Feuereifer
Was weißt du darüber?«
»Mein Auto ist kaputt? Wie ist das passiert? Wo?«
Ich betrachtete ihn prüfend. »An der th, Ecke Ewing. Wer ist damit gefahren? Marcena?«
»Nein, weil die sie schon...« Er schlug sich die Hand vor den Mund. In der Stille, die daraufhin eintrat, nahm ich das Ticken der Küchenuhr und den tropfenden Wasserhahn im Badezimmer wahr und dachte beiläufig, dass ich den Hahn richtig zudrehen musste, bevor ich aufbrach.
»Weil die sie schon... was, Billy?«
Er schwieg hartnäckig, und ich musste daran denken, wie Rose Dorrado heute zu Julia gesagt hatte, das Gespräch solle nicht wie Zähne ziehen verlaufen. »Billy, du musst den ganzen Dreck auf den Tisch packen, bevor ich Ordnung machen und helfen kann. Fang mit deinem Auto an. Du hast es Bron gegeben, ja?«
Er nickte. »Ich hab Bron gesagt, er könne damit fahren, solange ich es nicht brauchte. Ich hab ihm sogar eine Vollmacht ausgeschrieben, für den Fall, dass ein Polizist oder irgendwer behauptet, er hätte es gestohlen. Aber ich wollte zuerst noch ins Lagerhaus und meine Bücher und ein paar andere Sachen aus meinem Schließfach holen. Ich wollte nicht mehr für Grobian arbeiten, weil er Josie und mich durch seine Nachschnüffelei beleidigt hat. Das war, bevor ich gesehen habe, dass er... also, jedenfalls hab ich Bron gesagt, er kann den Wagen haben, wenn ich das alles erledigt habe.«
»Du hast am Sonntag nach der Kirche mit Pat Grobian gesprochen? War er da im Lagerhaus?«
»Nein, aber er wohnt in Olympia Fields. Nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, bin ich da hingefahren. Pat saß in Unterwäsche vorm Fernseher und schaute ein Football-Spiel, können Sie sich das vorstellen? Und der hatte die Frechheit, Josie eine -nein, ich wiederhol lieber nicht, was er gesagt hat. Jedenfalls hatten wir eine Auseinandersetzung - nur mit Worten natürlich, ich schlage mich nicht. Ich hab mir jedenfalls über das alles schon total Sorgen gemacht und ihm gesagt, ich müsste eine Zeitlang aussetzen mit der Arbeit.«
»Das, was dir Sorgen bereitet hat - hattest du das in einem Fax aus Nicaragua gesehen?
Das behauptet jedenfalls deine Tante Jacqui.«
»Sie hat Ihnen davon erzählt? Wann?« Er sah mich ungläubig an.
»Ich war gestern Abend bei deinen Großeltern. Jacqui hat nicht viel gesagt, nur dass du etwas missverstanden hättest, was das Werk in Matagalpa angeht, aber sie... «
»Das hat sie gesagt?«, fragte Billy aufgebracht. »Diese Lüge hat sie meiner Großmutter aufgetischt? Haben Sie eine Ahnung, was da unten vorgeht?«
»Nicht so richtig«, sagte ich kleinlaut. »Ich weiß, dass Pastor Andres die Türen von Fly the Flag verklebt hat, um Zamar Druck zu machen, weil er mit illegalen Einwanderern arbeitete, aber Zamar hat sich nicht davon beeindrucken lassen. Ich weiß auch, dass Freddy... «
»Aber Sie wissen nichts über Matagalpa«, unterbrach mich Billy. »Ich habe herausgefunden, dass... ich habe dieses Fax bei Tante Jacqui gesehen, übrigens an dem Tag, an dem Sie ins Lagerhaus gekommen sind wegen Ihrem Basketball-Projekt. In Matagalpa werden Jeans für By-Smart hergestellt, wissen Sie, unsere Hausmarke Red River, und Tante Jacqui wollte wissen, wie schnell die dort mit der Massenproduktion von Bettwäsche sein würden und so. Da habe ich die Löhne und die Arbeitszeiten gesehen. Ich war völlig schockiert und habe mit ihr darüber gesprochen. Sie selbst gibt für jedes Outfit, das sie trägt, zwei-bis dreitausend Dollar aus, das weiß ich, weil Onkel Gary sich immer darüber aufregt.
Als ich dieses Fax aus Nicaragua gesehen habe, hab ich eine Rechnung aufgestellt. Die Arbeiter in der Red-River-Fabrik arbeiten viertausendvierhundert Stunden im Jahr und verdienen damit nicht einmal achthundert Dollar, im Jahr. Sie müssten also vierzehntausend Stunden arbeiten, um eines dieser Kleider zu bezahlen, was sie natürlich nicht kaufen könnten, denn sie müssen ihre Kinder ernähren. Ich hab ihr das gesagt und gefragt, weshalb sie die Leute nicht anständig bezahlt, und sie hat nur gelacht, wie sie das immer macht, und hat gesagt, die hätten niedrigere Ansprüche. Niedrigere Ansprüche! Dabei werden sie nach Strich und Faden ausgebeutet!« Er war rot angelaufen und keuchte. Ich konnte mir die Szene gut vorstellen: Billy erhitzt vor Zorn, Tante Jacqui maliziös lächelnd, wie es ihre Art war, wenn einer der Bysens außer sich geriet.
»Deshalb wolltest du nichts mehr mit deiner Familie zu tun haben?« »So ungefähr.« Er
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