Feuereifer
Telefon nicht meldete - dennoch wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sie die beiden Flüchtlinge beherbergte.
Billy stellte sich vor Josie, als wolle er sie vor einer Attacke meinerseits schützen, und schluckte nervös. »Was werden Sie jetzt tun?«
»Jetzt? Mary Anns Lebensmittel auspacken, mir einen Kaffee kochen und euch dazu bringen, dass ihr mir erzählt, was ihr so im Sinn habt.«
»Sie wissen schon, was ich meine«, sagte Billy. »Was werden Sie tun -jetzt, nachdem Sie uns gefunden haben?«
»Das hängt ganz von eurer Geschichte ab.«
Als ich die verderblichen Sachen im Kühlschrank verstaute, sah ich, dass die beiden sich Cola und Pizza besorgt hatten. Ich dachte sehnsüchtig an die Flasche Armagnac in meinem Schnapsschrank, setzte aber tapfer Wasser für Kaffee auf und machte mir einen Toast.
»Ich muss Ihnen gar nichts erzählen.« Billy wirkte viel jünger als neunzehn, wenn er so trotzig war.
»Musst du tatsächlich nicht«, pflichtete ich ihm bei, »aber du kannst schließlich nicht ewig bei Coach McFarlane bleiben. Wenn du mir sagst, was du weißt und wovor ihr euch versteckt, kann ich euch helfen, das zu klären. Ich kann etwas unternehmen oder euch an einen wirklich sicheren Ort bringen, falls ihr in Lebensgefahr sein solltet.« »Wir sind sicher hier«, wandte Josie ein. »Die Trainerin lässt keinen rein.« »Josie, denk mal ein bisschen nach. Wenn in deinem Haus zwei Fremde wohnen würden - wie lange würde es wohl dauern, bis du das weißt?« Sie wurde rot und blickte zu Boden.
»Die Leute reden nun mal. Sie mögen Neuigkeiten. Billys Familie hat die größte Detektei der Welt, jedenfalls aber die größte Detektei von Chicago und Umgebung, mit der Suche nach ihm beauftragt. Irgendwann wird einer der Ermittler mit jemandem sprechen, der Mary Ann kennt, und sie werden von dem eigenartigen jungen Paar hören, das ihren Hund ausführt, bei Jewel Pizza und Cola holt oder sich in der Küche versteckt, wenn die Krankenschwester vorbeikommt. Und wenn die hier auftauchen, um Billy zu holen, könnten sie dir oder Mary Ann was antun.«
»Also müssen wir uns einen neuen Ort suchen«, sagte Billy düster.
Ich goss mir Kaffee ein und hielt ihnen die Kanne hin. Josie holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank, aber Billy nahm sich eine Tasse. Ich beobachtete fasziniert, wie er etwa eine Vierteltasse Zucker hineinrührte.
»Und deine Mutter, Josie. Sie ist ganz krank vor Sorge um dich. Sie glaubt, du lägst tot in der Mülldeponie, wo wir Aprils Vater gefunden haben. Willst du sie ewig in dem Glauben lassen, dass sie dich verloren hat?«
Billy sagte: »Sie waren auf der Mülldeponie? Wer hat sie auf die Mülldeponie gebracht?«, während Josie murmelte, ihre Mutter wolle nicht, dass sie mit Billy zusammen sei.
»Wie gemein von ihr! Du bist fünfzehn, schlau und raffiniert genug, dass du Jungs in deinem Schlafzimmer übernachten lässt oder hier mit einem - wo, vielleicht auf Mary Ann McFarlanes Ausziehbett - schläfst. Früher oder später musst du nach Hause zurück. Ich bin für früher.«
»Aber, Coach, hier ist es so schön ruhig, es gibt kein Baby, keine Schwester nimmt mir Sachen weg, niemand schläft unter dem Esszimmertisch, es gibt keine Kakerlaken - es ist hier so friedlich. Ich will nicht zurück!« Sie sah unglücklich und sehnsüchtig zugleich aus. »Und Coach McFarlane hat mich gerne um sich, das hat sie gesagt. Sie sorgt dafür, dass ich meine Schularbeiten mache, und ich sorge für sie, ich hab so was schon gemacht, als meine Großmutter schwerkrank war, es stört mich nicht.«
»Das ist eine andere Geschichte«, sagte ich, ruhiger - ich war oft genug in der Wohnung an der Escanaba gewesen, um Verständnis zu haben für Josies Ruhebedürfnis. »Lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir Billys Probleme lösen können.«
Ich zog die Stühle unter Mary Anns altem Emailletisch hervor. Billy reckte immer noch trotzig das Kinn vor, aber aus der Tatsache, dass er sich hinsetzte, schloss ich, dass er bereit war, meine Fragen zu beantworten.
»Billy, ich komme gerade von April. Während ich dort war, ist Freddy Pacheco in das Haus eingebrochen und hat alles verwüstet. Ich dachte zuerst, er hätte nach der Zeichnung gesucht, die er für Bron gemacht hatte...« Ich brachte das inzwischen ziemlich zerfledderte Stück Papier zum Vorschein. »Sie haben das?«, rief Billy aus. »Wo haben Sie das gefunden?« »Nicht weit von der Stelle, an der am Montagabend dein Auto kaputtgefahren wurde.
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