Feuereifer
entlang zu einem Zimmer mit abgesenktem Fußboden, der bedeckt war mit flauschigem, goldfarbenem Teppich. Dunkle, schwere Möbel, mit aufwendigen Brokatstoffen bezogen, und starre Brokatvorhänge an den Fenstern erinnerten an ein mittelalterliches Schloss.
Mildred befasste sich damit, ein paar Sessel näher zusammenzurücken, was angesichts des dicken Teppichbodens und des sperrigen Mobiliars keine leichte Aufgabe war, aber William machte keinerlei Anstalten, ihr behilflich zu sein - sie war schließlich kein Familienmitglied, nur das treue Faktotum.
Während wir auf den Rest der Familie warteten, fragte Mrs. Bysen mich, wie gut ich Billy kannte. Ich antwortete aufrichtig -ihr Gesicht rief wenigstens bei mir den Impuls hervor, aufrichtig zu sein -, dass ich ihm nur ein paar Mal begegnet war, dass er mir ein grundanständiger und idealistischer junger Mann zu sein schien und dass er sie häufig als wichtigsten Einfluss in seinem Leben bezeichnet hätte. Sie sah erfreut aus, schwieg aber dazu.
Nach ein paar Minuten kam Jacqui herein. Inzwischen trug sie nicht mehr den schlammfarbenen Flatterrock, sondern ein bodenlanges, schwarzes Kleid mit Gürtel -nichts Offizielles, sondern ein geschmackvolles Hauskleid aus Kaschmir. Hinter Jacqui betrat mit unsicheren Schritten eine zweite Frau den Raum. Sie hatte dieselben Sommersprossen wie Billy, und die rotbraunen Locken, die er kurz geschnitten trug, standen bei ihr vom Kopf ab wie das Fell eines verwahrlosten Pudels. Das also war Annie Lisa, Billys Mama. Eine ältere Frau in einem magentaroten Seidenkleid hatte den Arm um Annie Lisa gelegt und geleitete sie über den hinderlichen Teppichboden. Die Frau und ich wurden uns nicht vorgestellt, ich nahm aber an, dass sie die Gattin des Firmenanwalts Linus Rankin war, da selbiger kurz darauf hereinkam. Von meinen Recherchen wusste ich, dass Billys Mutter achtundvierzig war, aber durch ihre unsicheren Bewegungen wirkte sie eher wie ein Schulmädchen. Sie blickte verwirrt in die Runde, als wisse sie nicht, wie sie auf diesem Planeten gelandet war und was sie nun in diesem Raum zu suchen hatte. Als ich zu ihr trat, um sie zu begrüßen, gesellte ihr Mann sich umgehend zu ihr, als wollte er verhindern, dass sie mit mir sprach. Er nahm seine Frau am Ellbogen und führte sie, ziemlich nachdrücklich, wie mir schien, zu einem Sessel, der möglichst weit außerhalb der Runde stand. Als fast alle saßen und Sneedham dünnen Kaffee serviert hatte, kam Buffalo Bill hereingestapft; den Gehstock mit dem Silbergriff benutzte er wie einen Skistock, um sich durch den Teppich zu pflügen. Er begab sich zu dem schwereren der beiden Sessel, die Mildred verschoben hatte, und sie ließ sich links von ihm nieder. Mrs. Bysen saß auf einer Couch und klopfte einladend neben sich auf ein Kissen. »Nun, junge Frau? Nun? Sie sind in mein Lagerhaus eingedrungen und haben dort herumspioniert. Ich hoffe, Sie haben eine vernünftige Erklärung dafür.« Buffalo Bill blickte mich finster an und atmete so heftig, dass seine Wangen sich aufplusterten.
Ich lehnte mich an die dicken Kissen, obwohl die Couch so tief war, dass ich das nicht allzu bequem fand. »Wir müssen über vieles sprechen. Fangen wir doch mit Billy an. In Ihrem Unternehmen ist etwas passiert, was Billy so durcheinandergebracht hat, dass er mit niemandem aus der Familie darüber sprechen wollte. Was war das für ein Vorfall?« »Es war genau umgekehrt, Frau Detektivin«, sagte Mr. William sofort. »Sie waren ja an dem Tag hier, als Billy diesen lächerlichen Priester anschleppte. Wir hatten tagelang alle Hände voll zu tun, um... «
»Ja, ja, das wissen wir doch alles«, unterbrach Buffalo Bill mit der üblichen Ungeduld. »Hast du irgendwas zu Billy gesagt, William, das ihn zum Ausreißen gebracht hat?«
»Lieber Himmel, Vater, du tust, als sei Billy so empfindlich wie eine von Mutters Rosen. Er nimmt alles zu schwer, aber er weiß auch, wie dieser Betrieb geführt wird. In den fünf Monaten im Lagerhaus hat er alles mitgekriegt. Er benimmt sich erst so seltsam, seit er unter den Einfluss dieses Priesters geraten ist.«
»Es hat eher etwas mit diesem mexikanischen Mädchen zu tun«, äußerte Tante Jacqui. Sie saß mit übergeschlagenen Beinen auf einem bestickten Sitzkissen, und ihr langes Kleid öffnete sich am Knie. »Er ist verliebt oder glaubt das jedenfalls, und deshalb meint er, die Welt aus dem Blickwinkel dieses Mädchens sehen zu müssen.« »Er war ausgesprochen entrüstet, als
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