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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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diese Kirche fuhr und so fort. Deshalb hat er Carnifice beauftragt, mit ihren Geräten das Handy von dem Jungen aufzuspüren, und das haben sie dann auch getan bis in die Mülldeponie. Als der Schnüffler Billy dort nicht fand, wollte er sich wieder verdrücken - er hatte schließlich keinen Auftrag, das Leben anderer Personen zu retten.« »Danke, Conrad«, sagte ich etwas beschämt. »Danke, dass du aufgetaucht bist und mir und Marcena das Leben gerettet hast.«
    Er lächelte angespannt. »Wir dienen und schützen, Ms. W., auch die, die es nicht verdient haben.«
    Darauf brachte er einen Kassettenrecorder zum Vorschein. »Jetzt der offizielle Teil. Was trieb die Love in meinem Revier?«
    Morrell und ich wechselten einen Blick. Dann sagte Morrell: »Sie arbeitete an einer Serie für eine englische Zeitung. Czernin lernte sie kennen, als er seine Tochter vom Basketball-Training abholte. Ich weiß allerdings nicht, an was sie genau dran war - sie sagte, er zeige ihr das Viertel und verschaffe ihr Zugang zu Quellen, an die sie sonst nicht rankäme.«
    »Wie zum Beispiel?«, fragte Conrad.
    »Ich weiß es nicht. Sie hat mir keine Details erzählt, sagte nur, sie beschäftige sich mit der Armut und der Wohnsituation.«
    »Sie wohnt bei Ihnen, nicht, Morrell? Wie oft hat sie sich mit Czernin getroffen?« »Marcena hat viele Kontakte hergestellt in Chicago - auch zu Ihnen, Rawlings; sie hat erzählt, dass Sie sie diese Woche auf eine Tour mitnehmen wollten. Manchmal war sie einen Tag verschwunden, manchmal auch länger, und ich wusste nie, ob sie nun mit Czernin zusammen war oder mit Ihnen oder mit anderen Leuten. Sie musste sich nicht aus- und eintragen, wenn sie kam und ging«, fügte Morrell leicht boshaft hinzu. »Hat sie dir mehr erzählt?«, fragte Conrad nun mich. »Du bist auch ziemlich oft in dieser Wohnung, oder?«
    Ich lächelte. »Das stimmt, Commander, aber Marcena hat mich nicht ins Vertrauen gezogen. Sie hat nur erzählt, dass Bron sie an dem Abend, an dem sie sich kennen lernten, den Laster steuern ließ, wobei sie auf dem Schulparkplatz um ein Haar einen Schuppen umgefahren hat. Mehr hat sie mir nicht über ihn berichtet.« »Mrs. Czernin behauptet, die Love hätte mit ihrem Mann gebumst«, sagte Conrad. Mr. Contreras gab ein indigniertes Geräusch von sich ob des Ausdrucks; dabei pflegte sich Conrad für gewöhnlich nicht vulgär auszudrücken. Ich nahm an, dass er Morrell aus der Ruhe bringen und dazu vorlassen wollte, Details auszuplaudern. Morrell lächelte knapp. »Marcena hat mich nicht in ihr Privatleben eingeweiht.« »Dich vielleicht, Warshawski?«, fragte Conrad. »Nein? Eines der Mädchen aus deiner Mannschaft sagte, die ganze Schule wüsste darüber Bescheid.« Mir wurde heiß vor Ärger. »Wieso verhörst du mein Team, Conrad? Meinst du, eines der Mädchen hat Bron Czernin umgebracht? Muss ich dafür sorgen, dass meine Spielerinnen einen Anwalt kriegen?«
    »Wir reden mit allen aus der Gegend, die den Mann kannten. Er hat sich in dem Viertel so aufgeführt, dass etliche Männer wohl nicht übel Lust hätten, ihn umzubringen.« »Und warum sollten die Männer aus South Chicago ihn jetzt erledigen, wo er mit Marcena zusammen war? Ich denke eher, dass die froh waren, wenn er nicht mehr in ihrem Revier wilderte. Einzige Ausnahme wäre wohl Sandra, aber ich wüsste nicht, wie die ihren Mann und Marcena so zugerichtet und dann in die Müllhalde geschleift haben sollte.«
    »Vielleicht hat ihr jemand geholfen.« Conrad wies mit dem Kopf auf Morrell, der ihn fassungslos anblickte.
    »Sie meinen, ich hätte auf Czernin eifersüchtig sein sollen?«, sagte Morrell. »Marcena und ich sind alte Freunde, deshalb wohnt sie bei mir, aber wir haben keine Liebesbeziehung. Ihr Geschmack ist sehr eigenwillig. Als wir letzten Winter in Afghanistan waren, hat sie etwas mit einem Helfer von Humane Mediane angefangen, ferner mit einem pakistanischen Major und mit jemandem vom slowenischen Nachrichtendienst; das sind nur die drei, über die ich im Bilde bin. Glauben Sie mir, wenn ich ein eifersüchtiger Geliebter wäre, der sie umbringen wollte, dann hätte ich das dort in den Bergen erledigt, wo es niemandem aufgefallen wäre.«
    Conrad grunzte; ich war mir nicht sicher, ob er Morrell Glauben schenkte oder nicht. »Was war mit ihrem Auftrag? Woran arbeitete sie?«
    Morrell schüttelte den Kopf. »An einer Serie über das Amerika, das Europa verborgen bleibt. Als sie Czernin kennen lernte, beschloss sie, sich auf

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