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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ich seit dieser Nudelsuppe vor neun Stunden nichts mehr zu mir genommen hatte. Ich stieg aus, holte den Ziegen-Feta aus dem Kofferraum, den ich für Mary Ann gekauft hatte, und aß ein Stück davon. Ich fand ihn so köstlich und würzig, dass ich mir gleich noch ein Stück genehmigte. Ehe ich mich's versah, hatte ich alles verputzt. Naja - ich würde ihr nächste Woche wieder einen kaufen.
    Auf der Route 41 fiel mir ein, dass Marcena ihren Füller vielleicht bei Morrell gelassen hatte. Die Leute von Carnifice oder wer es auch gewesen war, hatten seine Wohnung zwar durchsucht, aber vielleicht wussten sie nicht, wonach sie suchten. Ich rief Morrell an.
    »Hippolyte? Wie ist das Befinden Eurer Hoheit heute Abend?«
    »Wenig hoheitlich, fürchte ich - ich hab's nicht mal geschafft, einen kümmerlichen Kleinkriminellen fertigzumachen. Mit einem echten Krieger würde ich es wohl kaum aufnehmen können.«
    Ich berichtete von meiner Begegnung mit Freddy. »Er sucht Marcenas Recorder, und ich glaube, darauf waren auch die Gestalten aus, die in deine Wohnung eingebrochen sind, falls dich das irgendwie tröstet. Ich weiß, dass ich zu spät bin fürs Abendessen, aber ich könnte später noch vorbeikommen, falls du noch auf bist.« »Ich sollte umgehend nach South Chicago rasen und dich auf deinem Schild nach Hause tragen, nach allem, was du durchgemacht hast. Da ich dazu leider außerstande bin, wäre es vielleicht besser, du fährst zu dir - es ist nicht so weit, und ich mache mir immer Sorgen, wenn du in so einem Zustand auch noch weite Strecken fährst. Don und ich schauen uns hier mal um - falls wir was finden, sag ich dir Bescheid. Und ruf du mich bitte an, sobald du zu Hause bist.« Als ich nichts antwortete, sagte er scharf: »Okay, Warshawski?«
    Meine eigene unordentliche Bude mit meinen Hunden - ich fühlte mich etwas unbehaglich, als ich merkte, dass ich diese Vorstellung tatsächlich verlockender fand als Morrells tadellos aufgeräumtes Apartment. Aber das lag vermutlich nur an Dons Anwesenheit - sobald ich Morrell wieder alleine sehen konnte, würde ich mich bestimmt nach ihm sehnen.
    Erst nach dem Gespräch fiel mir ein, dass mein Handy oder auch Morrells Telefon möglicherweise von Carnifice oder sonst-wem abgehört wurden, und ich versuchte, mich zu erinnern, was ich gesagt hatte. Ich legte zwar keinen Wert darauf, mich vor Fremden als schusselig zu entblößen, aber ich hätte auf keinen Fall über den Recorder sprechen dürfen. Worauf ich Morrell sofort noch mal anrief, um ihn zu warnen. Er war entsprechend verärgert über die Vorstellung, womöglich abgehört zu werden, versicherte mir aber, dass er die Tür nicht aufmachen würde, ohne hundertprozentig sicher zu sein, wer da war.
    »Außerdem qualmt Don ohnehin wie der Leibhaftige. Jeder, der reinkommt, kriegt erst mal Lungenkrebs, während wir auf dich mit deinem Revolver warten.« Ich lachte, etwas entspannter. Fahrlässigerweise hatte ich beim Fahren telefoniert und war inzwischen bei Mary Ann angekommen. Ich sagte Morrell, ich würde mich von zu Hause aus wieder melden, und packte das Handy weg.
    So spät war es noch gar nicht; in allen Fenstern des Hauses sah ich Licht, sogar bei Mary Ann, wie mir schien - vielleicht las sie noch im Bett. Ich konzentrierte mich einen Moment darauf, den Rest meiner Kraft zu aktivieren, bevor ich schließlich steifbeinig zu ihrem Hauseingang stakste. Um sie nicht zu wecken, falls sie schon schlief, schloss ich selbst auf und schlich die Treppe hinauf, damit Scurry mich nicht am Gang erkannte und zu bellen anfing. Ebenso vorsichtig öffnete ich die Wohnungstür und huschte hinein.
    Der Dackel kam den Flur entlang gefegt, um mich zu begrüßen. Ich stellte rasch die Lebensmittel ab und nahm ihn auf den Arm, damit er keinen Radau machte. Er leckte mir entzückt das Gesicht, entwand sich dann aber meinem Griff und hoppelte in die Küche. Ich nahm die Tüte hoch und folgte ihm. Die Tür zu Mary Anns Schlafzimmer war geschlossen, aber weiter hinten in der Wohnung brannte noch Licht. Ich tappte leise in die Küche.
    Wo zwei Gestalten soeben panisch versuchten, das Schloss zur Hintertür aufzufummeln: Josie Dorrado und Billy the Kid.

43
    Die Flüchtenden
    Ich war so fassungslos, dass ich einen Moment lang wie erstarrt dastand, ohne einen Laut hervorzubringen. Mary Anns merkwürdiges Benehmen -, ihr Desinteresse an einem Besuch von mir und ihre Forderung, mich auf eine bestimmte Uhrzeit festzulegen, die Person, die sich am

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