Feuereifer
anfangen soll.« Ich schlug ihm auf den Mund, so schnell, dass er sich nicht schützen konnte. »Als Erstes mal Respekt. Wenn du mich noch einmal Schlampe nennst, schieß ich dir eine Kugel in den linken Fuß. Beim zweiten Mal in den rechten.« »Du schießt das Ding doch nicht ab, das ist... «
Ich schoß hinter seinem Kopf in die Wand. Es gab einen Höllenkrach in dem kleinen Raum, Freddy wurde grün im Gesicht und sackte gegen Brons Werkbank. Er verströmte einen unangenehmen Geruch, und ich schämte mich, weil ich schon wieder meine Waffe einsetzte, um jemandem Angst zu machen - aber deshalb hatte ich nicht die Absicht, diesen Typen ungeschoren davonkommen zu lassen.
Ich hörte Sandra hinter mir hereinschleichen. »Du hast hier 'ne Ratte im Haus, Sandra. Ruf an. Sofort.«
Mechanisch wollte sie wieder anfangen, mit mir herumzudiskutieren, aber als sie Freddy sichtete, eilte sie davon. Das Telefon war in der Küche; ich hörte, wie sie in den Hörer kreischte und April zuschrie, dass sie bloß nicht in die Küche kommen solle. »So, Freddy, und nun erzählst du mir mal von dem Frosch. Du hast dieses Bildchen für Bron gezeichnet, und er sollte das Ding für dich bauen, ja?«
»Es war seine Idee, Mann. Er hat gesagt, seine Kleine hat erzählt, wie der Pastor Diegos Anlage plattgemacht hat. Da wollte Bron wissen, wie, Mann, und ich hab's erzählt. Dann sollte ich ihm das noch aufmalen.« »Und das hast du gemacht. Und dann bist du hergegangen und hast das Fröschlein in den Trockenraum der Fabrik befördert.« »Nein, Mann, nein, nein. Ich hab keinen umgebracht.«
»Und was hast du dann an dem Morgen getrieben, als ich dich in der Fabrik gesehen hab, wie? Warst du auf Arbeitssuche?«
Seine Miene erhellte sich. »Ja, Mann, so war's, ich wollt 'n Job suchen.« »Und Bron hat dir einen beschafft: die Fabrik abfackeln und Frank Zamar umbringen.« »Das war ein Unfall, Mann, es sollte bloß der Strom ausfallen...« Er verstummte, als er merkte, dass er sich verplappert hatte.
»Du willst sagen, dass du einen Mann umgebracht hast, weil du nicht wusstest, dass du einen Brand auslöst? Um dich herum waren Stoffe und Lösungsmittel, und du wusstest nicht, dass die Feuer fangen?« Ich war so wütend, dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht unbeherrscht loszuballern.
»Ich hab nichts gemacht, Mann, ich sag kein Wort mehr ohne meinen Anwalt.« Er beäugte unbehaglich die Knarre, doch ich brachte es nicht über mich, sie wieder zum Einsatz zu bringen, selbst wenn er dann noch einiges ausgespuckt hätte. Aber ich war außer mir vor Wut über die Katastrophe, die dieser Bursche durch seine Blödheit verursacht hatte.
»Und was willst du nun hier?«, herrschte ich ihn an. »Weshalb bist du hier eingebrochen? Wegen der Zeichnung?«
Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr.
Ich blickte auf die Werkbank. »Wegen den Gummiresten? Der Säure?« »Säure? Was für Säure?«, fragte Sandra scharf, die hinter mich getreten war. »Ein kleiner Trick, den Freddy von Pastor Andres gelernt hat«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Wie man mit Salpetersäure einen Kurzschluss erzeugen kann. Bron hat für Freddy so eine Gerätschaft gebaut, und Freddy hat damit Fly the Flag abgefackelt. Obwohl er ja behauptet, es war keine Absicht. Sind die Cops unterwegs hierher?«
Sandra nahm nur einen Teil meiner Aussage wahr. »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen, in dieses Trauerhaus zu kommen und zu behaupten, Bron hätte Feuer gelegt? Verschwinde aus meinem Haus! Auf der Stelle!« »Sandra, willst du mit Freddy und April alleine sein?«
»Wenn der Kerl der Polizei Lügen erzählt, will ich nicht, dass er verhaftet wird.« Sie begann, mir gegen die Waden zu treten.
»Sandra, hör auf! Hör sofort auf! Dieser Kerl ist hier eingebrochen, er ist gefährlich, wir müssen ihn der Polizei übergeben! Bitte! Willst du, dass er April was antut?«
Sie hörte nicht mehr zu, trat nur weiter auf mich ein, riss mich an den Haaren. All die Wut und die Sorgen der letzten Woche -der letzten dreißigjahre - brachen aus ihr heraus, und ich hatte sie auszubaden.
Ich bewegte mich in die Ecke der Werkstatt, um von ihr wegzukommen. Sie folgte mir, achtete nicht auf Freddy, die Glassplitter, achtete auf gar nichts außer mir, ihre alte Feindin. »Du hast gewusst, dass Boom-Boom mit mir schlief«, kreischte sie. »Du konntest es nicht ertragen. Du hast geglaubt, er gehört dir, du, du, du - Mannweib!« Ihre Worte verletzten mich, aber an
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