine Flaute hatte, wär's was anderes - er war dick im Geschäft mit By-Smart, als jeder eine amerikanische Flagge wollte. Hatte sogar eine Nachtschicht eingerichtet und Kredite aufgenommen für teure neue Maschinen. Dann war es plötzlich Sense mit dem Vertrag, und er musste die Nachtschicht einstellen. Aber kurz vor dem Brand hatte er einen neuen Vertrag mit By-Smart unterzeichnet, für eine Serie Bettwäsche und Handtücher mit Flaggenmotiv.«
Nachts auf dem Sternenbanner schlafen und sich morgens damit den Hintern abtrocknen. Kam mir auf eine Art auch nicht respektloser vor, als es abzufackeln, aber was wusste ich schon. War das Roses zweiter Job gewesen? Aufsicht in Zamars Handtuchfabrik? Warum tat sie dann so geheimnisvoll? Daran war doch nichts auszusetzen. Ich schüttelte verständnislos den Kopf und sagte zu Conrad: »Nur damit du im Bilde bist - der Carnifice-Typ, der Billy the Kid sucht, hat haufenweise Leute. Ich glaube, dass Josie Dorrado mit Billy abgehauen ist. Die Bysen-Familie unterstellt ihr, sie sei ein niederträchtiges Mexenmädchen, das aus Billy Geld rausschlagen will. Ich möchte nicht, dass ihr was zustößt.«
»Ich werd's mir merken, Ms. W., ich werd's mir merken«, sagte Conrad müde, aber er machte sich eine Notiz. Damit musste ich mich wohl vorerst zufriedengeben. Morrell kam mit mir nach draußen. »Ich werd mir ein Taxi nehmen und schnell heimfahren, damit ich mir noch ein paar Sachen ansehen kann, bevor Rawlings' Ermittlerin auftaucht. Kommst du zurecht?«
Ich nickte. »Ich bleib heute am Schreibtisch. Reisen Marcenas Eltern an?«
»Das Auswärtige Amt versucht, sie zu finden - sie sind fanatische Trekker und halten sich grade in irgendeinem entlegenen Teil von Indien auf.« Er strich mir die Haare aus den Augen und küsste mich. »Wir waren gestern Abend zum Essen verabredet, Süße, aber du hast mich versetzt. Soll ich dir eine zweite Chance geben?«
In diesem Augenblick trat Conrad aus Mr. Contreras' Wohnung, und ich merkte, wie ich gegen meinen Willen rot wurde.
3 1
Freigang für Versehrte
Mein Büro strahlte eine so verlassene Atmosphäre aus, als habe sich monatelang kein Mensch mehr hier blicken lassen. Meine Schritte hallten von den Wänden wider. Vor zwei Tagen war ich zwar hier gewesen, aber von ernsthafter Arbeit konnte nicht die Rede sein - eher von Stippvisiten zwischen Sumpfmärschen.
Meine Ko-Mieterin Tessa, die Bildhauerin ist, weilte in Australien. Ich deponierte ihre Post auf ihrem Arbeitstisch. Ihr Atelier war picobello aufgeräumt - die Werkzeuge hingen an einem Bord, die Zeichnungen lagen in ordentlich beschrifteten Schubladen, ihre Lötlampe und ihre Metallplatten ruhten unter Staubdecken. Ein krasser Gegensatz zu meiner Hälfte des Gebäudes, wo sich Akten türmen und das Büromaterial ständig auf Wanderschaft geht.
Im Grunde sind meine Räume zu groß und die Decken zu hoch, wie häufig in alten Fabrikgebäuden. An einigen Stellen habe ich zusätzliche Decken einziehen lassen, aber die Fenster sind zu weit oben, und ich hatte beim Einzug nicht genügend Geld, eine Wand einzureißen, um an mehr Tageslicht zu kommen. Durch Trennwände habe ich die Räume überschaubarer gestaltet: In einem Bereich befindet sich mein Schreibtisch, in einem anderen Büromaterial und Drucker, und in einem dritten steht ein Bett, falls ich mal nicht zu Hause schlafen will, aber den Großteil meiner Arbeit erledige ich in dem großen Raum Richtung Westen.
Dort gibt es eine kleine Nische mit Couch und Sesseln für informelle Gespräche mit Klienten, eine zweite Sitzecke mit Leinwand für offiziellere Treffen, einen langen Tisch, wo ich meine Ergebnisse aufreihen kann,
Weitere Kostenlose Bücher